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Health Innovation Hub„Wir sind ein eine Art Resonanzkörper für das BMG“

Wenn es denn technisch möglich ist. Für Krankenhäuser gibt es ja noch keine Konnektoren.

Also das kommt ja darauf an, welche Daten ein Krankenhaus überhaupt übertragen muss. In der 1.0-Version wären wir ja schon glücklich, wenn die ePA den Entlassbrief enthält. Sämtliche Vitalparameter von intensiv behandelten Patienten – das verlangt ja keiner. Einen Entlassbrief kann man über einen ganz normalen Praxiskonnektor schicken, das ist vom Volumen her machbar und darstellbar. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Krankenhäuser ganz grundsätzlich ein Problem mit der Digitalisierung haben. Wir sehen den Willen, sich zu verändern – aber dafür sind natürlich auch finanzielle Ressourcen nötig. Die Länder stellen die Investitionskosten nicht in dem Maß zur Verfügung, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das könnten wir jetzt lange bejammern und dann würde sich in den nächsten zehn Jahren nichts daran ändern. Ich gehöre zu denen, die sagen, dass der Bund darüber nachdenken muss, einen Digitalpakt für die Krankenhäuser zu schnüren. Aus eigener Kraft werden sie es nicht schaffen.

Welche Themen stehen in diesem Jahr auf der hih-Agenda?

Wir führen kontinuierlich unsere Arbeit weiter. Dazu gehört, dass wir intensiv den Weg digitaler Anwendungen in die Regelversorgung begleiten. Die Umsetzung der ePA hat für uns allerhöchste Priorität. Eine Pleite, wie Deutschland sie mit dem elektronischen Personalausweis erlebt hat, können und wollen wir uns nicht leisten. Wir arbeiten zurzeit intensiv daran, dass das E-Rezept integraler Bestandteil der ePA wird. Wir brauchen außerdem eine Incentivierung für Ärzte, die einen numerisch lesbaren Notfalldatensatz in der ePA anlegen, schließlich ist das mit Aufwand verbunden. Wir werden uns auch mit dem gerade erwähnten Digitalpakt für die Krankenhäuser auseinandersetzen. Das wahrscheinlich dickste Brett, das wir bohren müssen, ist die Frage, wie wir mit Daten für die Wissenschaft umgehen. Im Patientendatenschutzgesetz wurde die sehr wichtige Festlegung getroffen, dass die Menschen, die eine elektronische Patientenakte anlegen, ihre Daten freigeben dürfen. Dürfen! Die Freiwilligkeit ist ein ganz wesentlicher Punkt. Aber wenn auf der einen Seite Daten freigegeben werden dürfen, müssen wir auch darüber reden, ob und wie sie genutzt werden können. In Deutschland haben wir eine sehr enggefasste Definition von Zweckbindung, und diese läuft dem wissenschaftlichem Ansatz zum Umgang mit Daten zuwider. Big Data Analytics bedeutet, dass wir in einigen Projekten gar nicht wissen, wie die Frage genau lautet, oder dass Algorithmen Zusammenhänge herstellen, die wir vorher nicht bedacht haben. Es ist also schwierig, von vornherein den Zweck zu definieren. Wir müssen die Zweckbindung deshalb aufbohren – denn, davon bin ich überzeugt, die Verfügbarkeit von Daten für die Wissenschaft wird Menschenleben retten. Wir müssen einen Weg finden, diesen wissenschaftlichen Nutzen mit unseren gesellschaftlichen Werten, zu denen die Selbstbestimmung über die persönlichen Daten gehört, überein zu bringen.

Sie sprachen vorhin von Grenzen – ist die Datenschutzdiskussion eine davon?

Ich bin ein großer Fan der Werte, die wir in Deutschland und Europa leben. Ich wünsche mir kein marktwirtschaftliches Gesundheitssystem wie in Amerika, wo es ganz einfach möglich ist, Daten zu kaufen und zu verkaufen. Ich halte auch nichts vom chinesischen Modell, bei dem der Staat auf die Daten seiner Bürger zugreift. Wir brauchen einen dritten Weg, einen gemeinsamen europäischen Ansatz, und wir brauchen eine Infrastruktur von Cloudanbietern, die unsere Werte mittragen. Anderenfalls werden wir auf Amazon, Microsoft oder Tencent zurückfallen – und die Kontrolle über unsere Daten komplett verlieren.

Der hih ist auf die Dauer von drei Jahren angelegt. Verlängerung ausgeschlossen?

Für uns als Mannschaft: ja. Der hih ist ganz bewusst als Experiment auf eine begrenzte Zeit festgelegt. Nach drei Jahren würden wir einbüßen, was uns für unseren Auftraggeber so wichtig macht, nämlich unsere Verankerung in der realen Welt. Mag sein, dass uns das fürs BMG manchmal anstrengend und lästig macht, aber letztlich ist das ein Teil unseres Wertes. Wenn man dann befindet, dass das Experiment sich gelohnt hat, kann man es ja mit einem anderen Thema weiterführen.

Was für ein anderes Thema könnte das denn sein?

Ich glaube, das Thema Genomik und Sequenzierung wird ein sehr wichtiges Thema werden. Aber das ist nicht meine Entscheidung. Ich genieße erst einmal, hier und jetzt dabei sein zu dürfen.

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