In Dubai versiegt demnächst das Öl. Damit das Geld weiterhin in das Emirat fließt, setzt sein Herrscher, Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, auf den Tourismus. Das würde ohne medizinische Einrichtungen nicht funktionieren. Deshalb und damit wohlhabende Araber nicht länger außer Landes fliegen, um sich beispielsweise in deutschen Krankenhäusern behandeln zu lassen, investiert der Scheich in den Ausbau seines Gesundheitswesens. Das Gleiche geschieht momentan in den Nachbar-Emiraten, sogar in größerem Ausmaß, da sie finanziell wesentlich besser dastehen als Dubai.
Als "einen der wichtigsten Zukunftsmärkte" bezeichnet Philipp Rösler den mittleren Osten. Als erster Bundesgesundheitsminister besuchte er die Arab Health persönlich. Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wollten ihre politische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft weiter ausbauen, erklärte er und unterzeichnete gemeinsam mit dem Gesundheitsminister der VAE, Hanif Hassan Ali, am Rande der Messe eine entsprechende Absichtserklärung. Vor allem bei der Telemedizin und der Krankenhausplanung wollen die Länder verstärkt kooperieren.
Der arabische Gesundheitsmarkt boomt. Bis zum Jahr 2020 soll sich sein Volumen auf 55 Milliarden US-Dollar verdreifacht haben, heißt es im Begleitheft zur Arab Health. In Dubai selbst wurde vor acht Jahren Dubai Healthcare City aus dem Boden gestampft, ein Gebäudekomplex, der medizinische Einrichtungen und Unternehmen der Gesundheits- und Pharmaindustrie beherbergt. Von den 350 Kliniken und Praxen, die dort eingerichtet werden sollen, ist man allerdings noch ein ganzes Stück entfernt. Auch von der Universitätsklinik, die 2011 eröffnet werden sollte, gibt es bislang nur eine große Baugrube. Dennoch verweist die Direktorin der Gesundheitsstadt, Ayesha Abdullah, stolz auf steigende Patientenzahlen: 2008 seien insgesamt 90.000 Patienten in der Healthcare City behandelt worden, 2009 sollen es 220.000 Patienten gewesen sein, und im vergangenen Jahr bereits 390.000 Patienten. Zu den Gesundheitseinrichtungen gehören zehn deutsche Medical Center und zwei Krankenhäuser.
Auch in den anderen Emiraten und Nachbarstaaten werden derzeit Krankenhäuser hochgezogen. Im Emirat Abu Dhabi errichtet die amerikanische Cleveland Clinic zusammen mit dem Entwicklungsunternehmen Mubadala Healthcare ein 360-Betten-Haus. Im Emirat Ras al Khaima entsteht ein 248-Betten-Haus. In Quatar werden gerade zwei große Krankenhäuser errichtet. Saudi-Arabien hat einen Masterplan verabschiedet, der die Errichtung von insgesamt 2.000 Krankenhäusern im gesamten Königreich vorsieht. Die Investoren fragen in der Regel nicht einzelne Produkte nach, sondern interessieren sich oft für Komplettausstattungen, sagte Rösler auf der Arab Health. Er würde es begrüßen, "wenn Deutschland beim Export von Krankenhaussystemen eine globale Marktstellung erreichen könnte, wie wir sie bei Flughafenlösungen bereits haben." Die größte Ausstellernation ist Deutschland bereits, insgesamt 323 deutsche Unternehmen präsentierten sich in Dubai, die deutsche Medizintechnik genießt ebenso wie das deutsche Gesundheitssystem einen tadellosen Ruf. Allerdings ist die Zahl der deutschen Aussteller aufgrund gestiegener Standpreise im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurückgegangen. Möglicherweise verstärkt sich dieser Negativtrend noch. Das Bundeswirtschaftsministerium kündigte nämlich an, die Aussteller ab 2012 nicht mehr wie bislang zu subventionieren. Rösler indes sagt: "Die Arab Health ist der Türöffner für den wirtschaftlichen Erfolg der deutschen Gesundheitswirtschaft in einem der wichtigsten Wachstumsmärkte. Politische Begleitung kann diesen Prozess aktiv fördern."


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