
Die Überwachung der eigenen Gesundheit liegt im Trend. Eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte zur Smartphone-Nutzung im Jahr 2023 ergab, dass sechs von zehn Befragten ihr Smartphone oder eine Smartwatch nutzen, um ihre Gesundheits-, Vital- und Fitnessdaten zu überwachen. 28 Prozent messen zum Beispiel ihre Herzfrequenz und 11 Prozent den Sauerstoffgehalt im Blut. In der Altersklasse der 18- bis 24-Jährigen liegt der Anteil der digitalen Selbstvermesser noch deutlich höher.
Das französische Unternehmen Withings, Hersteller von Smartwatches und digitalen Medizingeräten, hat jetzt das Spektrum der Gesundheitstracker um ein 4-in-1-Gerät erweitert, das auch ein digitales Stethoskop enthält und für Telekonsultationen ausgelegt ist. Letztere werden wohl in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Laut der Studie „Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen 2022“ des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers könnten im Jahr 2035 im deutschen Gesundheitswesen fast 1,8 Millionen offene Stellen nicht (mehr) besetzt werden. Dabei schlägt nicht nur der demografische Wandel durch. Laut der Studie können sich nur ein Drittel der befragten Ärzte vorstellen, ihren Beruf bis zur Rente auszuüben.
4-in-1-Gerät
Das Gerät „BeamO“ ist kleiner als ein Smartphone. Es stellt die erfassten Messwerte auf einem LED-Farbdisplay dar. Laut Hersteller soll es innerhalb einer Minute einen 4-in-1-Gesundheits-Check durchführen können. Es misst die Sauerstoffsättigung im Blut, zeichnet ein medizinisch genaues 1-Kanal-EKG auf und erfasst Körpertemperatur sowie akustische Schallwellen im Brust- und Rückenbereich. Der Messvorgang startet, wenn der Nutzer das Gerät berührt. Über zwei seitlich angebrachte Elektroden misst BeamO mittels Photoplethysmographie (PPG) die Sauerstoffsättigung des Blutes und zeichnet parallel dazu das 1-Kanal-EKG auf. Zur Messung der Körpertemperatur hält der Nutzer das Gerät an die Schläfe. Wie bei der kontaktlosen Temperaturmessung üblich, verwendet das Gerät für den Scan der Schläfenarterie Infrarotstrahlung. Damit der Abstand zwischen Gerät und Haut keinen großen Einfluss auf die Messung hat, haben die Ingenieure den Fokusbereich des Infrarotstrahls besonders schmal gestaltet.
Die Daten werden künftig über eine Plattform wie die Telematikinfrastruktur leicht mit dem Gesundheitspersonal teilbar sein.

Die Stethoskop-Funktion
Um Informationen über die Herz- und Lungenaktivität zu erhalten, muss der Benutzer das Gerät vor die Brust halten. Eine intuitive Anleitung auf der Smartphone-App des Herstellers unterstützt bei der Durchführung der Messungen und zeigt, wie das Gerät platziert werden muss, um möglichst präzise Herz- und Lungenuntersuchungen durchzuführen. Die Messung erfolgt über eine piezoelektrische Scheibe, die akustische Schallwellen im Brust- oder Rückenbereich aufnimmt. Um Hintergrundgeräusche zu unterdrücken, werden die aufgenommenen Geräusche elektronisch verstärkt und gefiltert. Nach der Umwandlung in digitale Signale analysiert eine Software die aufgezeichneten Geräusche. Dadurch lassen sich Muster erkennen, die auf bestimmte Erkrankungen hindeuten. Die Ergebnisse können an den behandelnden Arzt oder die Ärztin übermittelt werden. Über einen USB-C-Adapter kann der Nutzer einen Kopfhörer anschließen und die Geräusche wie bei einem analogen Stethoskop hören. In einer telemedizinischen Sitzung hört der behandelnde Arzt via Audiostreaming mit und kann seinen Patienten anleiten, das Gerät an der gewünschten Stelle zu positionieren.
Datenverwaltung
Die Messdaten überträgt BeamO automatisch via WLAN auf das Smartphone. Dort kann sie der Nutzer auf einer Smartphone-App des Herstellers verwalten. Withings bietet hierzu eine Gesundheitsakte an. Über die App ist es auch möglich, die Gesundheitsdaten in Form eines PDFBerichts zu exportieren und an den behandelnden Arzt zu schicken. Über die Telemedizin-Plattform des Herstellers können sowohl die Live-Messungen während einer Telemedizin-Sprechstunde („Augmented Televisit“) als auch die gesamte Gesundheitsakte direkt mit dem Arzt geteilt werden. Der Arzt erhält hierzu von Withings einen Link, über den er die Messdaten seines Patienten live einsehen kann.
Wir planen, die mit dem Gerät gemessenen Daten mit den elektronischen Patientenakten zu synchronisieren.
Ausblick
Das Gerät soll im Juni 2024 auf den Markt kommen. Zurzeit laufen noch die erforderlichen Zulassungsverfahren. Das Versenden von PDF-Berichten ist im Zeitalter der elektronischen Patientenakte (ePA) jedoch nicht mehr zeitgemäß. Künftig sollen Gesundheitsdaten in der ePA möglichst in strukturierter Form abgelegt werden. Darauf zielt auch die Entwicklung von BeamO ab. „Wir planen, die mit dem Gerät gemessenen Daten mit den elektronischen Patientenakten zu synchronisieren und sind dazu in Gesprächen mit den verantwortlichen Stellen in den USA, Frankreich und Deutschland“, erklärt Livia Robic, Product Manager BeamO, gegenüber kma. „Die Daten werden künftig über eine Plattform wie die Telematikinfrastruktur leicht mit dem Gesundheitspersonal teilbar sein.“ Auch beim 4-in-1-Gerät soll es nicht bleiben. Diskutiert wird eine Erweiterung um Sensoren für die Blutdruckmessung. „Darüber hinaus werden wir Verbesserungen bei der Analyse der Stethoskop-Messungen vornehmen“, so Robic.







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