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WochenausblickBörsen verlieren ihre positive Dynamik

Börsianer blicken skeptisch in die kommende Woche.

"Mit der jüngsten Kursschwäche - der Dax ist wieder klar unter 6.000 Punkte gerutscht - und der ausgefallenen Jahresanfangsrallye ist zumindest die zuvor positive Dynamik der Aktienmärkte verloren gegangen", sagte Marktanalyst Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel. Auch charttechnisch sei die Lage inzwischen prekär, und das lasse nicht viel Gutes erwarten. Der Wochenstart dürfte mit dem "Martin-Luther-King"-Feiertag in den USA allerdings sehr gemächlich ausfallen, ergänzte ein Börsianer.

Die Analysten der DZ Bank führen den Rückschlag auf eine Reihe von Gewinnwarnungen, enttäuschende Unternehmensnachrichten und neue Spannungen im Finanzsektor zurück. Aus ihrer Sicht sei der zuvor starke Kursanstieg wegen des immer noch instabilen konjunkturellen Umfelds ohnehin nicht gerechtfertigt gewesen, und entsprechend sollte auch das aktuelle Minus bei den Aktienkursen nicht überbewertet werden, hieß es in einem strategischen Ausblick der Bank. Klaus Stabel von ICF Kursmakler sieht den Fokus in der neuen Woche wie andere Börsianer auf den Unternehmensnachrichten aus den USA. Aus Deutschland seien unterdessen kaum neue Nachrichten zu erwarten. Ein Aktienhändler ergänzte, dass eine Investmentkonferenz von Cheuvreux in der ersten Wochenhälfte aber noch einige Impulse bringen könnte. Marktanalyst Stabel sieht unterdessen auf Jahressicht trotz der jüngsten Korrektur die größeren Chancen weiterhin bei Aktien im Vergleich zu Rentenpapieren.

Bilanzen der US-Unternehmen klar im Fokus

Die US-Berichtssaison komme in der Woche erst richtig in Fahrt und werde die gesamte Aufmerksamkeit der Börsianer binden, betonte de Schutter. Nach den ersten Bilanzvorlagen von Alcoa bis Intel müssten Anleger daran zweifeln, dass die Vorschusslorbeeren der vergangenen Monate in Form deutlicher Kursgewinne auch wirklich gerechtfertigt sind. Insbesondere die Banken - und dabei die Sorge um die weitere Entwicklung der Kreditqualität - stehen dem Marktanalysten zufolge derzeit im Fokus. JPMorgan habe hier trotz überraschend hoher Erträge eben wegen der erhöhten Kreditvorsorge dem Markt einen ersten klaren Dämpfer gegeben. Zudem würden neben den Zahlen aus dem Bankensektor auch einige wichtige Technologieunternehmen wie IBM am Dienstag erwartet. Im weiteren Wochenverlauf könnten auch die Berichte einiger wichtiger Halbleiter- und anderer Technologiekonzerne wie Hynix und LG.Display ihre Branchenkollegen aus Deutschland mit bewegen.

Aus Sicht einiger Börsianer scheinen sich die aktuellen Erwartungen bezüglich der Bilanzvorlagen erheblich von der Realität nach oben zu entfernen, hieß es aus dem Markt. Die Analysten der WestLB verweisen allerdings in ihrem Wochenausblick darauf, dass die durchschnittlichen Analystenerwartungen für die großen Konzerne in den vergangenen Monaten zum Teil schon wieder erheblich zurückgenommen worden sind. Dies gelte vor allem für einige sehr zyklische Branchen wie Rohstoffe und Automobil sowie für den Finanzsektor. Die Prognosen für eher defensiv eingeschätzte Branchen wie Pharma oder Nahrung bewegten sich hingegen noch nahe ihren Höchstständen der vergangenen Monate. Allerdings sei die Struktur der einzelnen Sektoren sehr heterogen, und somit sei mit deutlich positiven oder negativen Verwerfungen in Reaktion auf die verschiedenen Bilanzvorlagen zu rechnen.

Stimmungsindikatoren dominieren den Konjunkturkalender

In Deutschland und der Eurozone stehen vor allem Stimmungsindikatoren auf dem Programm. Darunter am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen, die die Zuversicht oder Skepsis deutscher Finanzexperten widerspiegeln. Die Postbank rechnet angesichts der wieder aufgekommenen Skepsis mit einem erneuten Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen. Später in der Woche kommen die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, Frankreich und Deutschland. Von dpa-AFX befragte Volkswirte gehen von einem minimalen Anstieg der Indizes aus.

Bei den Konjunkturdaten aus den USA ragen in der Woche nach Einschätzung von Experten ebenfalls die Stimmungsindikatoren heraus, außerdem Daten zum Wohnungsbau. Dabei werden die Frühindikatoren nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen belegen, dass die konjunkturelle Aufwärtsdynamik intakt ist. Gleichzeitig sei aber beim Philadelphia Fed Index nach dem starken Vormonatsanstieg ein Rückschlag wahrscheinlich. Der Index spiegelt das Ergebnis einer Umfrage der regionalen Notenbank bei Unternehmen über das allgemeine Geschäftsklima wider. Für Ernüchterung dürften auch die Hausbaubeginne und Genehmigungen sorgen, die im Dezember vermutlich witterungsbedingt kräftige Rückgänge verzeichnet hätten, hieß es.

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