Die Papiere brachen in einem insgesamt schwachen Marktumfeld bis zum späten Freitagnachmittag um über 14 Prozent ein. Der im MDax notierte Arzneimittelgroßhändler hatte am Donnerstag unter anderem wegen der staatlichen Sparmaßnahmen in Europa eine Gewinnwarnung ausgegeben.
Hinzu kommen ein härterer Wettbewerb im deutschen Arzneimittelgroßhandel sowie eine schwächere Entwicklung der Pharmamärkte in Frankreich, Portugal und Dänemark. Die Analystenschätzungen für den operativen Gewinn (EBITDA) seien mit durchschnittlich 660 Millionen Euro zu optimistisch, warnte der scheidende Celesio-Chef Fritz Oesterle am Freitag in einer Telefonkonferenz.
"Wir sehen aus heutiger Sicht den unteren Korridor beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 600 Millionen Euro." Die Gewinnprognosen der Analysten lagen bis zur Ankündigung des Unternehmens zwischen 630 bis 690 Millionen Euro. 2010 hatte Celesio noch knapp 700 Millionen Euro erwirtschaftet. Bislang hatte die im MDax notierte Gesellschaft noch keinen konkreten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gegeben.
Das Analysehaus Equinet betonte, dass die wesentlichen Probleme des Pharmagroßhändlers die Regulierungsmaßnahmen nach der Finanzkrise sowie sinkende Umsätze in Schlüsselmärkten seien. Alles in allem bezeichnete Analyst Martin Possienke die Situation für das Unternehmen als schwierig.
Oesterle verlässt das Unternehmen nach Informationen aus Branchenkreisen wegen der Auseinandersetzung um die Ausrichtung von Celesio. Er nimmt seinen Hut Ende Juni. Zwischen dem Vorstand des Pharmahändlers und dem Mehrheitsaktionär Haniel hatte es zuletzt Differenzen über die Strategie des Unternehmens gegeben. Oesterle bekommt nach früheren Angaben eine Abfindung von 9,1 Millionen Euro, sein Vertrag wäre noch bis Ende 2013 gelaufen.
Laut der "Süddeutschen Zeitung" wird in Branchenkreisen spekuliert, ob Oesterle beim Konkurrenten Phoenix in Mannheim unterkommt. Dem Blatt zufolge wurde in dem Auflösungsvertrag für den Manager die normalerweise übliche Klausel vergessen, wonach der Betreffende sich verpflichtet, für einen bestimmten Zeitraum nicht für die Konkurrenz zu arbeiten. Phoenix war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Franz Haniel & Cie. GmbH hält 54,6 Prozent der Celesio-Anteile, die restlichen 45,4 Prozent sind in Streubesitz.


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