
Für den kommunalen Klinikverbund schloss sich 2021 nahtlos an die Verlustphase der vergangenen Jahre an. Der Verlust von 31,9 Millionen wurde wiederum vollständig von den öffentlichen Trägern übernommen, so dass unter dem Strich ein Nullergebnis verblieb. Die Verbindlichkeiten aus dem von den Gesellschaftern verbürgten Cash Pool-Konto bei der Sparkasse Pforzheim-Calw, die sich Ende 2021 auf 43,3 Millionen Euro häuften, werden 2022 und in den Folgejahren weiter ansteigen.
Die Klinikverbund Südwest GmbH aus Böblingen wurde Anfang 2006 gegründet. Sie fungiert als Managementholding kommunaler Kliniken in Südwestdeutschland und besteht im Wesentlichen aus den 2006/07 mehrheitlich eingebrachten Kreiskliniken Böblingen gGmbH mit ihren Krankenhäusern in Sindelfingen-Böblingen, Leonberg und Herrenberg (1099 Planbetten) und Kreiskliniken Calw gGmbH mit ihren Krankenhäusern in Calw und Nagold (426 Betten).
Die Ende Januar 2023 vorgelegten Konzernzahlen 2021 zeigten eine Fortsetzung der Verlustphase der Vergangenheit. Zwar stieg der Umsatz gegenüber 2020 um vier Prozent auf 394 Millionen Euro. Grund waren ein Anstieg des Landesbasisfallwertes und des Case Mix (CM) um 0,4 Prozent auf 41785 Punkte (bei einem Anstieg der DRG-Fälle um 1,1 Prozent auf 52332 reduzierte sich der Case Mix Index (CMI) von 0,802 auf 0,798). Damit konnte der Rückgang der Corona-Ausgleichszahlungen von 36,5 auf 35,8 Millionen Euro überkompensiert werden. Jedoch erhöhten sich die Verluste auf Basis EBITDA (vor Auflösung des Ertrages aus der Auflösung des Sonderposten), EBIT und EBT um 71, 37,2 und 34 Prozent auf 18, 29,6 und 31,1. Auf 209 Millionen Euro summierten sich die EBT-Verluste seit 2006. Zu 180 Millionen Euro haben die Gesellschafter – also die Steuerzahler – die Verluste im Rahmen von Verlustübernahmen in diesem Zeitraum nahezu vollständig ausgeglichen. 2021 wurden die Verluste von rund 32 Millionen Euro durch Verlustausgleich ausgeglichen, so dass unter dem Strich ein Null-Ergebnis stand.
Zu 180 Millionen Euro haben die Gesellschafter – also die Steuerzahler – die Verluste ausgeglichen.
Da zugleich der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit deutlich schrumpfte, von minus 25,1 auf minus 37,8 Millionen Euro, wurde auch die Bilanz weiter nach unten gezogen. Das Vermögen stieg zwar leicht – von 186 auf weiterhin sehr geringe 203 Millionen Euro. Der Zuwachs basierte allerdings vor allem auf einem Anstieg der Forderungen nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz. Das Grundvermögen spielt mit 18 nach 22 Millionen Euro im Vorjahr dabei kaum eine Rolle, da die Immobilien beim Gesellschafter verblieben. Zudem sind keine Barmittel vorhanden, weil der Konzern in ein zentrales Cash-Pooling eingebunden ist: Da sich die Verbindlichkeiten aus dem Cash-Pool-Konto von 16,3 auf 43,3 Millionen Euro erhöhten, ist die bei der Sparkasse Pforzheim-Calw hinterlegte, und von den Gesellschaftern unbefristet verbürgte Betriebsmittelkreditlinie in Höhe von insgesamt 64,4 Millionen Euro nahezu aufgebraucht. In Folge der anhaltenden Verluste ist das Vermögen mit zwei Prozent kaum eigenfinanziert (genau wie 2020), zu 13 Prozent gering über Fördermittel (Vorjahr 14 Prozent) und zu 43 Prozent (Vorjahr: 36 Prozent) hoch über Kreditinstitute finanziert.
Damit sind die Perspektiven auch auf mittlere Sicht ernüchternd. Es ist davon auszugehen, dass bis 2025/26 nach dem Abschluss des Investitionsprogrammes von insgesamt rund einer Milliarde Euro in alle Standorte noch sehr viel Steuergeld in das Unternehmen fließen wird. Ab 2025/26 kann der Steuerzahler nur hoffen, dass sich die angestrebten Vorteile aus den Investitionen lohnen werden. 2022 erwartet der Konzern neben dem Betriebsübergang der Sana Klinik Bad Wildbad an die Kreiskliniken Calw gGmbH einen leichten Anstieg des Verlustes im Konzern von 31,9 auf 33,8 Millionen Euro.
Agaplesion gAG: 2022 soll leicht besser werden
Die Agaplesion gemeinnützige AG ist eine Managementholding von (inklusive Equity-Konsolidierungen) 20 Krankenhäusern (2021: 255 Tausend Fälle, CM 208 Tausend, 79 Prozent Umsatzanteil), 40 Wohn- und Pflegeeinrichtungen (2021: 3562 Plätze, 1166 Tausend Berechnungstage, 11 Prozent Umsatzanteil), 4 Hospizen, 36 MVZ, sieben ambulanten Pflegediensten sowie 15 Krankenpflegeschulen und einer Fortbildungsakademie (10 Prozent Umsatzanteil). Sie wurde 2002 gegründet und wächst seitdem stark durch Übernahme kirchlicher Kliniken und Pflegeheime (großteils durch Einbringung von Einrichtungen durch Sacheinlage gegen Ausgabe neuer Aktien).
Das Unternehmen zeigte 2021 eine Ertragsentwicklung, die – wie geplant – deutlich schlechter als 2020 verlief: Aufgrund eines Anstiegs des CM um 4,4 Prozent und des Landesbasisfallwertes erhöhte sich der Umsatz zwar um 5,6 Prozent auf 1691 Millionen Euro. EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens), EBIT und EBT reduzierten sich allerdings um 26,7, 51 und 60,5 Prozent auf 49,3, 15 und 10,9 Millionen Euro. Dieser Rückgang war einerseits zurückzuführen auf von 129,7 auf 98,5 Millionen Euro geringere (im Umsatz und sonstigen betrieblichen Ertrag verbuchte) Corona-Ausgleiche. Andererseits belasteten die anhaltende gesellschaftsrechtliche Konsolidierung und die Harmonisierung und Erweiterung der Konzernstrukturen. Der um 87,2 Prozent auf 16,7 Millionen Euro reduzierte Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit litt zudem unter einer Erhöhung der Vorräte und Forderungen von fünf auf 112,1 Millionen Euro. Die Bilanzqualität blieb angesichts dessen auf einem guten, jedoch leicht verschlechterten Niveau. Das Gesamtvermögen, das sich gegenüber 2020 von 1533 auf 1631 Millionen Euro erhöhte, bestand zu 10 Prozent (2020: 12 Prozent) aus liquiden Mitteln. Es war zu 26 Prozent (2020: 17 Prozent) eigen-, zu 30 Prozent (2020: 33 Prozent) fördermittel- und 22 Prozent (2020: 18 Prozent) bankenfinanziert.
Die Ertragskraft des Unternehmens ist auch angesichts der Größe und Synergiepotenziale vergleichsweise sehr gering.
Grundsätzlich besitzt das Unternehmen zwar gute Perspektiven. Denn angesichts des steigenden Ertragsdrucks im Markt ist davon auszugehen, dass die Zahl der evangelischen Häuser, die unter das Dach der Agaplesion schlüpfen wollen, zunehmen wird. Allerdings ist zu bemängeln, dass die Ertragskraft des Unternehmens auch angesichts der Größe und Synergiepotenziale vergleichsweise sehr gering ist. Wenn sich die Planung 2022 realisiert hat, und Umsatz und EAT leicht gestiegen sind, ist dieser Kritikpunkt aufrechtzuerhalten.
Helios Kliniken: Gute Entwicklung auch im vierten Quartal 2022
Unverändert positiv entwickelte sich auch im vierten Quartal 2022 das Geschäft von Fresenius Helios: Während der Umsatz sich um fünf (intern fünf) Prozent auf 3031 Millionen Euro erhöhte, stiegen EBITDA, EBIT bzw. EBT um jeweils vier bzw. fünf Prozent auf 485, 354 bzw. 306 Millionen Euro. Träger des Umsatz- und Ergebnisanstiegs war das Spanien-Geschäft. In diesem konnte bei einem Umsatzplus von zwölf Prozent auf 1214 Millionen Euro ein EBIT-Plus von sechs Prozent auf 172 Millionen Euro erzielt werden. Im Deutschland-Geschäft erhöhte sich der Umsatz um 0,2 Prozent auf 1749 Millionen Euro und das EBIT um zwei Prozent auf 174 Millionen Euro. Das Spaniengeschäft ist mit einer EBIT-Marge von 14,2 Prozent deutlich renditestärker als Helios-Deutschland (9,9 Prozent).
Für das Geschäftsjahr 2023 soll es sowohl beim Umsatz als auch beim EBIT weiter nach oben gehen. Während der Umsatz im mittleren einstelligen Bereich wachsen soll, liegt beim EBIT die Rendite bei zwischen neun und elf Prozent. 2022 lag die EBIT-Marge bei 10,1 Prozent. Das Geschäft bei Helios entwickelte sich dabei deutlich besser als beim Gesamtkonzern, bei dem einige Umstrukturierungen und Effizienzprogramme angekündigt wurden.
KMG Kliniken SE: EAT-Einbruch 2021
Wenig spektakulär verlief das Geschäft 2021 bei der KMG Kliniken SE, die in den Bereichen Akut (Umsatzanteil 88 Prozent), Reha, Pflege (jeweils fünf Prozent) und sonstige Dienstleistungen (zwei Prozent) tätig ist. Erwartungsgemäß schrumpften Umsatz und Ertrag deutlich. Der Umsatzrückgang um 2,6 Prozent auf 350 Millionen Euro basierte auf der Abgabe von fünf der 19 Einrichtungen im Bereich Pflege und einem pandemiebedingten Leistungsrückgang. Das EBITDA- (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens), EBIT- und EBT-Minus von 42,2, 35,3 und 38,4 Prozent auf 22,7, 11,4 und 8,8 Millionen Euro war neben dem Leistungsrückgang und nicht ausreichenden Corona-Ausgleichen auf Restrukturierungsmaßnahmen (Schließung Standort Klinikum Havelberg) zurückzuführen. Die Bilanzqualität verschlechterte sich trotz der deutlich reduzierten Erträge kaum. Das Vermögen von 389 Millionen Euro (2020: 402 Millionen Euro) war mit 11 Prozent (2020: 13 Prozent) ausreichend liquide, mit 12 Prozent (2020: 14 Prozent) gering eigenfinanziert, mit gegenüber 2020 unveränderten 38 Prozent hoch fördermittel- und 20 Prozent (2020: 21 Prozent) gering bankenfinanziert. Ähnlich wenig spektakulär wie das abgelaufene Geschäftsjahr lauten die Planungen für 2022: Bei einem leichten Umsatzanstieg wird mit einer Ergebnisstagnation gerechnet. Ob dies gelungen ist, bleibt abzuwarten, auch angesichts des hohen Kostendrucks.





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