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Rhön-KlinikumEs ist noch nicht vorbei

Nach dem Übernahmeversuch ist vor dem Übernahmeversuch: Fresenius hat für den gesamten Klinikmarkt ein klares Zeichen gesetzt.

Die Meldung, dass Fresenius kein neues Übernahmenangebot für die Rhön-Klinikum AG abgeben wird, kam letztlich überraschend. Denn auch mit einer einfachen Mehrheit hätte Fresenius einen flächendeckend tätigen Gesundheitskonzern schmieden können. Das Problem mit der 90-Prozent-Mehrheit — diese Mehrheit ist nötig, um das Unternehmen von der Börse zu nehmen — hätte sich dann im Zeitablauf von selbst gelöst, zumal die Aktie für den außenstehenden Aktionär zunehmend an Attraktivität verloren hätte.

Broermann könnte mit Münch gleich ziehen
Nach turbulenten Monaten finden sich die Rhön-Kliniken nun auf dem Boden der Tatsachen wieder. Die Rhön-Aktie notiert derzeit wieder bei unter 15,00 Euro, was zirka dem Stand vor Bekanntgabe der Übernahmeofferte Ende April 2012 entspricht. Aufgrund der Tatsache, dass Rhön im zweiten Quartal einen deutlicher Gewinneinbruch vermeldet hatte, spricht in Verbindung mit der Enttäuschung des Marktes über die geplatzte Übernahme durch Fresenius vieles dafür, dass die Aktie weiter nachgeben wird. Dies gilt umso mehr, da Klinikkonkurrent Asklepios derzeit in Erwägung zieht, seinen Anteil an Rhön auf über zehn Prozent aufzustocken. Gelänge dieser Schritt, hätte Asklepios die Macht, alle wesentlichen Entscheidungen im Unternehmen zu torpedieren. Damit würde Asklepios-Gründer Bernard Broermann mit Eugen Münch, der Rhön gegründet hat, gleich ziehen. Münch besitzt über zwölf Prozent der Aktien und kann so alle wichtigen Entscheidungen blockieren.

Rhön hatte bereits vorgesorgt
Rhön reagierte auf das Scheitern der Übernahme wie auf der Hauptversammlung im Juni angekündigt: Das Unternehmen erweiterte den Vorstand. Der Neue, Martin Siebert, ist kein Nobody in der Szene — er lernte sein Handwerkszeug bei Asklepios und stand zuletzt bei der Klinikkette Median unter Vertrag. Es ist davon auszugehen, dass sich Rhön bereits vor der Aufgabe von Fresenius mit ihm einig war. Die Frage, ob er den Vorstandsvertrag auch unter Fresenius-Führung unterschrieben hätte, wird wahrscheinlich unbeantwortet bleiben. Der nahtlose Übergang spricht auf jeden Fall dafür, dass die Rhön-Kliniken wieder schnell ins Tagesgeschäft einsteigen wollen. Doch ganz so einfach wird das bei dieser Aktionärsstruktur nicht. Gemäß einer Übersicht der Deutschen Börse ist neben Mehrheitseigner Eugen Münch (12,45 Prozent) und einem schwedischen Pensionsfonds (9,94 Prozent) Asklepios (5,01 Prozent), B. Braun (5,00 Prozent) und Fresenius (3,38 Prozent) beteiligt — der Anteil des Klinikkonkurrenten Sana ist nicht bekannt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich das Unternehmen eventuell über seinen PKV-Gesellschafterkreis ebenfalls ein maßgebliches Aktienpaket gesichert hat. Eine 90-Prozent-Mehrheit bei wichtigen Entscheidungen ist damit bereits heute kaum erreichbar.

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Allerdings ist auch davon auszugehen, dass dies nicht für immer so bleiben wird: Der Übernahmeplan beziehungsweise die Vereitelung des Plans hat die beteiligten Akteure viel Geld — unter anderem in Form von Kursverlusten — gekostet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer der Beteiligten den ersten Schritt zur Lösung dieser Situation machen wird. Denn der Übernahmeversuch ist zwar gescheitert, hat aber gezeigt, wohin der Weg in der Gesundheitsversorgung mittelfristig führt.

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