Blauer Blazer, weiße Hose und ein Lächeln für die Kameras: Beim Prozess in New York gibt sich der derzeit wohl unbeliebteste Unternehmer Amerikas cool. Dabei ist Pharma-Bad-Boy Martin Shkreli, der durch drastische Preiserhöhungen bei einem lebensrettenden Medikament Berühmtheit erlangt hat, in dieser Woche im Dauerstress. Anhörung im Bezirksgericht Brooklyn, wo sich der 32-Jährige wegen Betrugsvorwürfen einfinden muss; Kreuzverhör in Washington, dort soll er dem US-Kongress Rede und Antwort zu seinen umstrittenen Pharma-Geschäften stehen.
Gängige Geschäftspraxis
Shkreli wurde in den USA zum Hassobjekt, nachdem seine Firma Turing Pharmaceuticals das Entzündungs-Medikament Daraprim - das unter anderem Aids-Patienten helfen soll - kaufte und den Preis im September schlagartig von 13,5 auf 750 Dollar pro Pille anhob. Die Geschäftspraxis, sich erst die Rechte für marktdominierende Medikamente zu sichern und dann kräftig die Preise zu erhöhen, ist in der Pharmabranche zwar weder neu noch unüblich. Doch das Ausmaß und die kritisierte Dreistigkeit sorgten dafür, dass Shkreli vielen jetzt als Inbegriff der hässlichen Fratze des Raubtierkapitalismus gilt.
Alte Vergehen holen ihn ein
Mitte Dezember wurde Shkreli festgenommen - allerdings nicht wegen Geldwucher im Pharma-Business. Ihn holte vielmehr der Umgang mit Geldern seiner früheren Firmen ein. Die Vorwürfe der Ermittlungsbehörden: Shkreli soll Millionen abgezweigt haben, um Verluste bei seinen Hedgefonds auszugleichen. Die Anschuldigungen betreffen seinen früheren Job als Chef der Pharmafirma Retrophin. Geld von Anlegern, das seine Fonds in den Sand setzten, habe er sowohl mit neuen Investorengeldern als auch mit Mitteln von Retrophin ersetzt, heißt es in der Anklage. "Shkreli hat mehrere Komplotte betrieben, mit denen er Investoren in ein Netz aus Lügen und Betrug eingewoben hat", sagte Staatsanwalt Robert Capers.
Shkreli können schlimmstenfalls 20 Jahre Gefängnis drohen. Shkreli hat derzeit ohnehin wenig Glück: Sein Aktienvermögen ist seit der Verhaftung um 40 Millionen Dollar geschrumpft, wie die Staatsanwaltschaft nun offenbarte.


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