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Ev. Krankenhauses Göttingen-WeendeDefibrillator mit Smartphone-Anbindung implantiert

Im Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) wurde einem herzkranken Patienten ein Defibrillator mit Smartphone-Anbindung implantiert. Der Defibrillator kann sich per Bluetooth mit dem Tablet des Arztes verbinden.

Herz-Daten auf dem Tablet
EKW
Mit einem Tablet hat der Arzt Zugriff auf aktuelle Herz-Daten des Patienten, wie Herzfrequenzvariabilität, Vorhofflimmern und Wasseransammlungen.
Stephan Schmidt-Schweda
EKW
Chefarzt Dr. Stephan Schmidt-Schweda mit dem zweiten in Deutschland implantierten Defibrillator mit Teleanbindung kurz vor der Operation im EKW.

Als eine der ersten Kliniken in Deutschland hat das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) einem Patienten mit einer Herzmuskelschwäche einen neuartigen Defibrillator implantiert. Der Patient in Göttingen ist der zweite in Deutschland, dessen Defibrillator mit Teleanbindung via Handy-App ausgestattet ist. Die Marktfreigabe dieser neuen Generation von implantierbaren Defibrillatoren mit der Spezialisierung auf telemedizinische Patientenbetreuung erfolgte für Deutschland Mitte Januar 2021

Der implantierbare Defibrillator der Firma Medtronic heißt Crome und kann sich durch die Bluetooth-Technologie sicher und drahtlos mit dem Tablet des Arztes und dem Smartphone des Patienten verbinden. Stephan Schmidt-Schweda, Chefarzt der Abteilung Kardiologie und Internistische Intensivmedizin des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende, hat dem 60-jährigen Patienten in einer knapp halbstündigen Operation den neuen Defibrillator implantiert. Die OP hat in Teilnarkose stattgefunden. Bereits am nächsten Tag konnte der Mann das Krankenhaus wieder verlassen.

Nachsorge per App

Bei dem Patienten liegt eine Herzmuskelschwäche zugrunde, die mit einer eingeschränkten Pumpfunktion des Herzens einhergeht. Trotz medikamentöser Behandlung kann es bei dieser Erkrankung immer zu Herzrhythmusstörungen bzw. einem Herzkammerflimmern kommen, die unbehandelt in 95 Prozent der Fälle tödlich sind. Eine Defibrillator-Implantation ist in solchen Fällen ein Standardeingriff. Die Besonderheiten bei dem jetzt am Weender Krankenhaus implantierten Defibrillator liegen in der Nachsorge: Im klinischen Alltag sind die neuen Defibrillatoren für Ärzte eine ganz neue Möglichkeit, die Geräte zu kontrollieren und einzustellen. Programmierungen sind nun über einen leichten und tragbaren so genannten Tablet-Gerätemanager durchführbar, der vom behandelnden Arzt bedient wird.

Für die regelmäßigen Nachsorgen kann der Patient über sein eigenes Mobiltelefon mit einer Handy-App einfach und direkt mit dem Krankenhaus verbunden bleiben. Diese neue Technologie bedeutet mehr Flexibilität und Mobilität für den Patienten im Alltag: Per Fernnachsorge ist der Patient größtenteils ortsungebunden. Dies ist eine enorme Erleichterung sowohl für die Patienten als auch die Ärzte in der kardiologischen Abteilung des Weender Krankenhauses.

Technik erlaubt schnellere Reaktion bei Zustandsverschlechterungen

Frühzeitig können über die App automatisch Warnmeldungen von klinisch relevanten Patientenereignissen an das EKW gesendet werden. Der Arzt kann dann den Patienten zeitnah in die Klinik einbestellen. Patienten können in der App bestimmte Gesundheits- und Gerätedaten einsehen, ebenso wie ihre getätigten oder ausstehenden Datenübertragungen. Der neuartige Defibrillator identifiziert Änderungen des Patientenstatus, die zu einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz und zu einem Krankenhausaufenthalt führen können. Dabei teilt das System die Patienten automatisch in drei Risikokategorien ein, indem Faktoren wie Herzfrequenzvariabilität, Vorhofflimmern und Wasseransammlungen ausgewertet und fernüberwacht werden.

Eine Studie aus 2019 ergab, dass eine Verschlechterung des Patientenzustands durch die Telemedizin sieben bis zehn Tage vor einem drohenden Krankenhausaufenthalt erkannt wurde. Arzt und Patient werden in diesem Fall schnell informiert, so dass adäquat reagiert werden kann. Die Studie hat ebenfalls gezeigt, dass eine telemedizinische Betreuung die Mortalität bei Patienten mit Herzschwäche um fast ein Drittel gesenkt hat.

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