Die Geschichte des Unternehmens Dräger begann in einer Werkstatt. Dort tüftelten Johann Heinrich Dräger (1847-1917) und sein Sohn Bernhard an einer Vorrichtung, mit der sich der Druck in Bierzapfanlagen regulieren ließ. Das war 1889. Das System der Druckminderung, auf dem Drägers im selben Jahr patentiertes "Lubeca-Ventil" beruhte, wurde zur Grundlage zahlreicher Geräte vom Narkoseapparat bis zu Atemgeräten für Bergleute, Taucher und Feuerwehren. Am 6. Februar feiert das börsennotierte Unternehmen der Medizin- und Sicherheitstechnik seinen 125. Geburtstag.
Heute hat das Unternehmen Tochtergesellschaften in 50 Ländern und beschäftigt mehr 13 000 Mitarbeitern weltweit. Dennoch ist der Konzern immer ein Familienunternehmen geblieben - wenn auch mit einem kurzen Zwischenspiel. 2002 kam es zu einem Joint Venture mit Siemens in einem Teilbereich der Medizintechnik. Nach nur acht Jahren löste Stefan Dräger diese Konstruktion wieder auf. Er habe dem Unternehmen die alte Beweglichkeit und Sicherheit vor feindlichen Übernahmen zurückgeben wollen, schreibt er in einer Chronik zum Firmenjubiläum. Der 49-Jährige führt das Unternehmen seit 2005 in fünfter Generation und fühlt sich Lübeck als Bürger und Unternehmer verbunden, wie er in der Chronik weiter schreibt.
Es war vor allem sein Urgroßvater Bernhard Dräger (1870-1928), der den Grundstein für die noch heute gültige Unternehmensmaxime "Technik für das Leben" legte. Er erkannte im Prinzip der Druckreduzierung eine Basistechnologie, mit der sich komprimierte Gase und vor allem Sauerstoff für die Medizin nutzbar machen ließen. 1902 entwickelte Dräger zusammen mit dem Lübecker Chirurgen Otto Roth den weltweit ersten Narkoseapparat, der Chloroform mit Sauerstoff mischt und so den künstlichen Schlaf beherrschbar macht. "Die Narkosemittel haben sich verändert und die Geräte haben viele Zusatzfunktionen erhalten. Aber das Prinzip, nämlich die Mischung von extrem flüchtigen Gasen mit Sauerstoff, ist bis heute unverändert. Man kann also zu recht sagen, dass die Erfindung von 1902 bahnbrechend war", sagt Michael Wilkening, der im Unternehmen für das OP-Geschäft zuständig ist.
Der "Roth-Dräger", wie der Apparat kurz genannt wurde, begründete den Ruf des Unternehmens als Pionier auf dem Gebiet der Medizintechnik. Allein in den ersten zehn Jahren wurden 1500 dieser Geräte in alle Welt verkauft. Bald umfasste die Produktpalette des Unternehmens auch Beatmungsgeräte für die Notfallmedizin, Atemschutzgeräte für Feuerwehren und Bergleute. "Letztere hatten im Bergbau einen so guten Ruf, dass die Bergbau-Rettungsmannschaften in den USA und in Kanada noch heute "draegerman" heißen", sagt Verkaufsmanager Axel Bahr, der für das Bergbaugeschäft in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum zuständig ist. In den beiden Weltkriegen produziert Dräger im großen Umfang Gasmasken. Während des Zweiten Weltkrieges werden die auch von Zwangsarbeitern gefertigt. 1941 sind nach Unternehmensangaben rund 1200 der 7000 Dräger-Mitarbeiter Zivilisten aus den besetzten Gebieten, Kriegsgefangene und auch Häftlinge des KZ Neuengamme.
Heute findet man Produkte der Dräger-Medizintechnik weltweit in Operationssälen, auf Intensiv- und Frühgeborenen-Stationen sowie bei Rettungsdiensten. Kunden des Unternehmensbereichs Sicherheitstechnik sind unter anderem Feuerwehren, Bergbau, Industrieunternehmen, Polizei und Militär. "Unser meist verkauftes Produkt sind allerdings die 1937 entwickelten Teströhrchen zum Aufspüren von Gasen", sagt Unternehmenssprecher Herbert Glass. "Ursprünglich zum Nachweis von Kohlenmonoxid in Bergwerken gedacht, gibt es heute Prüfröhrchen für mehr als 500 Gase. Die bekanntesten sind die für den Alcotest bei Verkehrskontrollen", sagt Glass.


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