Der Chef des vor einem mehrjährigen Spar- und Umbauprogramm stehenden Konzerns, Karl-Ludwig Kley, zeigte sich dennoch mit der Umsatz- und Gewinnentwicklung zufrieden: "Merck erwirtschaftete 2011 ein gutes operatives Ergebnis in einem herausfordernden Umfeld", sagte Kley. Beim Umsatz knackte der Bayer-Konkurrent erstmals die 10 Milliarden-Euro-Marke. Details zu dem kürzlich angekündigten Programm zur Steigerung der Rentabilität mit möglichen Stellenstreichungen nannte er nicht. Zu Handelsbeginn lagen Merck-Aktien leicht im Minus, hielten sich jedoch etwas besser als der Markt.
Der Überschuss nach Minderheiten fiel um 2,3 Prozent auf 617,5 Millionen Euro, wie die im Leitindex Dax notierte Merck KGaA am Dienstag im hessischen Darmstadt mitteilte. Das operative Ergebnis sank wegen Belastungen durch Abschreibungen auf den US-Laborausrüster Millipore und die gescheiterten Produktkandidaten Cladribin (Multiple Sklerose) und das Parkinson-Mittel Safinamid um rund 12 Prozent auf 985,1 Millionen Euro. Analysten hatten sowohl beim operativen Ergebnis wie auch beim Überschuss mit mehr gerechnet. Dagegen lag die vorgeschlagene Dividende über den Markterwartungen.
Beim Umsatz profitierte Merck von der breiten Aufstellung mit Chemie und Pharma. Der Erlös des Nasivin-Herstellers stieg auch dank der Übernahme von Millipore um rund 11 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro.
Umsatzplus erwartet
Der Traditionskonzern, der 2018 stolze 350 Jahre alt wird, soll nach den Rückschlägen in der Pharmasparte und der zunehmenden Konkurrenz im lukrativen Geschäft mit Flüssigkristallen auf mehr Effizienz getrimmt werden. Merck geht in den kommenden Jahren von einem zunehmenden Wettbewerbs- und Marktdruck aus. Die durch das Sparprogramm frei werdenden Ressourcen will Merck in künftige Wachstumsmärkte investieren.
Für 2012 und 2013 stellt Unternehmenschef Kley einen weiteren Umsatzanstieg in Aussicht. Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll 2012 leicht steigen und sich im Jahr 2013 erneut verbessern. Einmalkosten durch das vor kurzem angestoßene Sparprogramm könnten das berichtete Ergebnis jedoch unter das Niveau von 2011 drücken.
Auslöser für das Sparprogramm sind Probleme im Pharmageschäft, die durch das Debakel mit der Multiple-Sklerose-Pille Cladribin stärker in den Fokus rückten. Die erhoffte Zulassung scheiterte, die Hoffnungen auf Umsätze in Milliardenhöhe wurden begraben. In der größten Sparte Merck Serono, in der der Bayer-Konkurrent das Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten wie Rebif zur Behandlung von Multiple Sklerose oder Erbitux zur Behandlung von Krebs gebündelt hat, verbuchten die Darmstädter ein Umsatzplus von rund 3 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. 2012 und 2013 will Merck den Umsatz der Sparte leicht steigern. Allerdings könnten die Kosten für die Sparprogramme das berichtete EBITDA der Sparte vor allem 2012, aber auch 2013 belasten.
Höhere Dividende
Im margenstarken Geschäft mit Flüssigkristallen (Liquid Crystals, LC), die in Laptops, Flachbildschirmen und Handys zum Einsatz kommen, konnte Merck den Preisdruck durch einen höheren Absatz kompensieren. Der Umsatz im LC-Geschäft verbesserte sich um 8,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.
Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten: Der Hauptversammlung am 20. April sollen 1,50 Euro je Aktie vorgeschlagen werden - ein Plus von 20 Prozent. Insgesamt hat Merck KGaA weltweit mehr als 40.000 Beschäftigte, allein am Standort Darmstadt über 9.000.


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