
Im gesamten Bundesgebiet ist die Zahl der Patientinnen und Patienten in den Notaufnahmen stark angestiegen – so auch im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Damit einher geht auch das Risiko einer unzureichenden Patientenversorgung. Durch eine nicht optimale Ressourcennutzung kommt es zu längeren Wartezeiten, was zu einer Unzufriedenheit bei Patienten, aber auch bei Mitarbeitenden führen kann.
Zur Bewältigung der kommenden Herausforderung fördert das Land Schleswig-Holstein nun das Verbundprojekt „Assistenzsystem zur Prozessoptimierung in der Notaufnahme – APONA“ mit insgesamt 563 800 Euro. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Prozesse in der Notaufnahme in Bezug auf personelle, räumliche und technische Ressourcen mit Hilfe von KI. Für das Forschungsvorhaben haben sich das UKSH, das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und die SingularIT GmbH zusammengeschlossen.
Verbesserte Prozesse durch KI
„Wer in die Notaufnahme kommt, hat zumeist ernsthafte, gesundheitliche Sorgen. Wenn dann unklar ist, wie lange der Aufenthalt dauert oder welche Schritte als nächstes folgen, bedeutet dies eine zusätzliche Belastung für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das medizinische Personal. Das KI-Projekt Apona leistet einen signifikanten Beitrag, die Prozessabläufe in der Notaufnahme zu verbessern“, so Digitalisierungsminister Dirk Schrödter.
Laut Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme des UKSH, Campus Lübeck, handelt es sich bei Apona um ein „innovatives Analyse- und Prognosesystem, das retrospektiv Notaufnahmedaten untersucht, um relevante Algorithmen mit prognostischem Wert zu identifizieren.“ Somit könne das System laut Prof. Dr. Ralf Möller, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungsbereichs Stochastische Relationale KI im Gesundheitswesen, aktiv während der Behandlungsabläufe in der Notaufnahme eingesetzt werden, um bei der Entscheidungsfindung und Ressourcenkalkulation zu helfen.
Wie Dr. Mattis Hartwig, Geschäftsführer SingularIT GmbH, berichtet, konnten erste Erkenntnisse aus vorbereitenden Forschungen bereits auf Konferenzen und in ersten Publikationen vorgestellt werden. „Das breite Interesse spricht dafür, dass auch andere Kliniken und das Gesundheitssystem als Ganzes von den Ergebnissen, die durch APONA gewonnen werden, profitieren können“, so Hartwig.
Testlauf am Campus Lübeck
Alle Daten werden durch das UKSH anonymisiert und anschließend mit den Projektpartnern analysiert. Auf Grundlage dieser Daten entwickelt, trainiert und evaluiert das DFKI Vorhersage-Modelle, die wiederum in die von SingularIT entwickelte Software eingebettet werden. SingularIT schafft zudem die Architektur für ein kontinuierliches Lernen und Nutzen der Modelle und der Software.
Um die Praktikabilität und die Wirksamkeit des Projektes zu bewerten wird Apona derzeit am Campus Lübeck getestet. „Mit den steigenden Zahlen von Patientinnen und Patienten in Notaufnahmen wächst auch der Bedarf an einem modernen und intelligenten System, das auf dem neusten Stand der Forschung ist, Prozesse verbessert und die gesundheitliche Versorgung in den Mittelpunkt stellt“, sagte Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Präsidentin der Universität zu Lübeck.
Weitere Anwendungsbereiche von Apona
Ermittlung von Patientinnen und Patienten, die ein stationäres Behandlungsbett benötigen, basierend auf Faktoren wie Schwere der Erkrankung und Verfügbarkeit von Ressourcen
Prognose der voraussichtlichen Verweildauer einer Patientin oder eines Patienten auf einem Behandlungsbett, um die Bettenauslastung zu optimieren
Individuelle Bestimmung der optimalen Diagnostik- und Therapieansätze, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Krankheitsgeschichte und aktuellen Symptomen
Vorhersage von Diagnostikverfahren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Ergebnisse liefern werden, um kostspielige oder unnötige Tests zu vermeiden






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