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SchuldenkriseCelesio zu Abschreibungen gezwungen

Beim Arzneigroßhändler Celesio hinterlassen die staatlichen Sparmaßnahmen in Europa und die Marktschwäche immer deutlichere Spuren in der Bilanz.

Nach der Warnung Mitte Juni folgt nun die Abschreibung: In drei Geschäftseinheiten seien Wertberichtigungen von insgesamt 116,3 Millionen Euro angefallen. Die Prognose für das operative Ergebnis (EBITDA) präzisierte das Unternehmen. "Wir sind abwartender geworden", sagte ein Sprecher am Mittwoch. Langfristige Prognosen in diesem wirtschaftlichen Umfeld ließen sich nicht mehr sicher aufstellen.

Betroffen seien der jüngst übernommene Pharma-Personaldienstleister Pharmexx mit 72,0 Millionen Euro sowie der Großhandel in Dänemark mit 21,0 Millionen Euro und in Portugal mit 23,3 Millionen Euro, teilte Celesio mit. Das Unternehmen machte die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit in Europa verantwortlich sowie ein daraus resultierendes schwaches Marktumfeld und staatliche Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor.

Die Schuldenkrise mache sich in Portugal deutlich bemerkbar, erklärte der Sprecher. Die Stuttgarter besitzen in dem Land einen Pharmagroßhändler. Von den Problemen in Spanien und Griechenland ist Celesio hingegen nicht betroffen. Auslöser für die außerplanmäßige Überprüfung war die zum Stichtag 30. Juni 2011 unter dem Buchwert des Eigenkapitals liegende Marktkapitalisierung der Celesio AG. Diese Berichtigungen sind nicht zahlungswirksam, mindern jedoch den Konzernüberschuss für das Geschäftsjahr 2011.

Schon bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal hatte die mehrheitlich zum Mischkonzern Haniel gehörende Gesellschaft den Markt auf ein schwieriges Jahr vorbereitet. Mitte Juni warnte der Konzern dann vor überhöhten Gewinnschätzungen der Analysten: Der untere Korridor beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 600 Millionen Euro sei erreichbar, hieß es damals. Auf Basis der bislang bekannten staatlichen Maßnahmen gehe Celesio für das Gesamtjahr 2011 nun davon aus, ein operatives Ergebnis (EBITDA) von rund 600 Millionen Euro zu erzielen und damit rund 100 Millionen Euro weniger als 2010.

An der langjährigen Dividendenpolitik, rund 30 Prozent des bereinigten Überschusses auszuschütten, solle festgehalten werden. Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal werden wie geplant am 11. August vorgelegt. Kurz danach tritt der frühere Beiersdorf-Manager Markus Pinger seinen Posten als Vorstandschef an. Er folgt auf Fritz Oesterle, der Ende Juni nach Querelen mit dem Mehrheitseigentümer Haniel und dessen Chef Jürgen Kluge das Unternehmen verlassen hatte.

Am Aktienmarkt kam Celesio wegen der Abschreibungen erneut leicht unter Druck. Zuletzt hatte sich das Papier etwas von den heftigen Kursverlusten von Mitte Juni infolge einer als Gewinnwarnung interpretierten Aussagen des damals noch amtierenden Chefs Oesterle erholt. Mit einem Abschlag von rund 25 Prozent seit Jahresbeginn gehört die Aktie zu den bisher größten Verlierern im MDax .

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