Krankenhäuser sollten ihre Angst vor regelmäßigen Klinik-Rankings überwinden, wie sie etwa Zeitungen in den USA veröffentlichen. Mit verschiedenen Qualitätsinitiativen seien zumindest einige Häuser inzwischen auf dem richtigen Weg. Aber auch der Gesetzgeber müsse Druck machen, um mehr Transparenz zu erreichen, forderte unter anderem Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen zum Ende des zweitägigen Europäischen Gesundheitswirtschaftskongresses, der mit weit mehr als 800 Besuchern einen neuen Besucherrekord verzeichnete.
Zu den diskutierten Themen gehörten unter anderem Personalprobleme der Krankenhäuser, das Einweiser-Management, Frauen im Gesundheitswesen, der Risikostrukturausgleich in der GKV und neue Entwicklungen im Reha-Sektor.
Immer wieder tauchte der Appell zu mehr Offenheit im Umgang mit Behandlungsergebnissen auf. Aber auch beim elektronischen Datenaustausch allgemein sei man in Deutschland sehr zurückhaltend, hieß es. Der österreichische Gesundheitspolitiker Clemens Martin Auer (ÖVP), Sektionschef im Gesundheitsministerium, fürchtet sogar, Deutschland könnte den Anschluss an die E-Health-Entwicklung verlieren. „Ich mache mir wirklich Sorgen, denn E-Health in Europa funktioniert nicht ohne Deutschland.“ Er führt dies auf zu viel Angst vor Datenmissbrauch zurück und forderte stärkere politische Führung bei diesem Thema. Dem stimmte der Bundestagsabgeordnete Rolf Koschorrek zu: Die „gelebte Datenphobie“, die Angst vor elektronischer Vernetzung, vor dem ‚gläsernen Patienten‘ und dem ‚gläsernen Arzt‘, führe dazu, dass wir nun den Nachbarn hinterherhinkten, sagte der CDU-Politiker. Was die Diskussion um Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen sehr erschwere, sei das Fehlen einer objektiven Qualitätsdefinition – darin waren sich die Experten aus Politik und Medizin einig. Jeder habe eine andere Vorstellung davon, was Qualität sei und wie man sie kommuniziere, wer sie bestimmen und wer sie kontrollieren solle. Der Leiter des Hygiene- und Infektiologie-Bereich des Uni-Klinikums Aachen, Sebastian Lemmen, warnte indes vor möglichen Fehlinterpretationen veröffentlichter Krankenhausdaten: So sage zum Beispiel eine große Menge verbrauchter Desinfektionsmitteln nichts darüber aus, ob sich die Ärzte und Pflegekräfte damit auch wirklich korrekt und zum richtigen Zeitpunkt die Hände desinfizieren.


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