
Es sind teils schmerzhafte Veränderungen, die in Koblenz beschlossen wurden. Die Gesellschafterversammlung des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GK-Mittelrhein) hat am 15. Juli dem Sanierungsgutachten des Beratungsunternehmens Roland Berger zugestimmt, über das kma bereits berichtet hat. Damit wird immer klarer, wie es mit dem Klinikverbund, der mehr als 4000 Menschen beschäftigt, nach den gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit den Sana Kliniken weitergehen wird.
Für die beiden kommunalen Gesellschafter – den Landkreis Mayen-Koblenz und die Stadt Koblenz – ist diese Zukunft mit weiteren Millionen-Zahlungen verbunden. Die Kommunen werden das seit Jahren defizitäre Unternehmen trotz der knappen Haushaltslage in diesem Jahr mit weiteren zehn Millionen Euro direktem Kapital sowie 50 Millionen Euro in Form von Bürgschaften unterstützen, teilt das GK-Mittelrhein mit.
„Dies war ein absolut notwendiger Schritt und die wichtigste Voraussetzung, um die angedachten Sanierungs- und Baumaßnahmen anzugehen“, sagt Oberbürgermeister David Langner, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung. Ein Teil des Geldes fließe in die dringend benötigte Ein-Standort-Lösung in Koblenz. „Ein beschleunigter Neubau in zwei Bauabschnitten soll erste positive Synergieeffekte mit sich bringen“, erklärt Geschäftsführer Christian Straub.
Angedacht sei ein Gebäude für die Aufnahme der Fachabteilungen aus dem Ev. Stift St. Martin, eine erweiterte Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte, eine Funktionsdiagnostik und OP-Säle, so Straub. Gespräche zur finanziellen Förderung durch das Land liefen bereits.
Nicht alle Fachabteilungen werden in gleicher Art und Weise bestehen bleiben können.
Auch in Mayen müsse dringend gebaut werden, heißt es weiter. „Hier geht es in erster Linie darum, eine neue, bedarfsgerechte und wirtschaftlich sinnvolle Zielplanung aufzulegen“, sagt Florian Distler, der von der Gesellschafterversammlung gerade als neuer, zweiter Geschäftsführer bestellt worden ist. Das bedeute, dass nicht alle Fachabteilungen in gleicher Art und Weise bestehen bleiben könnten, so Distler: „Sicher sind die Geburtshilfe und die Kinder- und Jugendmedizin. Die Orthopädie soll sogar erweitert werden.“
Nastätten und Boppard weiter auf der Kippe
Weiter ungewiss ist, ob das Paulinenstift in Nastätten und das Heilig Geist in Boppard im GK-Mittelrhein verbleiben. Der Rhein-Lahn-Kreis habe seine Bereitschaft signalisiert, für das Paulinenstift einen Verlustausgleich für das zweite Halbjahr 2024 sowie das Jahr 2025 zu übernehmen, heißt es in der Mitteilung. Die vertraglichen Verhandlungen dazu seien noch nicht abgeschlossen, dies müsse jedoch bis Mitte August erfolgt sein.
Dem Rhein-Hunsrück Kreis dagegen sei es bisher nicht gelungen, eine ausreichende Verlustübernahme für die Jahre 2024 und 2025 für das Krankenhaus in Boppard zu beschließen. Dies sei jedoch eine zwingende Voraussetzung für den Fortbestand des Krankenhausstandortes. Auch hier müsse bis Mitte August die verbindliche Erklärung vorliegen.
„Bis dahin sind wir gesprächsbereit“, betont David Langner. Sollte es zur Schließung kommen müssen, sei es erklärtes Ziel, „den überwiegenden Anteil des Leistungsspektrums in eines der anderen Krankenhäuser zu integrieren“. So solle der Großteil der Mitarbeitenden eine neue Perspektive im GK-Mittelrhein erhalten. Dies gelte auch für andere Arbeitsbereiche, die von den weitreichenden Veränderungen betroffen seien – etwa die stationäre Nuklearmedizin und die Schmerztagesklinik im Kemperhof.
Im Tagesgeschäft sollen Millionen eingespart werden
Bei den drei Senioreneinrichtungen und dem ambulanten Pflegedienst sei noch nicht entschieden, ob die Leistung weiter unter dem Dach des GK-Mittelrhein erfolgen solle. Alternativ könnte sie „in ein anderes erfolgreich etabliertes Unternehmen integriert werden“. Das Angebot in den Praxen des MVZ Mittelrhein müsse – auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – angepasst werden. Bis Ende 2024 werde die Geschäftsführung hierzu ein Konzept entwickeln.
Neben den strukturellen Maßnahmen will das GK-Mittelrhein bis Ende 2028 auch rund 8,8 Millionen Euro im Tagesgeschäft einsparen. Hierzu zählten beispielsweise die Reduzierung von Personalkosten im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung, Einsparungen bei den Sachkosten, die Vermeidung von Doppelstrukturen und die Optimierung von Wahlleistungsangeboten.
Neue Gesellschafterstruktur
Die Gesellschafterversammlung hat auch die zukünftige Gesellschafterstruktur der Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gGmbH beschlossen. Demnach halten die Stadt Koblenz und der Landkreis Mayen-Koblenz jeweils 47,38 Prozent an dem Unternehmen. Von den bislang beteiligten kirchlichen Stiftungen bleiben nur noch zwei beteiligt – die Stiftung Ev. Stift St. Martin mit 4,92 Prozent und die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist mit 0,33 Prozent.







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