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Akademisierung nichtärztlicher GesundheitsberufeWir benötigen hochqualifizierte Therapeuten mit akademischer Ausbildung

Krankenhausgeschäftsführer mischen sich sinnvollerweise nur selten in berufsgruppeninterne Diskussionen der Leistungserbringer ein. Wie wichtig das ist, unterstreicht kma-Herausgeber Axel Ekkernkamp.

Doch wie schnell und spürbar Berufspolitik im Krankenhausalltag ankommen kann, wurde etwa in der bestreikten Charité deutlich, als die Funktionäre aus dem Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege einen Mindestpersonalbedarf definieren oder die 1996 ausgesetzte PPR reaktivieren wollten. Es lohnt sich für Klinikmanager also doch, Entwicklungen im Blick zu behalten.

So fordern die Physio- und Ergotherapeuten, Hebammen, Logopäden und verwandte Therapieberufe die Überführung der berufsqualifizierenden Studiengänge gemäß Modellklauselgesetz in ein reguläres Bildungsangebot. Bekanntlich erlaubte der Gesetzgeber unter Einbeziehung des Wissenschaftsrats vorübergehend die Parallelität von Ausbildung und Hochschulstudium in den Therapieberufen. Viele Hochschulen haben sich darauf eingestellt, attraktive Studienpläne erstellt und ausgezeichnete Dozenten und Professoren dafür gewinnen können. Dennoch ist die Zukunft der Akademisierung nichtärztlicher Gesundheitsberufe ungewiss: Notwendige Evaluationen lassen auf sich warten.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Modellklausel nicht nur verlängert, sondern erfolgreich beendet werden könnte. Eine weitergehende Qualifizierung des deutschen Nachwuchses in diesen Therapieberufen ist – auch im Hinblick auf europäische Standards – nur zu gewährleisten, wenn man dauerhaft die Möglichkeit hat, diese Fachdisziplinen zu studieren und mit Bachelor, Master oder mit Promotion erfolgreich abzuschließen. Dann ist wieder die Klinikgeschäftsführung am Zug, die es früher den Ärzten überlassen hatte, nichtärztliche Therapieformen zu verordnen und zu überwachen. Heute können Erlöse in Bereichen wie Stroke Units, Weaning-Stationen oder Akutgeriatrie ohne lückenlos dokumentierte Therapieangebote nicht erzielt werden. Dafür werden hochqualifizierte Therapeuten benötigt, am besten mit akademischen Hintergrund.
 
So treten, ein wenig ungewohnt, der Deutsche Pflegerat und der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe an die Seite von Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen. Dazu kommen staatliche und private Hochschulen für Gesundheit, die wegen des großen Zulaufs jenseits der Medizinischen Fakultäten selbstbewusster werden. Vielleicht erfüllt sich mein lange gehegter Wunsch, dass die vorklinischen beziehungsweise theoretischen Bestandteile des Medizinstudiums von allen Gesundheitsberufen gemeinsam absolviert werden, doch noch.

Axel Ekkernkamp (unter anderem) auf dem Hauptstadtkongress in Berlin:
Die Zukunft der Medizin“ - Mittwoch, 08. Juni 2016 | 14:00 - 15:30 Uhr

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