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Controlling-StudieGeschäftsführung oft nicht im Bilde über die Zahlen

44 Prozent der Klinikgeschäftsführer erhalten keine regelmäßigen Deckungsbeitragsinformationen zur Steuerung ihrer Fachabteilungen. Dies ergibt sich aus einer Studie des Deutschen Vereins für Krankenhaus-Controlling (DVKC), der Uni Wuppertal und der Managementberatung zeb.

"Nachholbedarf besteht nach wie vor bei der Implementierung und Nutzung einer Deckungsbeitragsrechnung zur Steuerung von Fachabteilungen", sagte Nils Crasselt, Lehrstuhlinhaber für Controlling an der Bergischen Universität Wuppertal, bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Auch gut ein Drittel der Chefärzte (36 Prozent) erhält diese Zahlen zur Deckungsbeitragsrechnung nicht regelmäßig vorgelegt. Offensichtlich ist es so, dass Krankenhäuser stark die Kosten und die Menge der medizinischen Leistungen im Fokus haben, aber noch zu wenig auf die im Einzelnen damit verbundenen betriebswirtschaftliche Resultate schauen.

Schwachpunkt Risikoberichte
Die 2011 gestartete Landzeitstudie von DVKC, Uni Wuppertal und zeb erfasst und analysiert den aktuellen Stand sowie Entwicklungstendenzen beim Controlling in deutschen Krankenhäusern erstmals so intensiv und über einen so langen Zeitraum. Mit der jährlichen Vorlage der Zwischenergebnisse ergibt sich von Mal zu Mal umfassenderes, vollständigeres und belastbareres Bild des Controllings in deutschen Krankenhäusern. Als einen weiteren Schwachpunkt identifiziert die Expertise auch die Erstellung von Risikoberichten für den medizinischen und kaufmännischen Bereich. Fast die Hälfte aller Krankenhäuser stellen ihren Aufsichtsräten, Geschäftsführern und Chefärzten keine Risikoberichte zur Verfügung.

Daten als Entscheidungsunterstützung
Die Autoren der Studie regen außerdem an, dass die gesammelten und ausgewerteten Daten stärker zur Entscheidungsunterstützung herangezogen werden und sich die Controller stärker als betriebswirtschaftliche Berater der Geschäftsführung begreifen – aber auch herangezogen werden. Die Ergebnisse der diesjährigen Studie belegen, dass das Controlling im Krankenhaus sich zunehmend professionalisiert und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen deutlich höheren Stellenwert erhält. "Die durchschnittliche Personalausstattung der Controllingabteilungen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen. Trotzdem erscheint sie im Branchenvergleich eher niedrig", erklärte Björn Maier, Vorsitzender des DVKC.

Das ermittelte Tätigkeitsprofil der Controller zeigt, dass im Mittel über zwei Drittel der Arbeitszeit für die Sammlung, Aufbereitung und Analyse von Daten sowie für die Berichterstellung benötigt wird. Positiv ist demnach, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer von einer aktiven Kommunikation der Controller mit den Geschäftsführern und Chefärzten berichtet. Das bedeutet aber auch, dass immer noch deutliche Defizite in der Kommunikation zwischen Controlling, Unternehmensführung und leitenden Ärzten zu beobachten sind. Befragt zu ihrem Rollenverständnis gab knapp die Hälfter der Controller an, dass sie ihre Berichte für anstehende Entscheidungen schriftlich kommentiert bei den Verantwortlichen abliefern beziehungsweise sogar "aktiv kommunizieren". In Entscheidungsprozesse unmittelbar eingebunden ist aber nur eine Minderheit: 26 Prozent der Befragten werden von Geschäftsführung beziehungsweise Vorstand "aktiv in die Entscheidungsfindung einbezogen". Bei der Kooperation mit leistungserbringenden Einheiten sind dies sogar nur 18 Prozent.

Wie sich aus der Studie weiter ergibt, haben sich die meisten Krankenhäuser mit Fragen des Berichtswesens, der allgemeinen Unternehmensplanung sowie der Erlös-, Kosten- und Ergebnissteuerung umfassend beschäftigt, sodass Verbesserungsbedarf dort eher im Detail zu finden ist. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim erstmals untersuchten Investitionscontrolling.

EDV-Unterstützung nimmt zu
Eine positive Entwicklung ist in der EDV-Unterstützung des Krankenhauscontrollings in den letzten Jahren zu verzeichnen. Bei der Nutzung moderner Data-Warehouse-Lösungen zur Unterstützung des Berichtswesens ist das dritte Jahr in Folge eine Zunahme zu beobachten. Auch im Bereich der Liquiditätssteuerung registrieren die Studienautoren eine Verbesserung, wenngleich nach wie vor rund ein Drittel der Krankenhäuser nicht über eine operative Liquiditätssteuerung verfügt. Hinsichtlich der Untersuchung von Einflussfaktoren auf das Controlling kann erneut festgestellt werden, dass große Einrichtungen in den meisten Bereichen führend in der Ausgestaltung und Standardisierung der Controllingabläufe mithilfe moderner IT-Lösungen sind. Dies gilt vor allem für die Bereiche, die im Durchschnitt aller Häuser noch relativ schwach entwickelt sind.

Nur ein Viertel der Psychiatrien in der PEPP-Optionsphase
Ein Teil der diesjährigen Befragung widmete sich wieder der Einführung des neuen pauschalierenden Entgeltsystems in psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen (PEPP). Dass sich erst ein Viertel der teilnehmenden Häuser bereits zur Nutzung der Optionsphase entschieden hat und nur weitere rund 15 Prozent dies fest eingeplant haben, zeigt die weiterhin hohe Unsicherheit bei diesem Einführungsprozess. "Trotzdem sind bereits erhebliche Veränderungen in den Dokumentations- und Steuerungsprozessen zu erkennen", erläutert Christian Heitmann, Partner und Leiter des Bereichs Health Care bei der Münsteraner Managementberatung zeb. Ob dies auch die Erlöse im neuen Entgeltsystem sichert, kann mit einer Erlössimulation festgestellt werden, die jedoch erst die Hälfte der Einrichtungen durchgeführt hat. Der Effekt des neuen Entgeltsystems ist also für viele Einrichtungen noch gar nicht transparent. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Häuser noch nicht intensiv genug mit der Thematik beschäftigen, sodass in den nächsten zwei Jahren bis zum verpflichtenden Einstieg in die Konvergenzphase noch große Veränderungen anstehen werden.

Mit den jetzt vorgelegten Zahlen ging die Langzeitstudie von DVKC, Uni Wuppertal und zeb in ihr viertes Jahr. Die Befragung, auf der die aktuelle Analyse beruht, wurde im Sommer 2014 unter deutschen Akutkrankenhäusern und Psychiatrien durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf 145 verwertbaren und an die Studieninitatoren zurückgesandten Fragebögen. Dies entspricht gut 7 Prozent aller deutschen Krankenhäuser.

Adalbert Zehnder

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