
Das Universitätsklinikum Tübingen (UKT) hat nach Göttingen als zweites Uniklinikum in Deutschland seine Pathologie vollständig digitalisiert. Im Rahmen eines dreijährigen Projekts mit einem Gesamtvolumen von über drei Millionen Euro wurden die Arbeitsabläufe in der Pathologie, Neuropathologie und Dermatopathologie vom Probeneingang bis zur Befundung durchgängig digital umgestellt.
„Die Umstellung vom Mikroskop auf dem Bildschirm bedeutet viel mehr als nur einen Wechsel des Arbeitsgeräts“, sagt Prof. Dr. Falko Fend, Ärztlicher Direktor des Instituts für Pathologie und Neuropathologie am UKT.
Die Digitalisierung ermöglicht unter anderem den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Unterstützung der Diagnosestellung. Der Ärztliche Direktor fügt hinzu: „Die Digitalisierung bahnt völlig neue Wege in der Diagnostik – für die Patientensicherheit ebenso wie für Lehre und Forschung“.
Durch den Einsatz innovativer Technologien werden Diagnosen schneller, präziser und effizienter erstellt.
Jährlich werden in Tübingen rund 60 000 Gewebeproben und etwa 500 000 hochauflösende Schnittbilder untersucht . Durch den neuen digitalen Workflow können wöchentlich bis zu 25 000 Schnitte analysiert und von bis zu 80 Nutzern gleichzeitig bearbeitet werden – auch standortunabhängig. Das Ergebnis: Der manuelle Arbeitsaufwand reduziert und die Fallüberprüfung beschleunigt sich.
„Durch den Einsatz innovativer Technologien werden Diagnosen schneller, präziser und effizienter erstellt“, erklärt Sebastian Janik, Verkaufsleiter Deutschland von AetherAI. Das Unternehmen aus Taiwan zeichnet mit seinem Produkt AetherSlide IMS für die Integration von Künstlicher Intelligenz in das Image-Management-System.
In der Umsetzung sieht das dann wie folgt aus: Die Objektträger werden vollautomatisch gescannt und digitalisiert. Hier arbeitet das Uniklinikum mit Scannern des Herstellers Philips, die hochauflösende Bilder erzeugen und so den Einsatz von Algorithmen möglich machen. Das Bildmaterial wird anschließend aus den Scannern importiert und verwaltet, so dass die Mitarbeitenden der Pathologie sie direkt betrachten und analysieren können.

Für die sichere Patientenzuordnung ist das Laborinformationssystems von Nexus im Einsatz. Es synchronisiert die Metadaten mit den digitalisierten Bildern der Objektträger. Über das System sind auch sämtliche Systeme und Geräte der Pathologie vernetzt und einheitlich bedienbar.
Finanziert aus Fördermitteln
Mit der Integration klinisch validierter KI-gestützter Bildanalysetools, etwa zur Unterstützung bei Brustkrebs- und Magenkrebsdiagnostik, wurden zusätzliche Anwendungen in der klinischen Praxis etabliert. Finanziert wurde das Projekt unter anderem durch Mittel aus dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), der Europäischen Union, dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) sowie dem Land Baden-Württemberg.
Ein Neubau für das Institut für Pathologie, Neuropathologie und Genetik ist für Anfang 2027 geplant. Die Digitalisierung gilt bereits jetzt als wichtiger Meilenstein für die Zukunft der universitären Krankenversorgung.








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