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KrisenbewältigungAnhaltende finanzielle Schieflage beim Klinikum Stuttgart

Mit einem Defizit in Höhe von 55,3 Millionen Euro hat das Klinikum Stuttgart das Jahr 2022 abgeschlossen. Der Vorsitzende des Klinik-Verwaltungsrates fordert eine schnelle Verbesserung der Krankenhausfinanzierung.

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Symbolfoto

Das Stuttgarter Klinikum hat im Jahr 2022 ein Defizit in Höhe von 55,3 Millionen Euro eingefahren. Nachdem das Corona-bedingte Defizit von 2020 (43,4 Millionen Euro) im Jahr 2021 verbessert werden konnte, hat sich die aktuelle Situation wieder verschlechtert, wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht.

Wir brauchen eine schnelle Verbesserung der Krankenhausfinanzierung noch vor der Krankenhausreform.

Als Gründe nennt das Klinikum die stark gestiegenen Kosten für Energie, Löhne und Material auf der einen Seite und die sehr weit dahinter zurückbleibenden regulierten Erlöse. Hinzu kamen 2022 Sondereffekte im zweistelligen Millionenbereich durch Rückstellungen für lange zurückliegende Risiken aus dem Betrieb der eingestellten „International Unit“ (16,6 Millionen Euro) sowie Abschreibungen der 2022 integrierten Sportklinik Stuttgart GmbH (5,7 Millionen Euro).

Defizit ist herber Schlag für den Träger

Die großen Belastungsfaktoren der Kliniken würden eine schnelle Stabilisierung der Finanzsituation erfordern. „Wir brauchen eine schnelle Verbesserung der Krankenhausfinanzierung noch vor der Krankenhausreform, sonst drohen durch eine ungeordnete Schließung von Krankenhäusern Lücken in unserer Gesundheitsversorgung“, sagt Thomas Fuhrmann, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Klinikums Stuttgart und stellvertretender Vorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft e.V. und Bürgermeister der Landeshauptstadt.

Das Jahresergebnis entspricht nicht der Zielsetzung des Trägers.

Das Defizit des Klinikums Stuttgart ordnete er vor dem Hintergrund der insgesamt schwierigen Lage der Kliniken ein: „Das Jahresergebnis entspricht nicht der Zielsetzung des Trägers. Es ist jedoch noch der seit 2020 anhaltenden krisenhaften Situation der Krankenhäuser geschuldet. Mit Vorstand und Beschäftigten arbeiten wir gemeinsam am Ziel der Konsolidierung.“

Der Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, ergänzt: „Die Verbesserung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen bleibt entscheidend. Insbesondere für die Kinderheilkunde und Notfallmedizin, die uns mit Deutschlands größter Kinderklinik und ca. 100 000 Notfallpatienten im Jahr besonders am Herzen liegen, sehen wir echte Chancen für positive Entwicklungen.“

30 Prozent der Häuser in Baden-Württemberg sind insolvenzgefährdet

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland hat sich nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Der Ausblick wird ohne effektive gesundheitspolitische Gegenmaßnahmen so kritisch eingeschätzt, dass für 2024 in ca. 80 Prozent der Krankenhäuser mit Defiziten gerechnet wird.

Die DKG beziffert die Summe der monatlichen Verluste der Krankenhäuser in Deutschland aktuell mit 600 Millionen Euro. Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) geht für ihre Mitgliedshäuser im laufenden Jahr von einem Fehlbetrag von 620 Millionen Euro aus. Knapp 30 Prozent der Häuser in Baden-Württemberg sind laut Krankenhaus Rating Report insolvenzgefährdet. 

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