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Lieferketten absichernAsklepios-Zentrallager verspricht Versorgung auf neuem Niveau

Die Asklepios Kliniken errichten zurzeit ihr neues Zentrallager in Bad Oldesloe. Nach der Fertigstellung soll es nicht nur die eigenen Einrichtungen, sondern auch Krankenhäuser außerhalb des Konzerns, Arztpraxen und den Consumerbereich mit medizinischen Produkten beliefern. 

Aklepios Zentrallager Bad Oldesloe
Asklepios
Die Asklepios Kliniken errichten ihr neues Zentrallager in Bad Oldesloe.

In einem Gewerbezentrum in Bad Oldesloe bauen die Asklepios Kliniken zurzeit ihr neues Zentrallager, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Versandhändler Amazon, der dort ebenfalls ein neues Verteilzentrum betreibt. Der Standort an der Autobahn A1 zwischen Hamburg und Lübeck wurde so gewählt, dass er vom Hamburger Hafen aus mit Sattelzügen gut erreichbar ist. Die Trucks liefern Produkte an, die in der Regel aus Asien stammen und mit Seefracht-Containern verschifft wurden. „Wir wollen die Produkte künftig in ganz anderen Dimensionen einkaufen“, erläutert Reinhard Wiedemann, Geschäftsführer der Asklepios Service Einkauf und Versorgung GmbH, die das neue Zentrallager geplant hat und betreiben wird.

Mit dem neuen Zentrallager verfolgt der Konzern das Ziel, die gesamte Breite der Logistik abzudecken – vom Versand einzelner Pakete über kommissionierte Ware bis zu Paletten, die mit Sattelzügen zu den Kliniken transportiert werden. Die Asklepios Kliniken haben ein abgestuftes Konzept. Im Norden der Republik liefer t der Konzern kommissionierte Ware selbst aus, bis in die einzelne Station einer Klinik. Wo die Logistikwege zu weit werden, et wa im Süden Deut schlands, sollen Par tnerunternehmen die Einzelkommissionierung für die Stationen übernehmen.

Damit Asklepios in größeren Mengen einkaufen und dadurch bessere Konditionen aushandeln kann, müssen sich die Kliniken allerdings auf einheitliche Produkte einigen. Medizinische Facharbeitsgruppen mit Beteiligung der Chefärzte definieren die Anforderungen an die Qualität und die Auswahlprozesse – die Voraussetzung für eine Standardisierung der Massenprodukte. Dabei geht es aber nicht nur um den besten Preis. „Indem wir größere Mengen bestellen, können wir uns auch an den Weltmarktführern orientieren und erhalten dadurch die beste Qualität“, verrät Wiedemann.

Vollautomatisiertes Zentrallager

In Anbetracht größerer Mengen und günstiger Preise war es naheliegend, dass Asklepios nicht nur die Versorgung seiner eigenen Kliniken im Blick hatte, sondern auch konzernfremde Krankenhäuser sowie den ambulanten und Consumerbereich als Dienstleister mit Produkten versorgen möchte. Asklepios hat das neue Zentrallager so dimensioniert, dass es den gesamten Konzern nach heutigem Stand drei Mal versorgen könnte. Das neue Lager hat eine Fläche von 160 mal 90 Meter und ist 15 Meter hoch. Aus Brandschutzgründen wird der Halle Sauerstoff entzogen und Stickstoff im Überschuss zugeführt. Ein herkömmliches Arbeiten ist unter diesen Umständen nicht möglich.

Anlieferung, Einlagerung, Entnahme und Versand laufen daher weitgehend vollautomatisiert ab. Das hat zur Folge, dass es einerseits weniger, dafür aber spezialisierte Arbeitsplätze gibt. Prozesselektroniker und Automatisierungsexperten ersetzen den typischen Lagerarbeiter. Sie justieren die gesamte Anlage permanent nach und können bei einer Störung sofort eingreifen. Redundante Strukturen, wie zum Beispiel vier Schleußen für die Klinikkommissionierung, sollen den Transport auch bei einem Defekt sicherstellen.

Das gesamte Palettenlager ist in sich gekapselt und arbeitet vollautomatisiert. Die Halle ist in zwei Teile gegliedert, wobei der vordere Bereich noch einmal unterteilt ist. Ein Bereich ist für den Versand kompletter Paletten vorgesehen. Weiterhin gibt es einen Kommissionierungsbereich für die normale Krankenhausversorgung, wo stationsgerecht die Produkte in Wagen gepackt werden. Dabei handelt es sich um ein in sich geschlossenes System für die Belieferung der Stationen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Stationen scannen die benötigten Produkte. Im Zentrallager wird daraufhin eine Bestellanforderung generiert und das System kommissioniert automatisiert. Die gepackten Wagen werden dann über Nacht transportiert, sodass sie im Idealfall am nächsten Morgen in der Klinik eintreffen. Asklepios hat sich zum Ziel gesetzt, die Kliniken just in time zu beliefern. „Die Klinik soll nicht darüber nachdenken, was eine einzelne Kommissionierung kostet und sich auch keinen Vorrat mehr im Keller anlegen“, so Wiedemann. „Wenn die Chefärzte sich im Produktauswahlverfahren für ein Produkt entschieden haben erwarten sie, dass es im OP-Saal auch verfügbar ist“, ergänzt er. „Das wollen wir mit unserer Logistik gewährleisten."

Vollautomatisierter Autostore

Im dritten Bereich installiert Asklepios ein sogenanntes Autostore-Lagersystem – ein spezielles Kleinteilelager zur automatischen Lagerung und Kommissionierung von Kleinteilen – mit mehreren tausend Behältern. Roboter holen hier die digital angeforderten Produkte aus den Regalen und stellen Pakete zusammen, die in einer automatischen Packeinrichtung vollautomatisiert verpackt werden. Mit dem Autostore-System kann Asklepios den ambulanten Bereich vom MVZ bis zur Hausarztpraxis bedienen, sowie den Consumerbereich. Ältere Patienten sollen auf diese Weise mit Artikeln wie zum Beispiel Desinfektionsmittel oder Inkontinenzprodukten versorgt werden. Die Auslieferung erfolgt in diesem Fall über Paketdienstleister. „Wir wissen, dass wir über unser Zentrallager eine sehr interessante Dienstleistung anbieten können“, sagt Wiedemann mit Blick auf das Wachstum im ambulanten und Consumerbereich. „Deshalb ist auch unser Autostore-System so groß ausgefallen.“

Das Herzstück der gesamten Automatisierungsanlage ist die Informationstechnik (IT). Sie ist direkt auf das Lager zugeschnitten, funktioniert in Echtzeit und ist an die SAP-Systeme des Konzerns angebunden. Asklepios hat sie zusammen mit dem Hersteller der Automatisierungstechnik bereits in einer frühen Phase der Arbeiten am Reißbrett entwickelt.

Über das Asklepios Zentrallager

Bereits im Jahr 2018 begann der Klinikkonzern mit den Planungen für das Lager. Ein Jahr später folgte der Erwerb des Grundstücks in Bad Oldesloe, bevor am 20. Juli 2020 der erste Spatenstich gesetzt wurde. Geplant ist die Inbetriebnahme für Ende August bzw. Anfang September. Bis zu 20 000 Paletten werden im neuen automatisierten Hochregallager Platz finden.

Erschienen in kma 5/21  Jetzt kaufen!

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