Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

... Fortsetzung des Artikels

Health Innovation Hub„Wir werden drängeln, wo wir es für nötig halten“

Und wenn es doch so kommt: Werden Sie dann von dem Job zurücktreten?

Die Frage stellt sich für mich nicht. Gemeinsam mit dem Team bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort – besonders der Zeitfaktor spricht für die Idee. Der Zeitpunkt, die Zukunft der Digitalisierung des Gesundheitswesens maßgeblich zu gestalten, ist jetzt. Ich brenne für diese Aufgabe, weil ich sie spannend, aufregend und nutzenstiftend finde. Aber ich hänge nicht an dem Job, ich kann meine Tage sicher auch anders gut verbringen.  

Sie sprachen anfangs davon, der Hub wolle die Branche besser vernetzen. Fehlt es nicht vielmehr an der Umsetzung?

Ja, aber genau darum geht es uns ja auch. Es gibt bereits sehr viele, herausragende Ideen, die teilweise ihren Nutzen in Pilotprojekten schon bewiesen haben. Nun geht es darum, diese Ideen in Produkte zu überführen und diese in der Regelversorgung für die Menschen erlebbar zu machen.  Da nehmen Vernetzung und Weiterentwicklung einen hohen Stellenwert ein. Unser Anspruch ist es, in beide Richtungen für die Umsetzung zu arbeiten – auf Seiten der Lösungsanbieter, aber auch auf Seiten des Gesetzgebers, der natürlich ebenfalls seinen Teil für die Umsetzung leisten muss.

Wer ist denn genau in diesem Team?

Wir bündeln in unserem Team ein breites Fachspektrum an Expertise: Wir haben Datenexperten, Profis für Interoperabilität und die notwendigen Standards, für alle rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Umsetzung sowie Experten mit großer Erfahrung für die Implementierung von digitalen Systemen im realen stationären und ambulanten Gesundheitsbetrieb. Im Team ist unter anderem Henrik Matthies, der Geschäftsführer von Mimi Hearing war. Das Berliner Unternehmen, das digitale Präventionslösungen rund ums Thema Hören anbietet, war eines der ersten Digital-Health-Unternehmen, dessen Produkte als Medizinprodukt in Europa zertifiziert wurden. Zum Team gehören u.a. auch Lars Roemheld, KI- und Big Data Spezialist mit einem Master Abschluss in Computer-Science der Stanford University sowie Julia Hagen, die bei der Bitkom den Bereich Health und Pharma geleitet hat. Natürlich bringe auch ich einiges an Erfahrung aus meiner Zeit als diagnostischer Radiologe, Ärztlicher Direktor eines Uniklinikums und zuletzt als Chief Technology Officer bei GE Healthcare mit.

Viele innovative deutsche Entwickler bevölkern längst das Silicon Valley, Start-ups wandern reihenweise ins Ausland ab, weil sie ihre Innovationen hier nicht schnell genug von den Kassen bezahlt kriegen. Was kann der Hub daran ändern?

Leider haben Sie in der Problembeschreibung vollkommen Recht. Wir müssen uns hier besser aufstellen - wir brauchen eine andere Herangehensweise. In der digitalen Welt verändern sich die Dinge viel schneller als wir es beispielsweise aus der Medikamentenentwicklung her kennen. Es muss möglich werden, Ideen und Produkte schneller auszuprobieren und in eine Regelversorgung zu überführen. Das bedeutet, zeitlich, räumlich oder auf Nutzergruppen begrenzte Probeläufe zu ermöglichen. Dabei müssen wir auch über finanzielle Anreize, aber auch über Abzüge bei Nichterfüllung reden.     

Das meint?

Wir wollen in keiner Weise das bewährte intensive Prüfverfahren des G-BA in Frage stellen. Dessen Entscheidungen müssen sehr gut durchdacht sein. Schließlich öffnen bzw. schützt er den Markt für 75 Millionen Versicherte. Gleichzeitig müssen innovative Unternehmen die Möglichkeit erhalten, mit ihren digitalen Produkten auch schon vor einer finalen Entscheidung des G-BA Geld zu verdienen. Wir brauchen ein gestuftes, weniger starres System, ohne dabei unsere hohen Standards an Sicherheit und Nutzen aufzugeben.  

Bislang regelt das die Selbstverwaltung. Soll zukünftig der Hub darüber mitentscheiden, ob eine E-Health-Idee zugelassen wird?

Nein, wir werden nicht über Top oder Flop entscheiden. Wir wollen aber dazu beitragen, dass wir ein System etablieren, in dem Entscheidungen schneller und in Stufen gefällt werden können. Notwendig ist ein Regelwerk, wo auf der einen Seite fixe und verbindliche Eckpunkte definiert werden - etwa bei den grundlegenden Interoperabilitäts-Standards. Auf der anderen Seite muss für digitale Produkte viel früher die Möglichkeit einer Teil-Monetisierung bestehen.  

Wer legt dieses Regelwerk fest? Sie, das Ministerium? Stellt der Hub damit nicht das bisherige System der Selbstverwaltung in Frage?

Nein, am System der Selbstverwaltung will niemand rütteln. Aber wir brauchen für eine erfolgreiche Digitalisierung jetzt einfach Tempo. Wer diese Notwendigkeit nicht erkennt, stellt seine Existenz unnötig selbst in Frage. Auch die Organe der Selbstverwaltung sind kein Selbstzweck, sondern dienen der gesundheitlichen Versorgung der Menschen. Deshalb: Ja, wir müssen die Regeln sicher anpassen, damit wir bei der digitalen Transformation offener, effizienter und schneller werden; am bewährten System der Selbstverwaltung aber sollten wir festhalten.

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen