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HospibotWie ein Roboter Kindern die Angst vorm Krankenhaus nehmen kann

Ein deutsch-dänisches Forschungsprojekt entwickelt derzeit einen Assistenzroboter, um Pflegekräfte zu entlasten. Dabei geht es um drei Einsatzszenarien: Begrüßen und Begleiten, Patrouillieren sowie den Transport von Proben. In einer dänischen Kinderklinik ist „HospiBot“ bereits im Einsatz.

Hospibot
Oskar Palinko
Der HospiBot im Foyer der Kinderklinik in Odense, Dänemark.

Eine freundliche und einladende Präsenz und ein interaktives Verhalten: So ist der Plan für kleine, flexible Assistenzroboter für Krankenhäuser, die derzeit im Rahmen des Forschungs- und Transferprojekts „HospiBot“ von Forschenden aus Kiel und Dänemark entwickelt werden. Denn der Fachkräftemangel in der Pflege ist groß, die Belastung für Pflegekräfte hoch. Die technischen Kollegen sollen dabei für Entlastung des Personals sorgen. In enger Zusammenarbeit mit Kliniken werden drei Einsatzszenarien getestet: Begrüßen und Begleiten, Patrouillieren und Transportieren von Proben.

Erster Roboter in Kinderklinik im Einsatz

Das deutsch-dänische Forschungsprojekt steht unter der Leitung der Universität Süddänemark (SDU). Acht Projektpartner, darunter die Fachhochschule (FH) Kiel und die Universität zu Lübeck (UzL) sowie fünf Krankenhäuser in Süddänemark und Norddeutschland, arbeiten dabei zusammen. Ziel ist, eine Reihe von Assistenzrobotern zu entwickeln und in der Praxis zu erproben. In der Kinderklinik in Odense begrüßt bereits ein „Empfangs-Roboter“ die jungen Patienten, um ihnen Ängste zu nehmen: stets mit einem Lächeln werden sie winkend begrüßt, mit Besuchern wird geplaudert oder bei der Orientierung geholfen.

Wir können die perfekte technische Lösung finden, aber wenn die Menschen den Roboter nicht benutzen, wird er nur in der Ecke stehen und ein Flop sein.

Die Erkenntnisse sollen in die weitere Entwicklung einfließen: Die Reaktionen von Patient*innen, Besucher*innen und Pflegepersonal fließen in die weitere Entwicklung ein, betont Projektleiter Palinko: „Wir können die perfekte technische Lösung finden, aber wenn die Menschen den Roboter nicht benutzen, wird er nur in der Ecke stehen und ein Flop sein.“

Im Herbst 2024 sollen erste patrouillierende Roboter durch die Krankenhausflure der Kooperationspartner in Süddänemark und Schleswig-Holstein rollen. Insgesamt läuft das „HospiBot“Projekt über drei Jahre und erhält im Rahmen des Interreg-Programmes 1,6 Millionen Euro.

Die Anforderungen an die Roboter sind hoch: Klein und flexibel müssen sie sein und sich in lauten, hektischen Umgebungen zurecht finden. Damit dies gelingen kann, stimmen sich die Forscher*innen eng mit den beteiligten Kliniken ab, betont Projektleiter Oskar Palinko. Der außerordentliche Professor für Robotik an der Universität Süddänemark koordiniert das HospiBot-Projekt. Zu Projektbeginn haben Kliniken und Hochschulen drei Einsatzszenarien identifiziert, erklärt Palinko: „Das Szenario ‚Begrüßen und Begleiten‘ wollen wir in Odense in der Kinderklinik erproben. Beim Szenario Patrolling geht es um Fragen der Sicherheit. Und unser Transport-Roboter soll Proben, Dokumente und ähnliches an vorgegebene Orte bringen.“

Interaktion ist die größte Herausforderung

Für ihre Arbeit greifen die Forscher*innen auf Erfahrungen aus dem Projekt „HandiRob“ zurück. SDU, FH Kiel und UzL hatten einen Roboter entwickelt, der zum Desinfizieren der Hände auffordert. Aktuell nutzt ihn die Projektgruppe, um die Reaktion von Menschen auf die „Mimik“ eines Roboters zu erforschen.

Prof. Franziska Uhing von der FH KIel betont, dass die größte Herausforderung in der Interaktion mit dem Menschen liege. Uhing verantwortet die Gestaltung der Benutzeroberfläche und möchte u.a. mithilfe von Eye-Tracking die Nutzerreaktionen erfassen: „Die Gestaltung der Körperform, der Augen, Sprache, Bewegungen, Licht und Ton sind entscheidend für den Gesamteindruck, der möglichst eine menschliche Note haben soll. Schließlich wollen wir, dass alle Beteiligten gerne mit den Robotern interagieren.“

Gegenstände auffinden und Notsituationen erkennen

Die Universität zu Lübeck realisiert das Konzept eines patrouillierenden Roboters. Dieser soll nicht nur abhanden gekommene Gegenstände auffinden, sondern auf seinen Kontrollgängen auch Notsituationen erkennen können. Robert Wendlandt arbeitet mit seinem Team an der kommunizierenden Sensoreinheit des Roboters. „Der Roboter soll über Display, Lautsprecher und Mikrofon Kontakt zu den Menschen aufnehmen, die über ihn Hilfe herbeirufen können“, erklärt Wendlandt. Dabei arbeite der Roboter datensparsam. Er nimmt keine Videos von Personen auf, sondern verarbeitet reduzierte Formmodelle oder Wärmedaten. 

Projektpartner

HospiBot ist ein Projekt der University of Southern Denmark (SDU), der Universität zu Lübeck (UZL), der Fachhochschule Kiel (FH Kiel), dem Fraunhofer IMTE, dem Sygehus Sønderjylland in Aabenraa, dem Zealand University Hospital in Køge, dem Odense University Hospital und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Hinzu kommen fünf Netzwerkpartner aus der Wirtschaft: die Robotik-Unternehmen Blue Ocean Robotics aus Odense und Giobotics aus Kiel, der deutsche Produkt- und Softwareentwickler UXMA, das BG Klinikum in Hamburg sowie das Softwareentwicklungsunternehmen assono aus Kiel.

 

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