Dass so eine Akte - vor allem der Teil, der die Patienten aktiv einbezieht - kein Selbstläufer ist, zeigt eine Studie aus den USA. Darüber berichtet die "Ärzte Zeitung". Zwischen Oktober 2013 und Juni 2014 befragten US-Forscher 20 Teilnehmer aus Gesundheitszentren und Kliniken in vier unterschiedlichen Bezirken in Nord Carolina - überwiegend Ärzte und Krankenschwestern, aber auch IT-Verantwortliche. In den Vereinigten Staaten müssen Gesundheitszentren und Kliniken bereits seit 2015 über ein Patientenportal mit ihren Patienten kommunizieren. Die Teilnehmer sahen laut Studie durchaus einen Nutzen in den Portalen, es überwogen jedoch die Nachteile.
Ein Vorteil der Patientenportale sei, dass sie für effizientere Verwaltungsprozesse sorgen, weil Termine oder organisatorische und simple medizinische Fragen über den Online-Weg geklärt werden könnten. Damit sinke das Telefonaufkommen. Zudem sei eine Nachricht schneller getippt als ein Telefongespräch geführt. Auch normale Laborbefunde könnten so schneller übermittelt werden. Beide Seiten profitierten laut der Studie zusätzlich davon, dass die Patienten - weil sie durch das Portal informierter sind - ihre Krankheit besser selbst managen können.
Ärzte profitieren von Vernetzung
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Ärzte von der direkten Kommunikation untereinander profitieren. Sie sahen weniger Doppeluntersuchungen und Behandlungsfehler - insbesondere bei der Medikation. Dennoch waren die Befragten sehr skeptisch gegenüber den Patientenportalen. Denn die Arbeitserleichterung auf der einen Seite könne zu Mehrarbeit auf der anderen führen, etwa weil viele Portale nicht selbsterklärend seien, so die "Ärzte Zeitung".
Vor allem weniger gebildete oder ältere Patienten müssten geschult werden. Zudem bestehe die Gefahr, dass Patienten das Portal als Flatrate zum Arzt betrachteten. Angst wurde zudem geäußert, dass die Arbeit der Aufklärung am ohnehin überforderten Klinik- und Praxispersonal hängen bleibe.
Was passiert mit falsch eingespeisten Daten?
Ebenfalls kritisch sahen die Studienteilnehmer, dass Patienten mit zu vielen Daten, die sie vielleicht nicht richtig einordnen können, allein gelassen würden. Offen blieb auch eine weitere Frage: Was passiert mit fälschlich eingespielten Daten? Die befragten IT-Verantwortlichen wussten da keine Antwort.
Interessant ist die Studie in Hinblick auf Deutschland, wo mit dem E-Health-Gesetz ab 2019 eine sektorübergreifende Patientenakte etabliert werden soll. Eine, über die auch die Patienten Zugriff auf Gesundheitsdaten haben sollen und eigene Werte bereitstellen können.


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