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6. EPatient Survey 2017Arzt wird nicht von der App ersetzt

Gesunde und Patienten in Deutschland benutzen verstärkt Apps zu Themender Prävention, Diagnose und Therapie. In der Vielfalt der digitalenGesundheitsanwendungen verbreiten sich derzeit Coaching-Apps und die Online-Zweitmeinung am stärksten.

EPatient Survey 2017
Foto: EPatient RSD
iPhone Health App
Foto: Apple

An die 70 Prozent der Gesundheits-Surfer sind bereit, ihre Vitaldaten mit Arzt und Klinik zu teilen. Dabei wird deutlich: die App ersetzt den Arzt nicht: die Mehrheit der Patienten bespricht die App-Empfehlungen mit ihrem Arzt, selbst wenn die App eine „andere Therapie vorschlägt“.

Ergebnisse und Trends 2017

Um Trends vergleichen zu können, beinhaltet der EPatient Survey jährlich wiederkehrende Fragen. 2017 lag darüber hinaus der Fokus auf der Handhabe und Erfahrungen mit Apps sowie als besonders hilfreich empfundenen Funktionen. Die Weitergabe persönlicher Daten, die erstmalige Abfrage der verwendeten App-Produktnamen sowie die Auswirkungen auf Therapieentscheidungen durch die Apps waren ebenfalls Schwerpunkte dieses Jahr.

Von den über 8.400 vorliegenden App-Evaluationen der Teilnehmer zeichnet sich bei den allgemeinen Gesundheits-Apps die Funktionen Tracking und Motivationselemente als sehr beliebt ab. Funktionen von Patienten-Apps, Coaching-Programmen, Diagnostik-, Zweitmeinung, Adhärenz- und Videosprechstunde-Software wurde ebenfalls von den Teilnehmern evaluiert.

Weniger als einer von drei Nutzer von Gesundheits-Apps verwendet nach ein paar Wochen noch seine App. Das Ergebnis entspricht internationalen Studien. Sie zeigen auch, dass Bedienungsfreundlichkeit und Motivation gerade bei Gesundheit ein wichtiger Faktor sind. Wie Gesunde sich von Patienten hierin unterscheiden, wird die noch laufende Datenauswertung zeigen.

Try and Error beliebt

Jeder dritte Teilnehmer probierte mehr als eine App aus, um seine Ideal-App zu finden. Chronische Patienten scheinen hierbei noch aktiver zu sein. Zwei von drei App-Nutzern kamen mit der anfänglichen Bedienung gut bis einigermaßen gut zurecht. Circa jeder achte brauchte jedoch dazu externe Hilfe von dritten.

Circa 75 Prozent der App-Nutzer besprechen eine Therapieempfehlung einer App mit ihrem Arzt, selbst wenn die App eine andere Therapie wie verordnet vorschlägt. Der menschliche Faktor ist auch dem digitalen Patient wichtig: Immerhin jeder zehnte bespricht die Therapieempfehlungen der App nicht mit seinem ursprünglichen sondern mit einem anderen Arzt.

Von Big-Data Nutzen für Forschung überzeugt

An die 70 Prozent der App-Nutzer sind bereit ihre persönlichen Vital- und Krankheitsdaten zu Forschungszwecken zu spenden. Kliniken und Ärzte würden die Befragten dabei eher Datenzugang gewähren als den Krankenkassen.

In der Vielfalt der digitalen Gesundheitsanwendungen (Tracking-, Coaching-, Diagnose- oder Adhärenzdienste bis zur Online-Arztsprechstunde uvw.) verzeichnen Coaching-Anwendungen sowie die Online-Zweitmeinung den stärksten Wachstum. Die Zahlungsbereitschaft für digitale Gesundheitsdienste dieser Art nehmen auf geringem Niveau seit wenigen Jahren leicht zu. Insgesamt zeigt sich: nur wenn Apps sich interaktiv und selbstlernend an den Patienten und seine Bedürfnisse anpassen schaffen sie einen Nutzen.

Die 2017 von den Teilnehmern erstmals abgefragten App-Produktenamen zeigen, dass evaluierte gute Therapie-Apps ihre Zielgruppe im Markt gegenüber den Mainstream-Angeboten noch nicht ausreichend gefunden haben. Klinisch evaluierte digitale Anwendungen sind beispielsweise in den Indikationen Asthma, Depression oder Herz-Kreislauferkrankungen in der jeweiligen digitalen Patientenzielgruppe derzeit noch sehr gering verbreitet.

Der 6. EPatient Survey 2017, umgesetzt von Dr. Alexander Schachinger das Projektteam der EPatient RSD GmbH, ist die größte Online-Befragung zum „Patient im Netz“. Hierzu wurden im März und April 2017 rund 11.000 Gesundheits-Surfer in Deutschland, Österreich und derSchweiz befragt. Die anonyme Befragung läuft dabei auf den reichweitenstärksten Webseiten und Newslettern von Krankenversicherungen, Gesundheitsportalen, Patientenorganisationen, Startups und vielen weiteren Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit 2010 haben über 40.000 Gesundheits-Surfer an der Befragung teilgenommen.

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