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Generika-MarktTeva will in Deutschland Marktführer werden

Der israelische Weltmarktführer Teva will auch in Deutschland Marktführer für Generika-Medikamente werden.

Vor gut 100 Jahren lieferte die Vorgängerfirma des israelischen Generika-Konzerns Teva ihre Medikamente noch auf dem Rücken von Kamelen und Eseln an die Kunden aus. Seitdem hat sich die 1901 unter dem Namen Salomon, Levin und Elstein im damaligen Palästina gegründete Firma zum größten Unternehmen Israels und Weltmarktführer für Nachahmermedikamente gemausert.

In Deutschland verfügt der Konzern über einen Marktanteil von unter fünf Prozent und rangiert unter den fünf größten Generika- Anbietern. Dabei ist Deutschland als größter Generika-Markt Europas besonders attraktiv für den israelischen Konzern. Um auch in Deutschland Marktführer zu werden, greift Teva nach Deutschlands zweitgrößtem Generikahersteller Ratiopharm - und könnte Erfolg haben. Zusammen mit Ratiopharm käme Teva hierzulande auf einen Marktanteil von knapp unter 30 Prozent und würde sich damit mit der zum Schweizer Pharmakonzern Novartis gehörenden Sandoz ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Weiterer Bieter ist dem Vernehmen nach die schwedische Investorengruppe EQT, die sich in dem Bietergefecht die Unterstützung des früheren Ratiopharm-Chefs Claudio Albrecht gesichert hat. Der Finanzinvestor bot zuletzt zusammen mit dem isländischen Generikahersteller Actavis. Insider räumten EQT zuletzt durchaus noch Chancen ein. Der Konkurrent Teva Pharmaceutical verfügt aber über das größere strategische Interesse, höhere Synergie-Potenzial und die stärkere Finanzkraft. Die Angebote sollen sich zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro bewegen. Ratiopharm soll noch in diesem Quartal verkauft werden, um Geld in die Kassen der finanziell angeschlagenen Merckle-Gruppe zu spülen.

Teva (hebräisch für Natur) wies 2008 einen Umsatz von 11,1 Milliarden Dollar - umgerechnet 9,7 Milliarden Euro - aus und kann sich seit Jahren über ein stetiges Wachstum freuen. Doch die Konzernleitung ruht sich nicht auf diesen Lorbeeren aus, sondern hat ehrgeizige Wachstumsvorhaben für die kommenden fünf Jahre.

Neben den Generika-Produkten und Veterinärmedikamenten entwickelt das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in der israelischen Stadt Petach Tikva bei Tel Aviv hat, auch eigene Medikamente, wie Copaxone gegen Multiple Sklerose und Azilect für Parkinson-Patienten. In Israel werden Medikamente für religiöse Juden mit Koscher-Zertifikat verkauft, während dies für den internationalen Markt bedeutungslos ist - es handelt sich dabei aber um dieselben Produkte.

Der Konzern investiert nach eigenen Angaben sechs bis sieben Prozent des jährlichen Umsatzes in die Forschung und Entwicklung. Generika-Produkte machen allerdings 73 Prozent des Geschäfts von Teva aus. In den nächsten fünf Jahren verlieren Medikamente mit einem Volumen von 150 Milliarden Dollar ihren Patentschutz - eine potenzielle Goldgrube für Unternehmen wie Teva.

In den vergangenen Jahren wurde Teva durch die Übernahme der amerikanischen Konkurrenten Barr Pharmaceuticals (2008) und Ivax Pharma (2005) für rund 16 Milliarden Dollar zum Marktführer in den USA. Das Unternehmen hat inzwischen mehr als 38.000 Beschäftigte weltweit und gehört nach eigenen Angaben zu den 20 größten Pharmakonzernen. Über 80 Prozent der Verkäufe werden in den USA, dem weltgrößten Markt für Generika, und in Europa getätigt. Die deutsche Tochter von Teva ist Rabattpartner der größten Krankenkassen.

Teva hatte zu Jahresbeginn seinen strategischen Plan für starkes Wachstum in den kommenden fünf Jahre vorgestellt. Ziel sind dabei bis 2015 Erlöse von 31 Milliarden Dollar und ein Gewinn von 6,8 Milliarden Dollar oder 22 Prozent der Erlöse, wie es nach einem Investorentreffen in einer Mitteilung der Firma hieß.

"Teva will in den kommenden Jahren die weltweite Führung ausbauen und ein gewinnsteigerndes Wachstum erzielen", sagte Konzernchef Shlomo Yanai. Ziel sei eine Verdopplung der Einnahmen bis 2015. Dabei solle die Herstellung von Generika als Kerngeschäft das Wachstum vorantreiben. Gleichzeitig wolle man verstärkt auch auf die Entwicklung eigener Medikamente setzen. Mit der Übernahme von Ratiopharm würde Teva in Europa die Nummer eins und könnte in wichtigen Märkten wie Spanien, Frankreich und Italien noch Marktanteile hinzugewinnen. In den Märkten, in denen es bisher wenig Generika gibt, erhofft man sich in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum von 18,6 Prozent. Damit wäre Europa einer der wichtigsten Wachstumsmotoren Tevas.

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