Die mehr als 21.000 Apotheken in Deutschland sollen die Abgabe von Arzneimittel stärker in den Mittelpunkt rücken - Kosmetika, Hygieneartikel oder Vitamine sollen Nebensache bleiben. "Eine Apotheke muss auch als Apotheke erkennbar sein", sagte ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP)in Berlin. Das sehe ein Positionspapier für eine überarbeitete Apothekenbetriebsordnung vor. Derzeit sehen viele Apotheken eher Drogerien ähnlich.
Die "Berliner Zeitung" (Mittwoch) hatte aus dem Papier zitiert und berichtet, Rösler lege sich mit den Apothekern und damit mit einer Kernklientel der Liberalen an. Der Minister wolle den gewinnbringenden Verkauf von Kosmetika einschränken. Dies wies der Sprecher zurück. "Bereits nach den jetzigen Regelungen ist der Verkauf von Kosmetika, Hygieneartikeln oder Vitaminpräparaten beschränkt." Die Neuregelung solle dies nur weiter klarstellen.
Die Apotheken sollten sich demnach wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und die Patienten auch besser beraten. Die entsprechende Pflicht des Apothekers werde herausgestellt. "Zudem werden die Apotheker verpflichtet, Vertraulichkeit bei der Beratung zu wahren", so der Sprecher. Im Gespräch sind Abtrennungen oder ausreichende Abstände zwischen den Verkaufstischen.
Zugunsten der Apotheker solle es Sparmöglichkeiten und Bürokratieabbau geben, so das Ministerium. "So sollen etwa die Apotheker künftig eigenverantwortlich entscheiden können, welche Laborgeräte sie zum Beispiel benötigen." Bisher musste eine bestimmte Anzahl an Geräten vorhanden sein. Die gültige Betriebsordnung stamme von 1987 und müsse daher erneuert werden.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Ulrike Flach betonte, die FDP werde keine Überregulierung der Apotheken mittragen. "Sicherheit ja, aber die Lage der Gesichtscreme im Regal muss nicht Politik regeln", mahnte Flach. Der Apothekerverband ABDA betonte: "Wichtig ist, dass es keinesfalls zu einer Verschlechterung der pharmazeutischen Qualität und zu keiner wirtschaftlichen Mehrbelastung der Apotheken kommen darf."
Die SPD-Arzneiexpertin Marlies Volkmer kritisierte: "Röslers Forderungen gehen eindeutig an der Realität vorbei." Der Verkauf von Drogerieartikeln nehme in deutschen Apotheken nur eine untergeordnete Rolle ein. Entweder wisse Rösler nicht, was in seinem Haus vor sich geht, oder er versuche von wichtigeren Themen abzulenken.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen