Bayer, Metro, Telekom und jetzt womöglich auch noch Eon: Bei einer Reihe von Großunternehmen fallen Arbeitsplätze weg oder stehen auf der Kippe. Den zum Teil bereits laufenden Spar- und Umbauprogrammen fallen insbesondere Stellen in der Verwaltung zum Opfer. Die Anlässe sind dabei ganz unterschiedlich. Die Gründe reichen vom Atomausstieg bis zum Preiskampf bei Elektronik. Auf der anderen Seite suchen eine Reihe von Dax-Unternehmen händeringend Personal. Die starke Nachfrage nach Autos schafft Arbeitsplätze.
In den vergangenen Wochen häuften sich die Hiobsbotschaften: Die zum Metro-Konzern gehörenden Elektronikketten Media Markt und Saturn streichen in diesem Jahr europaweit 3000 Arbeitsplätze. Ein Großteil des Abbaus ist schon umgesetzt. Die Deutsche Telekom plant einen deutlichen Stellenabbau in der Zentrale: Von den 3900 Stellen in der Verwaltung könnten in den kommenden vier Jahren jährlich bis zu 400 Stellen eingespart werden. Das wären insgesamt bis zu 1600 Stellen in dem Zeitraum. Die Planungen befinden sind in einem frühen Stadium.
Auch Bayer will die Verwaltung verschlanken. Der Pharma- und Chemieriese hatte im November den Abbau von weltweit 4500 Stellen bekanntgegeben, darunter 1700 Stellen in Deutschland. Ein großer Teil des Abbaus hierzulande betrifft Verwaltungsfunktionen. Bayer will durch Einsparungen bei Personal und Sachausgaben die Konzernkosten ab 2013 um 800 Millionen Euro senken. Die Hälfte dieses Betrages soll reinvestiert werden. So entstehen 2500 Stellen in Wachstumsregionen. Das Umbauprogramm mache große Fortschritte, erklärte Bayer im Juli.
Bei Eon beriet der Aufsichtsrat am Dienstag über die künftigen Vorstandspläne. Details wurden dabei zunächst nicht bekannt. Eon prüft nach eigenen Angaben mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" erwägt Eon den Abbau von bis zu 10 000 Stellen weltweit - das wären mehr als zehn Prozent der gesamten Belegschaft.
"Die Wirtschaftskrise war in den meisten Fällen bereits im zweiten Quartal 2010 weitgehend abgehakt", schildert Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Beim Umsatz und Ergebnis seien viele Unternehmen sehr schnell aus dem Tal herausgekommen und hätten zum Teil alte Höchststände wieder erreicht. "Die Wachstumsraten werden daher von nun an im Jahresvergleich nicht mehr so groß oder gar nicht mehr vorhanden sein", sagt der Aktionärsschützer. Deshalb müssten Unternehmenslenker über neue Unternehmensstrukturen und Sparpotenziale nachdenken.
"Alles, was in dem Horror-Werkzeugkasten zur Verfügung steht, wird nun geprüft und wo möglich umgesetzt", verdeutlicht Tüngler. Dazu gehörten gerade auch Personaleinsparungen. Einschnitte in der Produktion und beim Absatz könnten sich die meisten Unternehmen dagegen nicht leisten. "Die operativen Einheiten laufen unter Volllast, jedermann wird gebraucht. Man schaut nach innen."
Während bei Eon ein Stellenabbau ein heikles Thema ist, suchen auf der anderen Seite Großunternehmen neues Personal: Daimler hatte zum Jahresanfang angekündigt, 2011 weltweit mehr als 10 000 Neueinstellungen zu planen. Rund 4000 Einstellungen sollen hierzulande erfolgen.
Auch der schwäbische Nachbar Porsche, eng verbandelt mit VW, ließ jüngst mit seinem Personalbedarf aufhorchen: Die kleine Sportwagenschmiede will in den kommenden sechs Jahren etwa 7000 neue Jobs schaffen. Vor allem bei den Ingenieuren muss Porsche kräftig suchen - und wirbt sogar in China und Indien um Kandidaten. Auch andere Dax-Konzerne wie MAN, BMW und Siemens stellen derzeit kräftig Leute ein und suchen händeringend nach Fachkräften.


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