Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

KommentarSchon auf der Überholspur oder noch beim Reifenwechsel?

Keine Frage, das deutsche Gesundheitswesen ist in Bewegung. Die Digital-Initiativen häufen sich, greifen zum Teil auch schon ineinander und wir spüren eine gewisse Aufbruchstimmung. Aber reicht das schon, für die Überholspur oder leisten wir gerade erst die Basisarbeit? Und wo wollen wir überhaupt hin in den nächsten fünf, zehn, 15 Jahren?

Admir Kulin
m.Doc GmbH
Admir Kulin, Gründer und Geschäftsführer der m.Doc Gmbh, Anbieter für innovative digitale Gesundheitslösungen.

Kommentare machen mir besonders viel Freude, wenn ich Analogien zu meinem „ersten Leben“ als Sportler finde. Und meine Gedanken, die ich heute mit Ihnen teilen möchte, bieten sich hierfür förmlich an. Stellen Sie sich vor, Sie sind der Manager eines Formel-1-Teams. Dann ist es Ihr erklärtes Ziel, dass die Zielflagge im Rennen möglichst oft als erstes für den Fahrer Ihres Boliden geschwungen wird und Sie somit am Ende der Sassion „Weltmeister“ werden. Dafür brauchen Sie zunächst ein gutes Fahrzeug, sowie ein ebenso gutes Team aus Ingenieuren und Mechanikern, das dafür sorgt, dass das Fahrzeug einsatzbereit ist, einen herausragenden Fahrer, belastbares Material – insbesondere mit Blick auf die Reifen – und zu guter Letzt die richtige Strategie.

Während alles andere mit den nötigen finanziellen Ressourcen mehr oder weniger einfach zu beschaffen ist, hängt die richtige Strategie sehr stark von Ihren eigenen Erfahrungen, aber eben auch von der Strategie der anderen Teams ab. Und eventuell müssen Sie Ihre Strategie während des Rennens sogar anpassen, weil sich die Bedinungen ändern, ein anderes Team bessere Vorhersagen getroffen hat oder etwas unvorhergesehenes die eigenen Pläne durchkreuzt.

Warum diese Analogie zum Rennsport zum aktuellen Geschehen im deutschen Gesundheitswesen passt? Weil ich immer wieder lese, wir seien in Deutschland nun endlich auf der „Überholspur“ oder würden nun endlich mit der „digitalen Aufholjagd“ beginnen. Übertragen auf Autorennen würde das bedeuten, dass wir zwar deutlich hinter anderen Teams gestartet sind, uns nun aber langsam nach vorne durchkämpfen und doch noch eine Chance auf die vorderen Plätze haben. Ich frage mich, ob dem wirklich so ist.

Wie viel „Basis“ braucht die Digitalisierung?

Ganz aktuell hab ich die Wortwahl „Aufholjagd“ in einem Interview mit Markus Leyck Dieken, Alleingeschäftsführer der Gematik, gelesen, das er dem Münchener Merkur gegeben hat. Er betont dort, dass sich die geringe Digitalisierung im Gesundheitswesen in dieser Legislatur geändert habe, womit wir uns für ihn – allen voran durch die elektronische Patientenakte, kurz ePA – bereits in einer digitalen Aufholjagd befinden.

Sie merken an meiner Wortwahl, dass ich dem nicht ganz zustimmen mag. Und für die Erklärung schwenke ich noch einmal zurück zur Formel 1: Nur weil Sie einen Boliden haben, der einem Rennwagen ähnlich sieht, heißt das noch nicht, dass Sie direkt mit Full Speed an allen anderen Mitstreitern vorbeiziehen können – insbesondere dann nicht, wenn Sie Ihre Hausaufgaben noch nicht erledigt haben, sprich Ihnen das Team aus erfahrenen Experten fehlt, die Reifen noch nicht eingefahren sind und der Tank gerade erst gefüllt wird. Genauso empfinde ich den Status Quo der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen: Ja, wir kommen der Sache näher, wir erledingen mit ePA, KHZG, den DIGAs, DIPAs eine Menge der Hausaufgaben und bauen Expentum auf. In meinen Augen ist das aber „erst“ der Boxenstopp mit Reifenwechsel und Volltanken, aber noch keinesfalls die Überholspur. Da wollen wir erst hin!

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen

Philips GmbH Market DACH

Philips vernetzt Daten, Technologien und Menschen

Die Medizin macht täglich Fortschritte. Damit steigen auch die…