
Der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) macht jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe. Ein aktuelles Gutachten zeigt verschiedene Szenarien im Umgang mit der derzeitigen Situation auf. Die Entscheidungsfindung kann nun in den beteiligten Gremien beginnen.
Der aktuelle Verlust des GLKN liegt unter anderem an Doppelstrukturen in den Kliniken, der baulichen Infrastruktur und den Abrechnungsmodalitäten mit den Krankenkassen. Daraus entsteht ein derzeitiges Defizit von circa 1,5 Millionen Euro pro Monat, das durch den Landkreis Konstanz ausgeglichen wird und den Kreishaushalt stark belastet. Es besteht demnach dringender Handlungsdruck.
Gutachten zeigt drei Szenarien auf
Um für die Landkreisbewohnerinnen und –bewohner das bestmögliche medizinische Angebot bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit zu bieten, wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Mit diesem Vorhaben wurde das Unternehmen Lohfert und Lohfert betraut. Die Lösungsvorschläge des Gutachtens, wie es mit dem GLKN weitergehen könnte, liegen nun vor. Dass die Kliniken in kommunaler Trägerschaft bleiben sollen, war die einzige Vorgabe, die an das Gutachten gestellt wurde, ansonsten wurde es ergebnisoffen erarbeitet.
Der GLKN betreibt derzeit vier Akutklinikstandorte in Konstanz, Radolfzell, Singen und Stühlingen. Das Gutachten zeigt für die Häuser drei Szenarien auf. Bei dem ersten kommt es lediglich zu Optimierungen innerhalb der bestehenden Strukturen. In diesem Fall ist weiterhin mit einem jährlichen Defizit von etwa 13 Millionen Euro zu rechnen. Die zweite Möglichkeit wäre ein Zentralbau in der Mitte des Landkreises. Hierbei muss der Neubau des Klinikums Konstanz für 100 Millionen Euro, der 2018 in Betrieb genommen wurde, und dessen strukturpolitische Bedeutung für den Landkreis mitbedacht werden.
Als dritter Ansatz wird eine Zwei-Haus-Lösung genannt. Hierbei bleibt der Standort in Konstanz neben einem weiteren bestehen. Wie dieser weitere Standort gestaltet ist, bleibt indes offen. Denkbar wäre ein Bau an einem anderen, derzeit nicht festgelegten Standort – am sinnvollsten in Singen. Die Zwei-Haus-Lösung hätte zur Folge, dass die medizinische Versorgung des Radolfzeller Krankenhauses in die anderen Kliniken aufgenommen würde.
Der Entscheidungsprozess hat begonnen
Die letztgenannte Variante wird von den Gutachtern empfohlen. Bei dieser Maßnahme ist mit circa 270 Millionen Euro Investitionskosten zu rechnen, die nach Aussage der Gutachter unter anderem durch das verbesserte Leistungsangebot, die Einsparung des Defizits und durch zu erwartende Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg finanziert würden.
Ziel ist ein bestmögliches medizinisches Angebot im Landkreis für seine Bewohnerinnen und Bewohner, das wirtschaftlich tragfähig ist. Dafür sind Veränderungen in den bestehenden Strukturen unausweichlich. Durch Spezialisierungen und damit verbundene höhere Fallzahlen wird eine bessere Versorgung gewährleistet. Moderne Ausstattung in einem erstklassig aufgestellten Krankenhaus dient nicht nur der Behandlung von Patienten, auch bei der Gewinnung neuer Mitarbeitenden ist sie ein Pluspunkt. Der Abbau von Arbeitsplätzen ist durch diesen Prozess nicht vorgesehen, im Gegenteil, durch die neu aufgestellten Kliniken könnten zusätzliche Fachkräfte leichter gewonnen werden.
Am 11. März 2022 wurden die Inhalte des Gutachtens den Gremien der beteiligten Gesellschafter sowie dem Aufsichtsrat des Gesundheitsverbundes vorgestellt. Damit beginnt der Entscheidungsprozess, um die entsprechenden Entschlüsse zu fassen und den GLKN stark für die Zukunft zu machen. Sollte es zu den empfohlenen Veränderungen kommen, ist unter optimalen Bedingungen eine Realisierung bis 2030 möglich.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen