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Drei ModellregionenDer holprige ePA-Test und die drei größten Sorgen der Kassenärzte

Es klingt nicht gut, was die Kassenärzte aus den ePA-Modellregionen berichten. Es mangelt wohl an vielem – in Westfalen-Lippe soll ein Drittel der Pilotpraxen die E-Akte noch gar nicht ausprobiert haben. Der Test müsse verlängert werden – vor allem aus drei Gründen.

Telemedizin
ipopba/stock.adobe.com
Symbolfoto

Weil es in den drei Modellregionen für die elektronische Patientenakte (ePA) zu größeren Anlaufproblemen kommt, fordern die Vertretungen der Praxisärzte mehr Zeit bis zum bundesweiten Startschuss. Nach fünf Wochen laufe die Pilotphase immer noch nicht vollumfänglich, kritisieren die Kassenärztlichen Vereinigungen in Bayern, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe.

Sie appellieren an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), den Zeitplan zu strecken. Eine zu frühe Einführung könne die Qualität der Software, die Sicherheit der Akten und die Akzeptanz der Bevölkerung gefährden, mahnen sie. „Ein übereiltes Ausrollen der ePA führt zu Frust in den Praxen und aufgrund unerfüllter Erwartungen zu Verärgerung bei den Versicherten“, erklärt die Kassenärztliche Vereinigung in Bayern: „Im schlimmsten Fall lehnen Praxen und Patienten die ePA dann einhellig ab.“

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen berichten Praxen in den drei Modellregionen weiterhin von fehlenden technischen Voraussetzungen oder Komplikationen, die ein wirksames Testen verhinderten. In Westfalen-Lippe habe ein Drittel der Pilotpraxen die E-Akte noch gar nicht ausprobieren können. Die ePA soll ein digitaler Speicher etwa für Befunde, Laborwerte und Angaben zu Medikamenten sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Man kann sie über Apps der Kassen am Smartphone ansehen.

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Die Pilotphase in Hamburg mit Umland, Franken und Teilen Nordrhein-Westfalens startete am 15. Januar 2025. Seitdem haben die Krankenkassen 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten in ganz Deutschland eine ePA  angelegt, die jeder für sich auch ablehnen kann. Der operative Betrieb wird zunächst nur in den drei Modellregionen getestet, wo rund 300 Praxen, Apotheken und Kliniken die ePA im Alltag ausprobieren sollen. Der bundesweite Einsatz soll folgen, sobald das System in den Regionen stabil läuft.

Das Zeitfenster ist deutlich zu knapp bemessen.

Das Gesundheitsministerium in Berlin erklärte auf Anfrage, der bundesweite „Roll-Out“ solle wie mehrfach angekündigt voraussichtlich zu Beginn des zweiten Quartals erfolgen, das im April beginnt. Kritik in der Pilotphase eines Digitalprojekts dieser Größenordnung sei normal und sogar erwünscht, sagte ein Sprecher. Um Probleme zu erkennen und zu lösen, sei der Test in den Regionen gedacht. Darauf aufbauend, würden technische Anpassungen und Sicherheitsupdates in der Pilotphase eingearbeitet, bevor der „Roll-Out“ erfolgt.

Die mehrheitlich bundeseigene Digitalagentur Gematik hatte angekündigt, Mitte März eine Zwischenbilanz zu ziehen. Bei einem positiven Prüfungsergebnis könne eine bundesweite Einführung ab April möglich sein. Die Kassenärztlichen Vereinigungen warnten, dieses Zeitfenster sei „deutlich zu knapp bemessen“, um die wichtigsten festgestellten technischen Probleme zu beseitigen.

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