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StadaFlucht nach vorne

Arzneimittelhersteller Stada muss zukaufen oder wird selbst gefressen, heißt es von Analysten.

Wenn der Arzneimittelhersteller Stada seine Bilanz für 2009 vorlegt, dürften die Zahlen hinter Aussagen zur Strategie im hart umkämpften Markt für Nachahmermedikamente (Generika) in den Hintergrund treten. Erst vor wenigen Tagen wurde der Stada-Konkurrent Ratiopharm für 3,6 Milliarden Euro vom israelischen Marktführer Teva Pharmaceutical geschluckt. Die seit langem als Übernahmekandidat gehandelte Stada AG muss nun die Flucht nach vorn antreten und weitere Zukäufe schultern oder sie findet sich früher oder später in den Armen eines größeren Konzerns wieder, heißt es von Analysten.

Neben Strategiefragen steht die Entwicklung des Kerngeschäfts mit Generika bei Bilanzvorlage am Dienstag (30. März) im Fokus. 2010 erwartet Stada-Chef Hartmut Retzlaff ein Wachstum bei Umsatz und sämtlichen operativen Ertragszahlen. Ratiopharm hatte dagegen im Dezember bis 2014 einen jährlichen Umsatzanstieg von durchschnittlich acht Prozent auf 2,4 Milliarden Euro angekündigt. Der operative Gewinn soll in dem Zeitraum auf 530 Millionen Euro klettern.

Abbau der Verschuldung

Nach dem Verkauf von Ratiopharm rechnen Beobachter damit, dass Stada als nächstes dran ist: "Der für Ratiopharm gezahlte Preis entspricht umgerechnet einem Wert von über 46 Euro je Stada-Aktie", schreibt Analyst Ulrich Huwald von M.M.Warburg. Am Freitag wurde die Aktie mit 30,60 Euro gehandelt. Nach vorläufigen Zahlen wies Stada einen Umsatz von 1,57 Milliarden Euro und einen Gewinn von 100 Millionen Euro aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) übertraf mit 280,1 Millionen Euro die Konzernprognose von mindestens 250 Millionen Euro. Bei der Reduzierung der Verschuldung, die derzeit auf der Prioritätenliste des Stada-Managements ganz oben steht, kamen die Bad Vilbeler voran: Die Nettoverschuldung lag Ende 2009 bei 900 Millionen Euro (VJ: 1,016).

Stada ist verstärkt durch Übernahmen in Serbien und Russland gewachsen und will Komplexität und Kosten reduzieren. Mit dem Projekt "Stada - build the Future" zielt das Management auf zusätzliche Ertragsbeiträge im zweistelligen Millionenbereich ab 2010. Größere Zukäufe, die auch eine Erhöhung der Verschuldung bedeuten könnten, strebt Stada derzeit nicht an.

Konkurrenz könnte Stada Leben schwer machen

Mit der Schlagkraft von Teva und dem zum Schweizer Pharmakonzern Novartis gehörenden Generikahersteller Sandoz im Nacken werde es für Stada auf dem deutschen Generikamarkt und in einzelnen europäischen Ländern "deutlich ungemütlicher", vermuten Branchenkenner. Stada habe keinen Großaktionär, der sie schütze, sagt Pharmaexperte Sebastian Frericks vom Bankhaus Metzler. Wenn jetzt jemand käme, der 42,50 Euro für eine Stada-Aktie böte, müsste der Vorstand gute Gründe haben, das Angebot abzulehnen, sagte ein anderer Experte.

Stada weise mit seinen vinkulierten Namensaktien, die nur mit Zustimmung der Gesellschaft im Aktienregister übertragen werden können, eine Besonderheit auf, die eine feindliche Übernahme erschwere: "Das Management ist dadurch in einer besseren Verhandlungsposition was sich auch in einem höheren Preis niederschlagen kann", sagt Martin Possienke, Analyst bei Equinet. Teva zahlte für Ratiopharm rund das 2,2-fache des Umsatzes und knapp das Zwölffache des EBITDA. Das ist weniger als bei vielen Deals in der jüngeren Vergangenheit, bei denen teilweise mehr als das Dreifache des Umsatzes und im Schnitt etwa das 15-fache des EBITDA auf den Tisch gelegt wurde.

Der im Bieterprozess um Ratiopharm leer ausgegangene Konkurrent Pfizer und die isländische Actavis werden sich Stada genau ansehen, heißt es aus dem Umfeld der Unternehmen: "Wir erwarten nicht, dass Actavis ein feindliches Übernahmeangebot abgeben wird", sagt Analyst Huwald. Die Gründe dafür seien die hohe Verschuldung von Actavis und der aus einem feindlichen Übernahmeangebot resultierende Imageschaden für den Hauptgläubiger von Actavis, die Deutsche Bank . Eine mögliche Fusion von Stada und Actavis halten andere Beobachter dagegen für plausibel. Stada habe gute Verbindungen zur Deutschen Bank. 2003 hatte die Bank Stada bei einer Kapitalerhöhung betreut.

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