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KommentarDer KHZG-Countdown läuft

In Sachen KHZG befinden wir uns längst in der zweiten Halbzeit – und damit in der entscheidenden Spielphase. Der Druck nimmt von allen Seiten zu. Und trotzdem muss der Blick klar auf die Zukunft ausgerichtet bleiben.

Alle Anträge sind geschrieben, die digitale Reife gemessen und ein Großteil der Zeit bereits vergangen. Damit befinden wir uns nun in der wirklich heißen Phase des KHZG – eigentlich. Denn während die Zeit der KHZG-Förderung langsam schwindet, nimmt der Druck von anderer Seite deutlich zu. Inflation, gestiegene Energiekosten, hohe Krankenstände bei einer ohnehin dünnen Personaldecke oder die Krankenhausreform sind nur einige der Schlagworte, auf die die Krankenhausverantwortlichen außerdem Antworten finden müssen.

Damit ist auch klar: Prioritäten dieser Tage richtig zu setzen, ist weiß Gott nicht leicht. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Implementierung der KHZG-Projekte nach wie vor höchste Priorität haben sollte – aus einem einfachen Grund: Es geht um die Zukunft.

IT-Projekte ganzheitlich gedacht

Zunächst aber erst einmal eine positive Beobachtung: Aus meiner Sicht setzen sich immer mehr jene IT-Projekte durch, die prozessorientiert sind, die wirklich transformieren und damit gerade unter dem aktuell großen Druck für Mehrwert sorgen können. Das geht vor allem in Richtung der Anbieter, die sich derzeit vermehrt um Ausschreibungen bemühen. Ihnen darf es jetzt nicht mehr (nur) darum gehen, Ausschreibungen zu gewinnen und irgendwie umzusetzen. Wir stehen alle in der Verantwortung, langfristig zu denken, zu planen und zu agieren. Entsprechend ist der Fokus auf ganzheitlich gedachte, tief integrierte und idealerweise flexible, anpassbare IT-Projekte auch für die Verantwortlichen auf Krankenhausseite essenziell. Das entscheidende Stichwort lautet auch hier wieder: Kooperation.

Wie schnell wir links und rechts überholt werden, zeigt doch das Beispiel ChatGPT derzeit sehr eindrucksvoll. Und nicht nur wir! Wenn man der medialen Gerüchteküche Glauben schenken darf, macht man sich auch bei Google Gedanken über die mögliche starke Konkurrenz. Ob ChatGPT nun wirklich das Zeug hat, im Gesundheitswesen Fuß zu fassen, wird die Zeit zeigen. In jedem Fall steckt hier durchaus eine Chance. Dann nämlich, wenn die zugrundeliegende KI mit dem nötigen Wissen gefüttert wird, auf das Ärzteschaft und Pflege angewiesen sind. Ein mögliches Anwendungsbeispiel sind die Wechselwirkungen von Medikamenten. Und es zeigt, wo und wie Technik Prozesse innerhalb der Gesundheitsversorgung vereinfachen und effizienter machen kann. Und genau deshalb dürfen wir uns jetzt nicht überholen lassen. Investitionen von heute entscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Ein „die Zeiten waren damals so schwer“ mag in der Retrospektive zwar stimmen, wird uns heute, aber vor allem in Zukunft nicht voranbringen.

Netzwerkgedanke schärfen

Eine weitere gute Nachricht: Niemand muss sich den Herausforderungen allein stellen. Im Gegenteil: Ich halte es für einen Fehler, alles allein zu versuchen. Wir müssen als Branche noch lernen, in Netzwerken zu denken. Dafür ist es sicherlich auch unerlässlich, bestehende Grenzen aufzuweichen und Silos abzubauen. Was heute noch strikt in ambulant und stationär getrennt ist, ist morgen einfach regional. Was heute Ausschreibungen für drei, vier, fünf verschiedene Dienstleister bedeuten würde, wird morgen an eine Plattform übergeben, auf der eben diese Dienstleister ohnehin vertreten sind. Partnerschaften sind die echten Treiber, wenn die digitale Transformation gelingen soll. Der alte Wein in neuen Schläuchen bringt niemanden weiter. Vielmehr geht es darum, Services und Lösungen so geschickt miteinander zu kombinieren, dass erstens Patientinnen und Patienten, Ärzteschaft und Pflege davon profitieren – Stichwort Nutzerfreundlichkeit! Und zweitens brauchen auch die Verantwortlichen in den Häusern fertige Lösungspakete und keine zusätzlichen Baustellen in der aktuellen Gemengelage.

Konkret heißt das, dass es Software-, Transformations-, Prozess- und Change-Management-Expertise aus einer Hand braucht – aus Sicht der Krankenhäuser –, diese eine Hand aber nicht zwangsläufig alles selbst vorhalten muss, sondern sich idealerweise aus dem starken Netzwerk ihrer Partner bedienen und somit einen echten „Best in Class“ Ansatz anbieten kann. Anbieter, die dieses Prinzip verstanden haben – unabhängig von der eigenen Größe – können zu wichtigen Akteuren, ja, Schaltzentralen im Gesundheitswesen werden.

Jeder Tag zählt

An dieser Stelle bitte ich die treuen Leser meiner Kolumne um Nachsicht, weil ich mich bestimmt zum tausendsten Mal wiederhole. Aber offensichtlich ist es noch nicht überall wirklich verstanden: Die Zukunft gestalten wir jetzt. Nur leider noch viel zu wenig. Wir stehen nicht alleine auf dem Spielfeld. Im Gegenteil. Und jeder will und wird die zweite Halbzeit nutzen. Daher lautet mein Appell, dass auch wir die zweite Halbzeit des KHZG nutzen, um die Gesundheitsversorgung im Land langfristig auf eine solide digitale Basis zu stellen. Wir brauchen heute Lösungen, die wirklich nachhaltig sind und auch noch lange nach dem KHZG Bestand haben. Die nötigen Ressourcen haben wir. Ebenso viele Visionäre, die mit ihrer Weitsicht vor einigen Jahren heute die entsprechenden digitalen Angebote vorhalten können. Die große Frage ist jetzt nur: Haben wir auch den Mut, die zweite Halbzeit aktiv zu gestalten? Oder schieben wir die zusätzlichen Herausforderungen als Anlass vor, weil sie zum KHZG-Start in diesem Ausmaß nicht absehbar waren? Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam auch den nötigen Mut aufbringen, und die zusätzlichen Herausforderungen eher als größeren Ansporn betrachten, jetzt zu investieren, um die Zukunft gestalten zu können.

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