Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

Für und WiderMasterplan Medizinstudium 2020 beschlossen

Am heutigen Freitag wurde von Bund und Ländern der "Masterplan Medizinstudium 2020" beschlossen. Bei den Meinungen gibt es Für und Wider.

Foto: flickr.com/sebadorn
Symbolfoto

Der "Masterplan Medizinstudium 2020" sieht Veränderungen bei der Studienstruktur und den Ausbildungsinhalten vor. Die Lehre wird an der Vermittlung arztbezogener Fähigkeiten ausgerichtet. Dabei gilt das besondere Augenmerk dem Arzt-Patienten-Gespräch, das maßgeblich die Arzt-Patienten-Beziehung, den Behandlungserfolg und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten beeinflusst. Die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten wird weiter gestärkt.

Mit dem "Masterplan Medizinstudium 2020" wird angestrebt, dass die angehenden Ärztinnen und Ärzte neben den bisher im Mittelpunkt der Ausbildung stehenden hochspezialisierten Fällen an den Universitätskliniken auch ganz alltägliche Erkrankungen in der ambulanten und stationären Praxis kennenlernen. Dazu wird z.B. festgeschrieben, dass Studierende während des Praktischen Jahrs ein Quartal in der ambulanten Versorgung verbringen. Die Allgemeinmedizin wird in der Ausbildung weiter gestärkt.

Auch die Zulassung wird zeitgemäß weiterentwickelt. Diese soll verstärkt auf die heutigen und zukünftigen Anforderungen an ärztliche Tätigkeiten ausgerichtet werden. Soziale, kommunikative Kompetenzen und eine besondere Motivation für das Medizinstudium werden stärker gewichtet.

Als weiterer Anreiz für eine Niederlassung im ländlichen Raum wird den Ländern die Einführung einer so genannten Landarztquote ermöglicht. Die Länder können danach bis zu 10 Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerberinnen und Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach Abschluss des Studiums und der fachärztlichen Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für bis zu zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung in unterversorgten bzw. durch Unterversorgung bedrohten ländlichen Regionen tätig zu sein.

Mit der Verabschiedung des Masterplans wird eine Expertenkommission unter der Leitung von Frau Monika Harms, Generalbundesanwältin a.D., eingesetzt, die Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen auf die Studienplatzsituation und die Kosten untersucht und innerhalb eines Jahres einen Vorschlag zur Änderung der Approbationsordnung für Ärzte erarbeiten wird.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: "Der Masterplan Medizinstudium 2020 ist ein wichtiger Schritt hin zu einem modernen Medizinstudium, das unsere Ärztinnen und Ärzte auf die künftigen Herausforderungen vorbereitet und eine gute Patientenversorgung überall in Deutschland auch in Zukunft sicherstellt. Mehr Praxisbezug im Studium und eine Stärkung der Allgemeinmedizin sind gerade mit Blick auf die gute Versorgung im ländlichen Raum von großer Bedeutung. Zugleich wird die Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten gestärkt – dies entspricht den Empfehlungen des Wissenschaftsrats und dem Wunsch vieler angehender Ärztinnen und Ärzte."

Maria Michalk, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: "Heute ist ein entscheidender Schritt hin zur Reform des Medizinstudiums gelungen. Das Gesamtpaket an Maßnahmen, auf das sich die Vertreter von Bund und Ländern geeinigt haben, ist der richtige Ansatz zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Begrüßenswert ist vor allem die Stärkung der Allgemeinmedizin an den Universitäten. Junge Mediziner werden sich während ihrer Ausbildung stärker als bisher mit einer Tätigkeit in ländlichen Regionen befassen."

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis:  "Mit dem Masterplan Medizinstudium 2020 schaffen wir eine konsequent praxisorientierte Mediziner*innenausbildung der Zukunft, die neben der Modernisierung des Studiums auch den Herausforderungen zur Sicherung der kurativen Versorgung der Bevölkerung gerecht werden wird. Hierzu setzen wir auf eine stärker an sozialen Kompetenzen der Studierenden ausgerichtete Auswahl der Bewerber*innen sowie die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium vom ersten Tag an. Das Maßnahmenpaket wird abgerundet durch die Möglichkeit einer Landarztquote in der Verantwortung der Länder, die den Studierenden gemeinsam mit bereits existierenden Fördermöglichkeiten eine verlässliche Perspektive bieten kann, ihren Weg zum Traumberuf am und für Patienten anzutreten."

Der Reformplan für das Medizinstudium hat bei den Studierenden im Marburger Bund zwiespältige Reaktionen hervorgerufen. "Wir begrüßen die Ankündigung von Bund und Ländern, das Medizinstudium praxisnäher zu gestalten. Die Modellstudiengänge liefern schon seit Jahren den Beweis, dass mehr Praxisnähe möglich ist und die Trennung zwischen Vorklinik und Klinik überwunden werden kann.", sagte Victor Banas, Vorsitzender des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund. Besonders hervorzuheben sei, dass die ärztliche Ausbildung stärker an Kompetenzen ausgerichtet werden soll und Studierende frühzeitig mit der Patientenversorgung in Kontakt kommen.

"Auf der Schattenseite verbuchen wir die Einführung zusätzlicher Obligatorien im Studium und die Quartalisierung des Praktischen Jahrs. Damit wird eine bewährte Struktur aufgelöst, die den Studierenden den notwendigen Freiraum verschafft hat, um im Rahmen eines viermonatigen Wahltertials eigenen Präferenzen nachzugehen oder die gewünschte Fachrichtung besser kennenzulernen. Der Ärztemangel, insbesondere der Mangel an Landärzten, wird sich nicht durch den Masterplan beheben lassen."

Frank Ulrich Montgomery, Bundesärztekammer-Präsident: "Wer den Ärztemangel bekämpfen will, muss bereits im Medizinstudium ansetzen. Deshalb ist es gut, dass die Reform des Medizinstudiums mit der heutigen Einigung endlich in Angriff genommen werden kann. Enttäuschend ist jedoch, dass sich Bund und Länder nicht über eine klare und langfristige Finanzierungsvereinbarung einigen konnten. Offenbar auf Betreiben der Länder wurde die vollständige Umsetzung des Masterplans unter Haushaltsvorbehalt gestellt. Dadurch fehlen klare Vorgaben für wichtige Bereiche. Eine Entscheidung über die dringend erforderliche Erhöhung der Studienplatzkapazitäten haben die Verhandlungspartner auf unbestimmte Zeit vertagt. Auch bei der bundesweiten Etablierung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin bleibt der Masterplan vage und sieht lediglich eine Soll-Bestimmung vor. Bloße Absichtserklärungen bringen uns jedoch nicht weiter. Hier muss dringend nachgeschärft werden." 

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen