Die im MDax notierte Stada AG hatte im September Investoren mit der Ankündigung überrascht, wegen finanzieller Schwierigkeiten der staatlichen Gesundheitskasse 97 Millionen Euro Forderungen gegen serbische Großhändler in den Wind zu schreiben. Neun von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Analysten rechnen daher für das dritte Quartal mit einem Verlust von fast 50 Millionen Euro nach einem Minus von 11 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Der Ratiopharm- und Sandoz-Konkurrent hat seine Zahlen für Donnerstag (10. Nov. ) angekündigt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der einzige noch unabhängige große deutsche Hersteller von Nachahmermedikamenten knapp 30 Millionen Euro Forderungen aufgeben müssen. Neben dem Ausblick stehen Aussagen zu der geplanten Unternehmensanleihe im Fokus.
Beim Umsatz sagen die Experten für das dritte Quartal im Schnitt einen Anstieg von fünf Prozent auf 419,4 Millionen Euro voraus. Pharmaexperte Oliver Kämmerer von der WestLB rechnet für Europa weiterhin mit einem schwächerem Wachstum, während Russland - der zweitgrößte Markt für den MDax-Konzern - ein Umsatzplus von fast einem Drittel erzielt haben könnte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird nach 75,6 Millionen Euro im Schnitt bei 81,7 Millionen Euro gesehen. Die Entwicklung im dritten Quartal wird dominiert und verzerrt von den Abschreibungen in Zusammenhang mit Serbien, sagte Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank. Eine Einschätzung, die auch Leslie Iltgen vom Bankhaus Lampe teilt. Die Analystin erwartet für die Monate Juli bis September einen Verlust von 35,4 Millionen Euro.
"Mit Blick auf das vierte Quartal, das alleine schon saisonal bedingt stärker ausfallen dürfte und die folgenden Quartale, sind wir deutlich optimistischer", schreibt Analystin Iltgen. Rückenwind dürfte dann nicht nur vom internationalen Geschäft kommen, sondern auch von der Entwicklung im schwierigen Heimatmarkt Deutschland. Stada habe bei den jüngsten Ausschreibungen von Rabattverträgen von deutschen Krankenkassen wie der AOK, der KKH-Allianz oder der Techniker Krankenkasse gut abgeschnitten. Die Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen drücken jedoch nicht nur bei Stada auf die Gewinnmargen im deutschen Generikageschäft.
Konzernchef Hartmut Retzlaff bekräftigte mit Bekanntgabe der Abschreibungen die Erwartungen für 2011. Allerdings werden aus der Gewinnprognose einmalige Abschreibungen ohnehin herausgerechnet. Das Unternehmen will in diesem Jahr den Umsatz und den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) weiter steigern. Auch für die mittelfristigen Ziele zeigte sich Retzlaff zuletzt zuversichtlich: 2014 soll sich der Umsatz auf rund 2,15 Milliarden Euro verbessern. Beim Konzerngewinn wird ein Anstieg auf 215 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Analystin Iltgen schließt nicht aus, dass die Prognose für 2014 angehoben werden könnte.
Zu den bekannten Stada-Marken gehören die Sonnencreme Ladival, das Grippemittel Grippostad und die Salbe Mobilat. Ein dynamisches Auslandsgeschäft sowie eine hohe Nachfrage nach Markenprodukten hatten Stada im ersten Halbjahr gut voran gebracht. Nach den jüngsten Zukäufen ist der Akquisitionshunger nach Aussage Retzlaffs noch nicht gestillt. Der Konzernchef will die Position in Osteuropa und das Geschäft mit Markenprodukten weiter stärken. "Wer sich ausschließlich auf Generika konzentriert, wird künftig sicherlich nicht mehr die Gewinne abliefern können, die der Markt erwartet", gab der Manager im Sommer die Strategie vor.


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