
Der Aufsichtsrat des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) hat beschlossen, das Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell zum 30. Juni 2023 zu schließen. Dies teilte das Landratsamt Konstanz am 3. Februar, einen Tag nach der Sitzung, mit. Alle Mitarbeitenden bekämen ein Angebot zur Weiterbeschäftigung im Gesundheitsverbund, heißt es weiter. Die medizinischen Fachbereiche würden an die verbliebenden Standorte verlegt werden.
Vergangenes Jahr hatten sich alle beteiligten Gesellschaftergremien des GLKN für eine Zwei-Standort-Lösung entschieden. Somit stand seitdem die Einstellung des Betriebs im Radolfzeller Krankenhaus im Raum. Landrat Zeno Danner erklärt: „Ich verstehe, dass dieser Schritt eine schwierige Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die Stadt Radolfzell ist. Durch die Schließung des Radolfzeller Krankenhauses entsteht indes keine Versorgungslücke im Kreis und es gehen keine Arbeitsplätze verloren.“
Personalmangel und immense Sanierungskosten
Der bundesweite Fachkräftemangel führte bereits dazu, dass die unfallchirurgische Versorgung sowie die Basisnotfallversorgung in Radolfzell zum 1. April 2022 eingestellt wurden. Auch bein den Planbetten sieht es aktuell nicht gut aus. Laut Klinikum können derzeit weniger als die Hälfte der vorhandenen Betten betrieben werden. Gegenmaßnahmen, wie das Zusammenlegen von Stationen, brachten keine Verbesserung.
Für eine dringend benötigte Kernsanierung, die für die Fortführung des Krankenhausbetriebs notwendig wäre, wären Investitionsmittel in Höhe von mindestens 92,5 Millionen Euro nötig. Eine „vorsichtige Kalkulation“ ergab, dass die Schließung des Standorts das Gesamtdefizit des Gesundheitsverbundes um mindestens 4,5 Millionen Euro pro Jahr entlasten würde, so das Landratsamt.
Belegschaft soll Weiterbeschäftigung erhalten
Alle 206 Mitarbeitenden aus dem Krankenhaus Radolfzell werden weiterhin im Gesundheitsverbund gebraucht. Dem Aufsichtsrat ist es daher wichtig, allen ein attraktives Angebot für die Weiterbeschäftigung zu machen. Geschäftsführer Bernd Sieber hofft, dass möglichst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Verbund bleiben und alle für die anderen Standorte zu gewinnen. „Zusammen mit dem Betriebsrat führen wir Gespräche und wollen jedem einzelnen ein Angebot machen, sodass sie oder er in Konstanz, Singen oder Engen weiterhin bei uns arbeitet“, so Sieber.
Die bestehenden medizinischen Bereiche werden in das Angebot der anderen Verbundhäuser integriert, was auch zum Abbau von Doppelstrukturen führt: Das Zentrum für Altersmedizin und die Physikalische Therapie werden nach Konstanz verlagert, die Zentren für Innere Medizin sowie Diabetologie, Gefäßmedizin und Wundmanagement und die angeschlossene interdisziplinäre Fußstation nach Singen. Bereits jetzt werden medizinische Notfälle wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwere Knochenbrüche nicht in Radolfzell, sondern in den Kliniken in Singen oder Konstanz behandelt.
Geplante Meilensteine
In einem Ideen- und Dialogforum tauschten sich Zufallseinwohnerinnen und -einwohner aus dem Landkreis sowie Interessenvertreter – beispielsweise Kreisseniorenrat, niedergelassene Ärzteschaft, Elternbeirat, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Rettungsdienst, Verbundbetriebsrat – zum Thema Medizinkonzept aus und entwickelten Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise. Das Medizinkonzept wurde von Lohfert & Lohfert begleitet und soll Anfang März in einer Aufsichtsratssitzung diskutiert werden.
Außerdem soll für den Standort Singen bis Ende April ein Sanierungsgutachten erstellt und anschließend in den Kreistag eingebracht werden. Für den neu geplanten Klinikstandort liegen dem Landkreis drei offizielle Grundstücksangebote vor – zwei aus Radolfzell und eines aus Singen. In Machbarkeitsstudien soll die Geeignetheit der Grundstücke geprüft werden.





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