Stadt gibt mehr Millionen: Der neue Rettungsplan für das Klinikum Wilhelmshaven

Nur eine erneute Millionen-Förderung der Stadt konnte das Klinikum Wilhelmshaven vor der Insolvenz retten. Die Leitung speckt jetzt die Neubaupläne ab und spricht mit den Friesland Kliniken über eine Kooperation. Parallel wird eine neue Geschäftsführung gesucht.

Es ist die mittlerweile dritte millionenschwere Finanzspritze innerhalb von zwölf Monaten: Die Stadt Wilhelmshaven stützt ihr Klinikum mit weiteren 16,1 Millionen Euro und bewahrt den Schwerpunktversorger damit erst einmal vor der Insolvenz. Mit dem frischen Geld sei die positive Fortführung des 661-Betten-Hauses bis Ende 2024 gesichert, sagt Geschäftsführerin Dr. Rafaela Korte im Gespräch mit kma. Die Stadt habe sich erneut klar zu ihrem Krankenhaus bekannt und wolle es in kommunaler Hand halten.

Mehr als 40 Millionen Euro flossen schon

Wilhelmshaven hatte bereits im Herbst 2022 und im Mai dieses Jahres zusätzliche Gelder bewilligt, insgesamt schon mehr als 40 Millionen Euro. Die Klinik-Rettung ist hart für die Stadt, jetzt steht eine Haushaltssperre bevor.

Rafaela Korte hat die Leitung des kriselnden Klinikums im Dezember 2022 übernommen, als Interim-Managerin der HC&S. Seitdem hat ihr Team zusammen mit Sanierungsexperten von Consus Health an der niedersächsischen Nordseeküste einiges zurecht gerückt: Unter anderem wurden drei ausstehende Jahresabschlüsse aufgestellt und geprüft, Budgetverhandlungen geführt, und ein detailliertes Sanierungskonzept bis zum Jahr 2028 wurde erstellt.

Fördermittelkonto gesperrt – Neubau ruht

Operativ stehe das Klinikum, an dem seit 2021 parallel ein Neubauprojekt läuft, eigentlich gut da, betont Korte. Allerdings hat es ein gewaltiges Liquiditätsproblem. Wegen der Jahresabschlüsse, die fehlten, sei etwa das Fördermittelkonto für die Baufinanzierung aktuell gesperrt. Das Land Niedersachsen hatte rund 90 Millionen Euro genehmigt. Seit September müsste die Baumaßnahme deshalb vom laufenden Konto finanziert werden – „und das geht nicht“, erklärt Korte. Weil Kostensteigerungen und unter anderem eine hohe Pensionszahlung für einen ehemaligen Mitarbeiter hinzu gekommen seien, reichten auch die bisherigen Finanzspritzen nicht mehr aus. Die Bauarbeiten ruhen mittlerweile.

Bauplanung wird angepasst

Jetzt gehe es insbesondere darum, das Fördermittelkonto wieder zugänglich zu machen, sagt Korte. Baugeschäftsführer Oliver Leinert arbeite mit Hochdruck an der Baufinanzierung und passe die von 2019 stammende Bauplanung dem Sanierungskonzept an. Das rechnet unter anderem mit weniger Patienten und einer entsprechend kleineren Bettenzahl.

Über letztere könnte der Krankenhausplanungsausschuss des Landes im November entscheiden. Die Bauplanung und damit die neue Fördermittelsumme dürfte dort erst im Sommer 2024 auf der Agenda stehen. „Vorher rechnen wir realistischerweise nicht damit“, sagt Korte. Dementsprechend könne der Neubau auch nicht vor Ende 2027 in Betrieb gehen.

Gespräche über Kooperation mit Friesland Kliniken

Unterdessen führen die Verantwortlichen weiter Kooperationsgespräche mit den benachbarten Friesland Klinike n in Sande, die das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes-Hospital Varel betreiben. Der Austausch der Geschäftsführungen und Aufsichtsräte sei intensiv und konstruktiv, erklärt Korte. Wann Ergebnisse präsentiert werden könnten, lasse sich noch nicht absehen. Denkbar sei jedoch vieles, bis hin zu einer gemeinsamen Holding, so die Geschäftsführerin, die in Flensburg lebt.

Ihr Mandat als Interim-Managerin in Wilhelmshaven nähert sich mittlerweile dem Ende. Der Vertrag mit HC&S ist bis Ende des Jahres befristet, und die Stadt hat sich früh entschieden, dass sie wieder eine fest angestellte Geschäftsführung haben möchte. Die Ausschreibung dafür läuft.