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KommentarQuo vadis, Gesundheitswesen?

Die Krankenhausstrukturreform wird Milliarden kosten. Das KHZG ist längst nicht umgesetzt – und zeigt, dass Geld allein die Probleme nicht löst. Für die KIS-Lösungen hierzulande stehen Umwälzungen epischen Ausmaßes an. Ein Kommentar von Dr. Peter Gocke.

Nach etwas mehr als drei Jahren, in denen die Corona-Pandemie unser Denken und Handeln beeinflusst und die öffentliche Diskussion im Gesundheitswesen dominiert hat, scheint die akute Bedrohung durch Sars-CoV-2 nicht mehr gegeben zu sein. Allerdings stellen sowohl die Pandemie-Folgen als auch die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten wirtschaftlichen Verwerfungen eine erhebliche Bedrohung für unser Gesundheitswesen dar: Erstmals zeichnen sich Klinik-Insolvenzen in einem bisher nicht beobachteten Ausmaß ab und bringen auch größere Einheiten in Schieflage.

Den jetzt deutlich sichtbaren, längst überfälligen Reformbedarf hat auch die Politik erkannt – und als Antwort darauf einen ersten Entwurf für eine Krankenhausstrukturreform erstellt, welcher einschneidende Veränderungen beinhaltet. Entsprechend schnell regt sich vielfältiger Widerstand. Dennoch ist allen Beteiligten klar, dass es ein „Weiter so“ nicht geben kann: Eine Reform wird kommen, und in Anbetracht des in den letzten Jahrzehnten aufgelaufenen gewaltigen Investitionsstaus viel Geld kosten. Experten gehen von Milliardenbeträgen über viele Jahre aus.

KHZG-Projekte in Not 

Dabei ist die letzte, 4,3 Milliarden schwere Fördermaßnahme für die Binnendigitalisierung der Krankenhäuser (KHZG) noch längst nicht umgesetzt – und zeigt, dass Geld allein die Probleme nicht löst. Aktuell arbeitet man in vielen Häusern mit Hochdruck daran, Projekte zu den vom KHZG geforderten Muss-Kriterien fristgerecht umzusetzen. Zur Halbzeit des Förderzeitraums wird erkennbar, dass das offensichtlich nicht in jedem Fall gelingen kann. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Oftmals ist der Anbietermarkt nicht in der Lage, die gestiegenen Anforderungen zu bedienen. In den Krankenhäusern fehlen Ressourcen, in der IT und im Projektmanagement, wie auch in den Fachabteilungen. Zusätzlich interagieren die Anforderungen aus der Implementierung der Funktionen der Telematikinfrastruktur, insbesondere ePA und eRezept mit den KHZG-Projekten – alles sinnvolle Schritte, die aber die Ressourcenengpässe weiter verschärfen. Wohl dem Krankenhaus, dessen Leitung diese konkurrierenden Projekte effizient koordiniert bekommt.

KIS, die nicht wirklich gut funktionieren

Die langjährigen und auf vielen Ebenen zugelassenen Versäumnisse jetzt aufzuholen, bedeutet eine große Kraftanstrengung. Zumal sich die am Markt verfügbaren Lösungen teilweise an den geringen Anforderungen des Systems spiegeln – was den Gesundheitsminister zu der Äußerung veranlasst hat, es gäbe keine wirklich gut funktionierenden Krankenhausinformationssysteme – und seinen Blick auf andere Märkte gelenkt hat. In diesem Fall auf den US-amerikanischen, wo hochintegrierte Systeme wie Epic ganz andere Funktionsumfänge bereitstellen und damit wesentlich zu einer erfolgreichen Digitalisierung beitragen. Vielleich ergeben sich hier ja auch Chancen für den deutschen Markt – vor allem, wenn man die anstehenden ebenfalls epischen Umwälzungen in der deutschen KIS-Landschaft vor Augen hat.


IT follows process: Ein digitales Gesundheitswesen muss von den Prozessen her und aus der Sicht der beteiligten Menschen gedacht werden.

Den Umbau unseres Gesundheitswesens zu einem System, welches auch zukünftigen Anforderungen gewachsen ist, werden wir nur durch schmerzhafte Reformen erreichen. Dabei werden wir uns von manchen gewohnten Strukturen trennen müssen. Der Digitalisierung kommt dabei eine besondere Rolle zu: Nur durch konsequente Digitalisierung können wir sektorenübergreifend effiziente Strukturen aufbauen und Versorgungsprozesse digital nahtlos ineinandergreifen lassen. Dabei sollten der Prozess-Gedanke und die Bedürfnisse der beteiligten Menschen im Vordergrund stehen – und nicht eine Festlegung auf technische Systeme, vor allem nicht auf die der Vergangenheit. IT follows process: Ein digitales Gesundheitswesen muss von den Prozessen her und aus der Sicht der beteiligten Menschen gedacht werden.

Ich wünsche uns allen Kraft und Zuversicht für das, was vor uns liegt. Es gibt viel zu tun – packen wir’s an!

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