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35-Stunden-WocheDer Haustarif-Clou der Waldkliniken Eisenberg

Er könnte Signalwirkung haben, ein Wegweiser sein: Die Waldkliniken Eisenberg haben mit Verdi einen speziellen Haustarifvertrag ausgehandelt. Mit einer 35-Stunden-Woche plus Lohnsteigerung setzt er neue Maßstäbe. Alle Details zum „Eisenberger Tarif“.

Haustarifvertrag Waldkliniken Eisenberg
René Löffler/Powerpress Medien GmbH
Abschluss mit Signalwirkung? Die Waldkliniken Eisenberg und Verdi sind stolz auf den neuen Haustarifvertrag.

Kein Streik. Keine Demo. Keine Drohungen. Dafür ein „wegweisender Abschluss“. In Thüringen haben die Waldkliniken Eisenberg (WKE) und die Gewerkschaft Verdi hinbekommen, was andernorts in der Regel zunächst einmal viel böses Blut verursacht. Sie haben einen Haustarif kreiert, den beide Seiten in den höchsten Tönen loben. Klinikchef David-Ruben Thies nennt ihn stolz „Eisenberger Tarif“, Verdi-Verhandlungsführer Bernd Becker sagt: „Dieser Tarifvertrag zeigt den Weg, die Arbeitsplätze im Krankenhaus attraktiv zu machen.“

Für die Verdi-Mitglieder unter den rund 700 Beschäftigten der WKE und ihrer Tochterunternehmen gilt seit dem 1. Juli 2023 folgendes:

  • 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich: Bis 2028 wird die Wochenarbeitszeit um bis zu fünf Stunden auf 35 Stunden pro Woche reduziert – ohne Lohnverlust
  • Lohnerhöhung um bis zu neun Prozent in zwei Stufen
  • Arbeitsbedingungen und Bezahlung in den Tochterunternehmen werden schrittweise auf das Niveau der Muttergesellschaft angehoben
  • Sonderzahlung von 3000 Euro pro Jahr als Inflationsausgleich ab 2025
  • Erhöhung der Urlaubstage von 30 auf 31
  • Im Schichtbetrieb garantiert sechs freie Wochenenden pro Quartal
  • Lebensarbeitszeitkonto
  • Nachtzuschläge gelten bereits ab 20 Uhr
  • Recht auf Weiterbildung von 35 Stunden pro Jahr
  • sachgrundlos befristete Arbeitsverträge werden ausgeschlossen
  • betriebliche Krankenzusatzversicherung
  • betriebliche Altersvorsorge
  • Möglichkeit der Entgeltumwandlung für Sachleistungen

Nachahmung erwünscht

Der Tarif sei „ein klares Bekenntnis zu attraktiven Arbeitsbedingungen und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“, sagt Thies: „Wir schaffen damit einen zukunftsweisenden Rahmen für unsere Mitarbeitenden in allen Berufsgruppen und an allen Standorten.“ Und weil er es groß mag, formuliert er auch groß: „Wir setzen damit neue Maßstäbe in der Kliniklandschaft – Nachahmung ausdrücklich erwünscht.“

Das erhofft sich auch Bernd Becker, der mit Gewerkschaftssekretär Philipp Motzke verhandelt hat. Die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sei im Krankenhausbereich bundesweit einmalig, betont Becker. Zusammen mit dem Zeitwertkonto sei eine Kombination vereinbart worden, „die nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf berücksichtigt, sondern darüber hinaus die individuelle Planung der bevorstehenden Lebensabschnitte erleichtert“.

Die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist im Krankenhausbereich bundesweit einmalig.

Rückendeckung bekommt er auch von Sylvia Bühler: „Andere Arbeitgeber sollten sich daran ein Beispiel nehmen“, sagt das Verdi-Bundesvorstandsmitglied: „Die Waldkliniken Eisenberg haben erkannt, das die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden müssen, um genug Beschäftigte für eine gute Behandlung, Pflege und Versorgung zu gewinnen und im Beruf zu halten.“

Zeichen der Wertschätzung

Bei David-Ruben Thies rennt sie damit offene Türen ein. Wertschätzung, gute Bezahlung und Freizeit zur Regeneration seien wichtig, um die Berufe im Gesundheitswesen attraktiv zu halten, erklärt der WKE-Geschäftsführer: „Nur so lässt sich dem Fachkräftemangel begegnen – und die medizinische Versorgung auch künftig sicherstellen.“ Die Regelungen im Flächentarifvertrag des öffentlichen Dienstes reichten dafür nicht aus, so Thies. Die Waldkliniken hätten erneut einen eigenen Weg einschlagen müssen – und mit Verdi den richtigen Verhandlungspartner gefunden. Die Gewerkschaft bilde den größten Teil der in der WKE-Gruppe vertretenen Berufsgruppen ab.

Für Thies ist der jetzt stolz verkündete Haustarif ein weiterer Baustein für das Langzeit-Projekt, an dem er im thüringischen Saale-Holzland-Kreis arbeitet. „Wir gestalten hier in Eisenberg das Krankenhaus der Zukunft“, sagt er selbstbewusst und kämpferisch: „Für Patienten und für Mitarbeiter.“

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