
Die elf Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin in den Krankenhäusern der Hauptstadt zeigen Wirkung. Die dort tätigen Ärzte entlasten die Rettungsstellen zunehmend, bilanziert die KV aufgrund ihrer Daten. Demnach wurden die Praxen im vergangenen Jahr von jeweils rund 32 000 Kindern und Erwachsenen aufgesucht.
2020 lag die Zahl der behandelten Erwachsenen noch bei rund 19 400 und die der Kinder bei rund 21 000. „Die steigende Zahl der Patienten in den vergangenen drei Jahren zeigt, dass die Arbeit der KV-Notdienstpraxen in den Krankenhäusern zur Entlastung beiträgt – Tendenz weiter steigend“, sagte KV-Sprecherin Dörthe Arnold.
Kürzere Wartezeit, zufriedenere Patienten
Patienten hätten eine zusätzliche Option, „das verkürzt die Wartezeit und steigert die Zufriedenheit“, erklärt Angela Kijewski, Sprecherin des Unfallkrankenhauses Berlin. Dort gibt es seit 2016 eine Notdienstpraxis, laut Kijewsjki die erste in Berlin. Gerade für Patienten, die zu den weniger schweren Fällen zählten und deshalb mit besonders langen Wartezeiten rechnen müssten, sei die Notdienstpraxis eine Alternative zur Rettungsstelle. Die meisten Notdienstpraxen sind an Freitagen nachmittags und an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.
Auch die KV-Praxis an den DRK Kliniken Berlin Westend habe sich eindeutig bewährt, sagt Sprecherin Corinna Schwetasch. „Wir rechnen mit insgesamt über 10 000 Fällen im Jahr, die allein hier bei den DRK Kliniken Berlin Westend von der KV übernommen werden.“ In der Notaufnahme werden demnach jährlich rund 38 000 Patienten behandelt. Würden die Fälle aus der KV-Praxis hinzukommen, müssten rund 50 000 Patienten versorgt werden, so die Sprecherin.
Vivantes will die Kooperation ausweiten
Eine deutliche Entlastung sei auch an den Vivantes-Standorten Neukölln und Friedrichshain spürbar. Allerdings sei gleichzeitig eine erhöhte Nachfrage von Patienten bemerkbar, die ohne das KV-Angebot eher nicht ein Krankenhaus aufsuchen würden, so eine Vivantes-Referentin. Das landeseigene Unternehmen würde die Kooperation mit der KV demnach gern an weiteren Klinik-Standorten etablieren und zeitlich über die bestehende Wochenend-Regelung ausweiten, so die Referentin.
Potenzial für eine noch stärkere Versorgung sehen auch die DRK Kliniken Westend, etwa indem Öffnungszeiten verlängert oder auch unter der Woche angeboten werden. Zum Beispiel an Tagen, an denen andere Praxen geschlossen haben wie etwa an Mittwochnachmittagen.
KV klagt über steigende Kosten
Laut KV-Sprecherin Arnold sorgen allerdings steigende Ausgaben, unter anderem für Personal, Energie und Sachkosten, bereits jetzt für ein Defizit, das die KV ausgleichen müsse. „Allein bei den KV-Notdienstpraxen wurde für das Jahr 2020 ein Minus von 1,2 Millionen Euro und für das Jahr 2021 ein Minus von 1,4 Millionen Euro verzeichnet“, so Arnold. Für die Jahre 2022 und 2023 sei davon auszugehen, dass das Defizit weiter steigen werde.
Es sei daher seitens der KV Berlin nicht geplant, weitere KV-Notdienstpraxen aufzubauen oder die Öffnungszeiten der bestehenden KV-Notdienstpraxen zu erweitern. Einschränkungen seien aber ebenfalls nicht vorgesehen.
Rund 30 Prozent der Fälle hätten auch zu einem späteren Zeitpunkt von einem niedergelassenen Arzt versorgt werden können.
Die Praxis zeige, dass viele Patienten, die am Wochenende eine Klinik aufsuchen, eigentlich auch warten könnten, so die Vivantes-Referentin. Im Vivantes Klinikum Neukölln würden jährlich rund 59 000 Fälle und in der Friedrichshainer Rettungsstelle fast 63 000 Fälle versorgt: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass rund 30 Prozent dieser Fälle auch zu einem späteren Zeitpunkt von einem niedergelassenen Arzt hätten versorgt werden können. Für die Kinderrettungsstellen an beiden Standorten gilt dies für rund 80 Prozent.“





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