Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

AusblickFresenius schlägt sich in Corona-Krise wacker

Der Medizinkonzern Fresenius und seine Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) legen am Mittwoch ihre Zahlen für das erste Quartal vor. Trotz Corona-Krise zeigt sich das Unternehmen relativ zuversichtlich.

Fresenius-Flaggen
Fresenius
Flaggen mit Fresenius-Logo

Die Corona-Krise zwingt immer mehr Unternehmen dazu, ihren Ausblick zu revidieren. Anders die Lage beim Bad Homburger Medizinkonzern Fresenius SE mit seiner Dialysetochter Fresenius Medical Care, der sich trotz gewisser Belastungen bislang vergleichsweise zuversichtlich für das Gesamtjahr 2020 gezeigt hat. Einzig die Hauptversammlungen von Mutter und Tochter wurden bis auf unbestimmte Zeit verschoben.

Mit seiner Krankenhausgesellschaft Helios und der spanischen Tochter Quironsalud kämpft Fresenius derzeit an vorderster Front gegen die Pandemie. Dafür wurde in Deutschland die Zahl der Intensivbetten um zwei Drittel von 900 auf 1500 aufgestockt. Der von der Regierung verordnete Stillstand des öffentlichen Lebens zeigte zuletzt Wirkung. Deutschland kam bisher mit einem blauen Auge davon und vielerorts blieben Intensivbetten frei. So auch bei Helios, wo die erhöhten Kapazitäten laut einem Sprecher bisher nur zu rund 60 Prozent ausgelastet wurden.

Tochterfirma Kabi möglicher Krisenprofiteur

Während Helios sich inzwischen auf den Corona-Rettungsschirm der Bundesregierung verlassen kann, bereitet vielen Analysten unterdessen jedoch die deutlich angespanntere Lage in Spanien Sorgen, wo die seit Anfang 2017 zum Konzern gehörende Klinikgesellschaft Quironsalud bisher ein recht verlässlicher Wachstumsträger war. In Spanien läuft noch eine Diskussion um eine finanzielle Krisenunterstützung durch den Staat für Kliniken, weshalb die Bezifferung möglicher Effekte auf den Konzern für Fresenius zum aktuellen Zeitpunkt eher schwierig sein dürfte.

Die auf Flüssigmedizin und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi könnte womöglich sogar von der Pandemie profitieren. Zwar hatte Sturm im Februar von unterbrochenen Lieferketten und einem eingeschränkten Zugang zu Krankenhäusern in China berichtet. Zudem kam es bei Kabi zu Unterbrechungen in der Produktion, doch die läuft inzwischen wieder. In den USA kurbelte Covid-19 laut Branchendaten den Absatz des Fresenius-Ablegers im März sogar kräftig an. Denn die Krankenhäuser stockten wegen des erwarteten Ansturms von Patienten ihre Medikamentenbestände auf.

Dialysetochter FMC stabil

Auch die Dialysetochter FMC dürfte nach Einschätzung von Beobachtern nur wenig Blessuren durch die Krise davontragen. Schließlich ist eine regelmäßige Blutwäsche für Nierenkranke unabdingbar. In China, das FMC zum Wachstumsmarkt erklärt hat, hatte Fresenius laut Sturms Aussagen vom Februar allerdings Probleme, Geräte für die Heimdialyse zu verkaufen.

Bei der nun anstehenden Quartalsbilanz dürfte der für FMC wichtigste Markt besonders im Fokus stehen: die USA, die die Pandemie erst spät im Quartal erreicht hatte und die mit den weltweit höchsten Fallzahlen am stärksten betroffen sind. FMCs dichtester Wettbewerber in den USA, DaVita, hat bereits mitgeteilt, zum Ende des ersten Jahresviertels kaum Belastungen durch die Pandemie gespürt zu haben. Dabei steht zudem auch in den USA bereits fest, dass die Dialyseanbieter Schützenhilfe aus dem Corona-Topf der Regierung erhalten.

Corona-Pandemie zwar mit negativen, aber nicht kritischen finanziellen Folgen

Zur Präsentation der Bilanz für 2019 hatte Fresenius-Chef Stephan Sturm gesagt, er erwarte für 2020 keine signifikant negativen finanziellen Auswirkungen durch die Corona-Krise. Auch Helios rechnete zuletzt damit, dass die Covid-19-Pandemie zwar negative, aber nicht wesentliche finanzielle Effekte haben dürfte. In seine Prognosen für das Gesamtjahr hat das Fresenius-Management aber ein Sicherheitsnetz eingebaut: Die Ziele lassen mögliche Belastungen durch die Corona-Krise außen vor, weil diese ohnehin bislang nur schwer abzusehen sind.

Nach einem stabilen Gewinn in 2019 will der Medizinkonzern demnach 2020 wieder eine Schippe drauf legen. Der Umsatz soll währungsbereinigt um vier bis sieben Prozent wachsen, abseits von Sondereinflüssen wird der Gewinn in einer Bandbreite von ein bis fünf Prozent höher erwartet. FMC peilt für 2020 ein Wachstum von Umsatz und Ergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an.

Analysten generell zuversichtlich mit Blick auf Fresenius 

Während sich der Markt derzeit insbesondere Sorgen um die Folgen durch Corona für den Fresenius-Konzern macht, sehen einige Analysten die Lage deutlich entspannter. Tom Jones von der Berenberg Bank etwa glaubt, dass die nun anstehenden Zahlen das Zeug haben dürften, die Anleger hinsichtlich der Corona-bedingten Belastungen bei Fresenius zu beruhigen. Denn im ersten Quartal dürfte sich zeigen, dass das Geschäft grundsätzlich stark sei und der Konzern mit temporärem Gegenwind gut umgehen könne, so Jones. Dies sei gut zu wissen, bevor die Zeiten im zweiten Quartal womöglich etwas rauer würden.

Mit Ausnahme des chinesischen Marktes seien die negativen Einflüsse durch die Beschränkungen in den meisten Ländern erst Mitte März sicht- und fühlbar geworden. "Bis zu diesem Zeitpunkt dürften die Geschäfte im Konzern relativ gut gelaufen sein", formuliert es Jones. Analyst Hassan Al-Wakeel von der britischen Barclays-Bank hingegen schätzt, dass die Stärke von Kabi in Nordamerika durch die Schwierigkeiten im schon früh von der Pandemie belasteten Asien-Geschäft und höhere Klinikkosten bei FMC und Helios wieder wettgemacht worden sein dürfte. Den Tiefpunkt - insbesondere bei der Kliniktochter - sollte dabei das zweite Quartal markieren, bevor es im zweiten Halbjahr wieder aufwärts gehen dürfte.

Vorsichtige Gewinnprognosen 

Anders als sonst üblich hat Fresenius keinen eigenen Analystenkonsens für das abgelaufene Quartal bereitgestellt. Da aktuell in einigen Märkten wie etwa Spanien noch nicht absehbar ist, inwieweit der Konzern auf staatliche Unterstützung bauen kann, sind die Prognosen der Experten eher mit Vorsicht zu genießen. Die wenigen von Bloomberg befragten Analysten rechnen mit einem Umsatzzuwachs auf 8,9 Milliarden Euro nach 8,5 Milliarden im Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollte mit 1,04 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert von 1,1 Milliarden Euro ausfallen.

Verlässlicher dürften die Schätzungen für die Dialysetochter FMC sein, der staatliche Schützenhilfe bereits gewiss ist. Laut den vom Unternehmen bereitgestellten Prognosen erwarten die befragten Experten nun im Schnitt Umsätze in Höhe von 4,42 Milliarden Euro, dies wäre ein Umsatzplus von sieben Prozent nach 4,13 Milliarden im Vorjahr. Für das operative Ergebnis (Ebit) wird ein Zuwachs auf 543 (Vorjahr: 537) Millionen Euro prognostiziert, während der Gewinn unter dem Strich unverändert bei 271 Millionen Euro erwartet wird.

FMC-Aktie liegt vorn

Von den beiden im Dax gelisteten Titel des Fresenius-Konzerns hat derzeit ganz klar die Aktie der Tochter FMC die Nase vorn. Kein Wert im gebeutelten Dax hat sich seit dem Corona-Crash ab dem 24. Februar 2020 stabiler gezeigt als der Dialyseanbieter. So kommt FMC seither unter dem Strich auf ein Minus von knapp acht Prozent, nachdem die Anteilscheine bis Mitte März in der Spitze um mehr als 30 Prozent eingebrochen waren. Die Fresenius-Aktie selbst liegt aktuell in etwa gleichauf mit dem deutschen Leitindex - auch sie hat seit dem Februar-Rückschlag gut ein Fünftel verloren. Allerdings war es im Tief für Fresenius sogar um fast zwei Drittel abwärts gegangen.

Beide Medizin-Papiere eint wiederum, dass sie von ihren bisherigen Rekordständen weit entfernt sind. Bei Fresenius ging es nach dem Hoch im Juni 2017 bei rund 80 Euro über Monate beständig abwärts, bis die beiden Gewinnwarnungen binnen weniger Monaten Ende 2018 der Aktie entscheidende Dämpfer verpassten. Von diesem Schlag hatte sich der Kurs selbst bis Ende Februar 2020 nur teilweise erholt, als der Corona-Crash den Anlegern die nächste eiskalte Dusche verpasste.

FCM in Markt für Heimdialyse eingestiegen

Noch deutlich unruhiger sieht der Chart bei FMC in den vergangenen Jahren aus. Die Aktie erreichte Anfang Februar 2018 bei rund 94 Euro ihr vorläufiges Hoch, rutschte aber wegen Problemen unter anderem im US-Geschäft bis Anfang 2019 um etwa 40 Prozent bis auf rund 55 Euro ab. Zuletzt liefen die Geschäfte bei FMC jedoch wieder besser, auch weil das Unternehmen mit der Übernahme des US-Unternehmens NxStage in den Markt für Heimdialyse eingestiegen ist. Dem Kurs hat das gut getan. Im vergangenen Februar erreichte die Aktie ihr bisheriges Jahreshoch bei 81,10 Euro, danach wurde auch sie zunächst vom Corona-Crash mitgerissen.

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen