Insbesondere wirkte sich dies auf die Finanzierungsmöglichkeiten aus. Venture Capital als das klassische Instrument für die Bereitstellung von Beteiligungskapital sei als Finanzierungsquelle in Deutschland fast vollständig ausgetrocknet, heißt es im Biotech-Report der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wird. "Die deutsche Biotech-Branche leidet weiterhin sehr stark unter der schwierigen Finanzierungssituation. Nach dem schmerzhaften Absturz der Eigenkapitalfinanzierungen im Jahr 2008 um fast 45 Prozent ist sie 2009 erneut um 51 Prozent eingebrochen", sagte Siegfried Bialojan, Leiter des Industriesektors Life Science bei Ernst & Young und Autor der Studie.
Wie in Deutschland habe sich auch in Europa die Finanzierungssituation der privaten Biotech-Unternehmen weiter verschlechtert. Insgesamt flossen nur 712 Millionen Euro (minus 29 Prozent) an Risikokapital in die Branche. Erheblich besser schnitten die börsennotierten Gesellschaften ab, die ihr Eigenkapital um satte 216 Prozent steigern konnten. Allerdings sei in diesem Betrag auch Qiagen mit einer außergewöhnlich hohen Finanzierung durch eine Kapitalerhöhung enthalten.
UMSATZ STAGNIERT
Im Krisenjahr 2009 stagnierte der Umsatz der deutschen Biotech-Branche auf dem Niveau des Vorjahres: Das Kernsegment der Studie, Biotech-Unternehmen mit Stammsitz in Deutschland, erreichte Erlöse von 960 Millionen Euro Umsatz. In einer erweiterten Betrachtung, in der unter anderem auch in Deutschland ansässige Tochterfirmen ausländischer Biotech-Unternehmen zusammengefasst sind, stieg der Umsatz um weniger als ein Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Die börsennotierten Unternehmen mit Stammsitz in Deutschland steigerten ihren Umsatz nach dem Bericht um 7 Prozent auf 226 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im erweiterten Segment mit 1,06 Milliarden Euro nahezu gleich geblieben. Dagegen gingen die Investitionen in die Forschung und Entwicklung im Kernsegment um sechs Prozent zurück.
Die Zahl der Unternehmen lag im Kernsegment mit 387 etwa auf dem Niveau des Vorjahres, während im erweiterten Segment ein Plus von 30 Firmen auf 531 Unternehmen gab. Erfreulich sei dagegen, dass die Zahl der Wirkstoffe in der Medikamenten-Entwicklung bei den deutschen Biotech-Unternehmen um 8 Prozent auf 340 gestiegen sei: "Die deutschen Biotech-Unternehmen arbeiten insgesamt erfolgsorientierter als früher", sagte Bialojan. Fehlanzeige dagegen beim Thema Börsengang: Wie bereits in den zwei vorangegangenen Jahren wagte auch 2009 kein deutsches Biotech-Unternehmen den Schritt aufs Parkett.
AUSWEG AUS FINANZIERUNGSMISERE: STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN
Auswege aus dem Finanzierungsengpass bieten strategischen Partnerschaften insbesondere zwischen Biotech- und Pharma-Unternehmen. Beide Branchen hätten Stärken und Schwächen, mit denen sie sich in der gegenwärtigen Lage gegenseitig helfen könnten: Biotech-Unternehmen litten einerseits unter chronischer Finanzschwäche, seien aber andererseits innovationsstark. Umgekehrt haben die Pharma-Unternehmen bei einer vergleichsweise komfortablen finanziellen Ausstattung in den vergangenen Jahren an Innovationskraft eingebüßt und sind stark unter Kostendruck geraten. Die durchschnittlichen Kosten für die Erforschung und Entwicklung der Wirkstoffe liegen laut Report bei 0,8-1,2 Milliarden US-Dollar und erstrecken sich über einen Zeitraum von acht bis zwölf Jahren./ep/gr/tw


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