Fünf Dax-Konzerne aus unterschiedlichen Branchen, die am Donnerstag ihre Quartalszahlen präsentierten, konnten ihre Gewinne kräftig steigern. Die Arbeitslosenquote sank nach Angaben aus Nürnberg um 0,3 Punkte auf 7,3 Prozent. Auch die Finanzmärkte blühen auf: Der Aktienindex Dax erreichte mit rund rund 7480 Punkten den höchsten Stand seit Januar 2008. Der Euro schien zwischenzeitlich die 1,50-Dollar-Marke anzupeilen, lag am Spätnachmittag mit 1,4790 Dollar jedoch wieder klar darunter.
Die Deutsche Bank läuft dank eines erstarkten Privatkundengeschäfts nach der Postbank-Übernahme der internationalen Konkurrenz davon. Sie steigerte den Quartalsgewinn unterm Strich um fast ein Fünftel auf 2,1 Milliarden Euro. Der Aktienkurs des deutschen Branchenprimus legte bis zum Spätnachmittag um 4,75 Prozent zu.
Über deutlich gestiegene Umsätze freuten sich die Chemie- und Pharmakonzerne Bayer (plus 13 Prozent) und Merck (plus 22 Prozent). Auch deren Gewinne legten dank des anhaltenden Chemiebooms zu, bei Merck aufgrund einer Übernahme in den USA sogar um fast 80 Prozent. Die Deutsche Börse legte den besten Start seit drei Jahren hin, der Quartalsüberschuss stieg um 36 Prozent. Tatsächlich brachte der nervöse Handel im Zuge der Japan-Krise der Börse sogar mehr Umsatz ein.
Ein kleiner Wermutstropfen für SAP : Trotz Zuwächsen bei Erlösen (plus 21 Prozent) und Nettoergebnis (plus vier Prozent) sackte der Aktienkurs des Softwarekonzerns um 5,67 Prozent ab - die Analysten hatten noch bessere Zahlen erwartet.
Am Vortag hatte Volkswagen ein weiteres Rekordjahr in Aussicht gestellt. Im ersten Quartal hatte sich der Gewinn der Wolfsburger im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht, der Umsatz stieg um ein Drittel.
Der geglückte Start in den Quartalszahlen-Reigen deutet es an: Die Auswirkungen des Erdbebens und der Atomkatastrophe in Japan halten sich für die deutschen Konzerne zunächst wohl in Grenzen. Auch der Krieg in Libyen und die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten trüben die Geschäfte noch nicht wesentlich ein.
Insgesamt könnte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Konjunkturforscher des DIW im laufenden Quartal wieder klar zulegen - um 0,6 Prozent nach 0,9 Prozent in den ersten drei Monaten. "Angesichts der guten Auftragslage stehen für die deutsche Konjunktur die Signale auf Grün", sagte DIW-Konjunkturexperte Vladimir Kuzin in Berlin. Allerdings dürften die hohen Ölpreise das globale Wachstum etwas dämpfen.
Am deutschen Arbeitsmarkt steigt parallel die Nachfrage nach Fachkräften. Inzwischen fehlen nur noch 78.000 neue Jobs, um die Grenze von drei Millionen Arbeitslosen zu unterschreiten. "Wenn man Saisoneffekte ausblendet, war dies sogar schon im April der Fall", heißt es in einer Studie der Commerzbank .
Selbst von früherem Wehklagen über den hohen Eurokurs, der die Exporte vieler Firmen verteuert, ist derzeit nicht viel zu hören. Der Höhenflug der Gemeinschaftswährung ist umso erstaunlicher, da die Schuldenkrise im Euro-Raum keineswegs ausgestanden ist. Im Gegenteil: Die Zinsen für griechische Staatsanleihen klettern weiter, und die Möglichkeit einer Umschuldung des südeuropäischen Landes - zur Vermeidung des Staatsbankrotts - wird immer wahrscheinlicher.
Doch derzeit profitiert der Euro vor allem von der Schwäche des Dollars. Die US-Währung steht nach zurückhaltenden Äußerungen von Notenbank-Chef Ben Bernanke zur Konjunkturentwicklung weiter unter Druck.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen