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Rhön-ÜbernahmeFresenius drückt aufs Tempo

Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX wollen die Bad Homburger das offizielle Angebot für die Aktien des Mitbewerbers noch in dieser Woche an die Finanzaufsicht weiterleiten.

Der vor der Übernahme des Konkurrenten Rhön-Klinikum stehende Medizinkonzern Fresenius bleibt nach einem Gewinnanstieg im ersten Quartal bei seiner optimistischen Prognose für 2012. "Wir hatten ein exzellentes erstes Quartal und bleiben bei unseren Zielen, die wir mit der Offerte für Rhön kommuniziert haben", sagte Fresenius-Chef Ulf M. Schneider am Donnerstag bei Vorlage endgültiger Zahlen in einer Telefonkonferenz. Fresenius drückt bei der vor einer Woche angekündigten Übernahme des fränkischen Konkurrenten aufs Tempo. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX wollen die Bad Homburger das offizielle Angebot für die Aktien des Mitbewerbers noch in dieser Woche an die Finanzaufsicht weiterleiten. Ein Fresenius-Sprecher lehnte einen Kommentar dazu ab.

Fresenius will die detaillierten Unterlagen in der zweiten Maihälfte veröffentlichen, hatte der Konzern mit dem überraschenden Übernahmeangebot mitgeteilt. Die BaFin hat nach Eingang der Unterlagen 10 Werktage Zeit, um das Angebot zu prüfen. Die Frist kann um weitere fünf Werktage verlängert werden. Fresenius will den Konkurrenten übernehmen und den mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzern Deutschlands mit einem Umsatz von rund 6 Milliarden Euro und rund 80.000 Mitarbeitern bilden. Den Abschluss der Transaktion streben die Bad Homburger im 3. Quartal 2012 an.

Nach Angaben aus den Kreisen schnüren die Hessen ein Paket von 5 Milliarden Euro. Dies setze sich zusammen aus 3,1 Milliarden Euro für die Übernahme und knapp 800 Millionen Euro an zu übernehmenden Schulden von Rhön-Klinikum. Hinzu kämen 1,3 Milliarden Euro, da eine Kreditfazilität für den Zukauf des US-Generikaanbieters APP refinanziert werden soll. Finanzvorstand Stephan Sturm war 2005 aus dem Investment Banking der Credit Suisse zu Fresenius gewechselt. Die gesamte Finanzierung werde durch Zusagen der Deutschen Bank , J.P. Morgan , Société Générale , Unicredit und der Credit Suisse abgesichert, hatte Fresenius mitgeteilt.

Der Dax -Konzern hatte seine Erwartungen vor einer Woche nach oben geschraubt: Das Konzernergebnis soll währungsbereinigt um zwölf bis 15 Prozent steigen. Auch beim Umsatz peilen die Hessen einen Zuwachs von zehn bis 13 Prozent an, wobei das obere Ende dieser Spanne angestrebt werde. Im Vorjahr standen 16,5 Milliarden Euro in der Bilanz.

Nach endgültigen Zahlen steigerte Fresenius in den ersten drei Monaten den Umsatz auf Konzernebene dank eines prozentual zweistelligen Umsatzplus der Infusions- und Generikasparte Kabi und der Krankenhaustochter Helios um 13 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis verbesserte sich um 18 Prozent auf 200 Millionen Euro. In den USA brachte das Unternehmen aus Bad Homburg Anfang 2012 neue Produkte auf den Markt. Zudem profitierte der Arbeitgeber von rund 160.000 Mitarbeitern weltweit von den anhaltenden Lieferengpässen der Konkurrenz bei Nachahmermedikamenten (Generika).

Kräftig dazu beigetragen hat die ebenfalls im Dax notierte Tochter Fresenius Medical Care (FMC), die einen auch durch Zukäufe um 9 Prozent gesteigerten Umsatz von 3,25 Milliarden US-Dollar (2,5 Mrd Euro) berichtete. Das bereinigte Konzernergebnis lag mit 244 Millionen Dollar (186 Mio Euro) um 10 Prozent über dem Vorjahreswert. FMC profitierte auf dem wichtigen US-Markt von höheren Zahlungen der Krankenversicherung: Die wichtige Kennziffer der durchschnittlichen Vergütung pro Behandlung legte im ersten Quartal auf 353 US-Dollar gegenüber 348 US-Dollar im Vorjahreszeitraum zu.

Konkurrenten wie Asklepios oder auch Sana Kliniken könnten die Transaktion mit dem Kauf eines Aktienpaketes von Rhön in die Länge ziehen, sagte eine andere Quelle der dpa-AFX. Die Offerte steht vor einigen Hürden: Die höchste dürfte die Mindestannahmequote von 90 Prozent sein, die in der Satzung von Rhön verankert ist. Rhön-Gründer Eugen Münch unterstützt die Offerte von Fresenius. Er hält mit seiner Familie 12,5 Prozent an dem fränkischen Unternehmen und ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender.

Fresenius ist in den vergangenen Jahren durch Übernahmen in Milliardenhöhe gewachsen. Durch die Anfang 2012 abgeschlossenen Zukäufe des US-Dialysekonzerns Liberty Dialysis und der norddeutschen Klinikkette Damp stieg die Verschuldung. Ende März betrugen die Nettofinanzverbindlichkeiten 10,6 Milliarden Euro nach 9,2 Milliarden Euro Ende vergangenen Jahres. Damp wurde zum 31. März erstmals konsolidiert.

Sollte der Kauf gelingen, würde der Verschuldungsgrad - das Verhältnis von Nettofinanzverbindlichkeiten zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) - nach Angaben von Fresenius auf 3 bis 3,5 steigen. 2013 soll der Verschuldungsgrad wieder im Zielkorridor von 2,5 bis 3 liegen.

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