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Ärztin angeklagtJunge starb nach Stammzelltransplantation

Eine Ärztin aus Düsseldorf spritzte geistig schwerbehinderten Kindern aus aller Welt Stammzellen ins Gehirn. Die Privatklinik der Firma X-Cells, in der sie arbeitete, ist inzwischen geschlossen, die Medizinerin steht vor Gericht.

Eine Ärztin (59) soll schwerbehinderten Kindern für eine fünfstellige Summe Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen, aufbereitet und durch die Schädeldecke ins Gehirn gespritzt haben. Ein fünfjähriger italienischer Junge kam vor fünf Jahren nach solch einer Behandlung ums Leben. Dafür muss sich die Neurochirurgin vor Gericht verantworten. Die Methode sei schon damals wissenschaftlich höchst umstritten gewesen und die Aufklärung der Eltern vor der Operation unzureichend, wirft die Staaatsanwaltschaft ihr vor.

Nach einer Forschungsstelle an der Uni Köln wurde die Ärztin von der Düsseldorfer Privatklinik der Firma X-Cells angeworben. Dort behandelte sie geistig schwerbehinderte Kinder aus aller Welt mit Stammzellen, mehrere Hundert Kinder insgesamt. Die Kinder seien schulmedizinisch austherapiert gewesen, sagt ihr Anwalt. "Es war ein Heilversuch, eine Außenseiter-Methode, wissenschaftlich nicht anerkannt. Das haben wir immer klar gesagt", betont die Neurochirurgin. Die Eltern seien darüber schriftlich und mündlich umfassend aufgeklärt worden, auch über das tödliche Risiko des Eingriffs von 0,5 Prozent.

Es gab viel Kritik aus der Fachwelt
Die Therapie war damals als Versuch befristet zugelassen gewesen, bekam aber viel Gegenwind aus der Fachwelt. Die Kölner Bezirksregierung und das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium verboten der Privatklinik Ende April 2011 die Stammzelltherapie. Die Neurochriurgin ist jedoch heute noch überzeugt: "Wir haben unglaubliche Erfolge damit erzielt. Kinder, die mit der Sonde ernährt werden mussten, konnten plötzlich essen."

Die Klinik ist inzwischen geschlossen und die Betreiberfirma pleite. Die angeklagte Neurochirurgin arbeitet nicht mehr als Ärztin, sondern wieder in ihrem alten Beruf als Kinderkrankenschwester.

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