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Daiichi SankyoPharmakonzern setzt auf Europa

Der japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo will in Europa weiter expandieren und setzt dabei auch auf Medikamente zur Behandlung von Krebs.

"Wir verfügen in der Krebsforschung über zahlreiche vielversprechende Entwicklungskandidaten", sagte Reinhard Bauer, Europa-Chef des zweitgrößten japanischen Pharmakonzerns Daiichi Sankyo der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Im laufenden Geschäftsjahr (bis 31. März 2012) soll der Umsatz in Europa prozentual zweistellig steigen - auf 670 Millionen Euro (VJ: 587).

2012 erwartet Daiichi Sankyo - inklusive des Europageschäfts der Generikatochter Ranbaxy - einen kräftigen Schub auf rund 1,2 Milliarden Euro. Hauptumsatzträger in Europa sind bisher die Blutdrucksenker der Olmesartan-Familie. Bis 2015 sollen mehr als 60 Prozent (bisher 51) des weltweiten Umsatzes außerhalb Japans erwirtschaftet werden. Neue Medikamente wie das im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindliche Lungenkrebsmittel Tivantinib sollen dazu beitragen. Ein zweiter Wirkstoff gegen Lungenkrebs (U3-1287) stammt aus der Zusammenarbeit mit der 2008 gekauften deutschen Biotech-Firma U3 Pharma.

Parallel zur Krebsforschung werde in Europa die Marktzulassung des Blutgerinnungshemmers Edoxaban vorbereitet. "Wir sind sehr weit mit der Entwicklung und werden unsere beiden Phase-III-Studien im März beziehungsweise im Herbst 2012 abgeschlossen haben." Der Wirkstoff soll in Europa und den USA zur Zulassung eingereicht werden und könnte 2013 auf den Markt kommen. Im April 2011 wurde Edoxaban unter dem Markennamen Lixiana in Japan zugelassen. Daiichi konkurriert bei den Thrombosemitteln auch mit Bayer und dessen Medikament Xarelto (Wirkstoff: Rivaroxaban).

Bei der Arzneimittelproduktion verfolgt Bauer ehrgeizige Ziele: Im bayerischen Pfaffenhofen bei München soll die Kapazität in den nächsten Jahren von jährlich zwei auf vier Milliarden Tabletten verdoppelt werden.

In Europa bekam Daiichi im abgelaufenen Geschäftsjahr die Sparprogramme verschiedener Regierungen zu spüren. "Wir sind in den letzten zehn Jahren in Europa im Schnitt prozentual jährlich zweistellig gewachsen. Das hat sich erstmalig im vergangenen Geschäftsjahr mit einem Plus von unter fünf Prozent geändert", sagte Bauer. "Die Einsparungen in Europa haben uns beim Erlös einen deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Betrag gekostet."

In Deutschland wurde am 1. August 2010 der Zwangsrabatt für Arzneimittel von 10 auf 16 Prozent erhöht. Seit Jahresanfang greift zudem das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG). Die Bundesregierung will mehrere Milliarden Euro sparen. Das Gesetz soll verhindern, dass Pharmafirmen neue Mittel zu hohen Preisen auf den Markt bringen, die im Vergleich mit bisherigen Therapien keinen echten Zusatznutzen bieten. Die frühe Nutzenbewertung neuer Medikamente liegt seit Jahresbeginn beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Iqwig). Das AMNOG sei eine "Zumutung", kritisierte Bauer. Das Iqwig nenne keine klaren, öffentlichen Kriterien wie beispielsweise die englische Gesundheitsbehörde Nice.

In Japan ist Daiichi Sankyo die Nummer zwei hinter dem Konkurrenten Takeda. Dieser hat kürzlich für 9,6 Milliarden Euro den Schweizer Pharmakonzern Nycomed übernommen, um Zugang zu den schnell wachsenden Schwellenländern zu erhalten. Weltweit gehört Daiichi zu den Top 20 der Pharmabranche und hat seine Expansion 2008 mit der Übernahme von 64 Prozent an der indischen Ranbaxy vorangetrieben. Nicht gut aufgestellt ist Daiichi bisher in Osteuropa und Skandinavien. In Osteuropa kann sich der Europachef nach eigenen Worten auch Zukäufe vorstellen.

In Japan will Daiichi Sankyo stärker als der Markt wachsen: "Der Umsatz soll im Geschäftsjahr 2011 bis März 2012 um knapp 5 Prozent steigen, während Experten für den japanischen Pharmamarkt einen Rückgang von einem Prozent erwarten", sagte Bauer. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Konzernumsatz auf 8,55 Milliarden Euro (VJ: 7,3). Das operative Ergebnis lag bei rund 1,0 Milliarde Euro. Es stand ein Überschuss von 620 Millionen Euro in der Bilanz.

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