"Nach dem Ausbau unserer Marktposition in Brasilien denken wir dabei vor allem an Lateinamerika und den Mittleren Osten", schrieb der neue Celesio-Chef Markus Pinger am Donnerstag in einem Brief an die Aktionäre. Diese Märkte zeigten eine positive Entwicklung und steigende Ausgaben für Gesundheit.
Celesio übernahm im Oktober die Mehrheit an Oncoprod, einem Großhändler für Spezial-Arzneimittel. Mit der Übernahme des größten Pharmagroßhändlers Panpharma war die im MDax notierte Gesellschaft erst vor gut zwei Jahren in den brasilianischen Markt eingestiegen. Anders als in Europa verspricht der Pharmamarkt in dem südamerikanischen Land hohe Margen, da er bislang kaum staatlich reguliert wird.
Celesio stellte bereits Ende Oktober die neue Strategie vor, dabei legten die Stuttgarter auch Eckdaten zum dritten Quartal vor und senkten ihren Ausblick. Die Aktie sank am frühen Morgen in einem leicht negativen Gesamtmarkt um rund ein Prozent. Die Zahlen seien zwar einen Tick besser ausgefallen, hätten aber keinen großen Nachrichtengehalt, sagte ein Händler.
Neben dem Ausbau seines Geschäfts außerhalb Europas will sich Celesio zukünftig auf die beiden Hauptgeschäfte Großhandel und Apotheken konzentrieren. Dabei will die Mehrheitlich zu Haniel gehörende Gesellschaft vor allem das Geschäft mit der Distribution von Spezialmedikamenten vorantreiben. Für die kleinere Sparte Manufacturer Solutions prüft Celesio einen Verkauf.
"Dies geschieht nicht zuletzt im Interesse von Movianto und Pharmexx, denn beide Unternehmen haben möglicherweise bessere Entwicklungsperspektiven außerhalb der Celesio-Gruppe", sagte Pinger. Der für die Sparte zuständige Vorstand, Michael Lonsert, wird Ende des Jahres Celesio verlassen. Celesio hatte erst vor wenigen Jahren mit der Logistikfirma Movianto und dem Pharma-Personaldienstleister Pharmexx ein drittes Standbein aufgebaut.
Um die Kosten besser in den Griff zu bekommen, leitete Celesio unter seinem neuen Unternehmenschef Pinger bereits ein Sparprogramm ein. "Langfristig werden wir Celesio zurück auf den Weg von nachhaltigem und profitablem Wachstum bringen", sagte Pinger. Unter anderem will Pinger den Personalstand von derzeit 47.000 Mitarbeitern in 27 Ländern kürzen. Davon betroffen sind die großen Verwaltungen in Österreich, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Deutschland.
Im dritten Quartal ging der Überschuss von 80,6 Millionen Euro auf 59,9 Millionen Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen betrug 141,9 Millionen Euro, nach 184,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel auf 5,676 Milliarden Euro. Im dritten Quartal 2010 hatte Celesio noch 5,837 Milliarden Euro umgesetzt. Celesio leidet vor allem unter dem Sparzwang im europäischen Gesundheitswesen und scharfem Wettbewerb, insbesondere in Deutschland. Zudem sorgt die Schuldenkrise in einigen europäischen Ländern wie etwa Portugal und Irland für schlechte Geschäfte bei Celesio.
Für das laufende Geschäftsjahr 2011 hatte Celesio die bisherige EBITDA-Prognose gekappt: Nun werden mindestens 575 Millionen Euro vor Einmalaufwendungen erwartet. Zuvor war das Unternehmen von einem EBITDA von rund 600 Millionen Euro ausgegangen. Unter dem Strich soll zudem ein Gewinn stehen. Die Mittelfristprognose bis 2015 war allerdings einkassiert worden. Früher war Celesio noch davon ausgegangen, bis dahin ein EBITDA von einer Milliarde Euro zu erzielen.


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