Herausforderung der Interoperabilität
Deutlich wird, dass für effiziente eHealth-Lösungen Interoperabilität – d.h. die Kommunikationsfähigkeit verschiedener Informationssysteme untereinander – unabdingbar ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass die verschiedenen Stakeholder in der Gesundheitsversorgung ohne erheblichen Mehraufwand von der Digitalisierung profitieren können. Aktuell operieren HIS aber nicht nur europaweit unterschiedlich, sondern selbst in der Bundesrepublik nutzen verschiedene Institutionen mehrere Systeme zur Verwaltung von Gesundheitsdaten.
Um sich dieser Herausforderung anzunähern, wurde die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik) im Rahmen der Erlassung des E-Health-Gesetzes (Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen) mit der Erstellung eines Interoperbilitätsverzeichnisses beauftragt. Es dient als Rahmenwerk für den Ausbau der TI in Deutschland und umfasst vor allem Funktionen der Verwaltung und Dokumentation von Patientendaten im ersten Gesundheitsmarkt.
Weitere Anwendungen, die unter Inanspruchnahme der TI gefördert werden, sind telemedizinische Konsultationen. Seit April 2017 gehören diese zu den Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherungen.
Position Deutschlands: Start-ups in der Pipeline
In Deutschland stehen mit unter 30 Prozent deutlich weniger eHealth-Angebote zur Verfügung als im Norden Europas. Dementsprechend geringer fallen daher auch die Nutzungsraten aus. Im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit sogar unter dem EU-weiten Durchschnitt. Insgesamt betrachtet sind bisher nur wenige eHealth-Innovationen in die Routineversorgung übergegangen. Statt eines EHR werden bspw. nur partiell elektronische Fallakten genutzt (< 20 %).
Auch das Telemonitoring findet nur vereinzelt statt, z.B. bei Patienten mit COPD, Herz- oder Diabeteserkrankung (< 20 %). Elektronische Rezepte werden bis heute nicht angeboten. Gleichzeitig stehen den Patienten neben dem klassischen Versorgungssystem immer mehr Angebote von Dienstleistern des sog. zweiten Gesundheitsmarktes zur Verfügung. Mobile Applikationen zur Vorsorge, Fürsorge und Nachsorge, welche an die Lebenswelt selbst älterer Menschen anknüpfen, fluten seit einigen Jahren die App-Stores (eine Auflistung findet sich z.B. unter www.healthcare-startups.de).


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