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AufklärungKanzlei untersucht Vorwürfe gegen Klinikum Friedrichshafen

Ende 2023 hatte eine Oberärztin massive Kritik an den Zuständen am Klinikum Friedrichshafen geäußert. Im Dezember verstarb sie, ein Suizid wird vermutet. Nun hat der Klinik-Aufsichtsrat Compliance-Anwälte mit der Aufklärung der Vorwürfe beauftragt.

Klinikum Friedrichshafen
Medizin Campus Bodensee
Eine unabhängige, externe Rechtsanwaltskanzlei nimmt etwaiges Fehlverhalten von Vorgesetzten und Geschäftsführung am Klinikum Friedrichshafen unter die Lupe.

Am Klinikum Friedrichshafen rumort es. In der Medienberichterstattung ist vom Tod einer leitenden Oberärztin und ihren Vorwürfen gegen die Klinikleitung die Rede. Im Raum stehen Mobbinganschuldigungen und eine etwaige Gefährdung des Patientenwohls durch teils überforderte Ärzte. Dem stellt sich nun der Aufsichtsrat, der beschlossen hat, eine unabhängige Sachverhaltsaufklärung anzustoßen. Dazu wurde die Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf Rechtsanwälte unter Leitung von Rechtsanwalt Dr. Andreas Minkoff betraut.

Um die fachgerechte medizinische Beurteilung der Untersuchung sicherzustellen, sollen auch ärztliche Gutachter mit einbezogen werden. Das ausgemachte Ziel sei es, „die tatsächlichen Abläufe akribisch aufzuklären, damit Empfehlungen für das weitere Vorgehen innerhalb des Klinikums ausgesprochen werden können.“, so Minkoff.

Was bisher geschah

Eine leitende internistischen Oberärztin am Medizin Campus Bodensee (MCB) hatte Ende 2023 eklatante Missstände am Klinikum Friedrichshafen angeprangert wie der Südkurier berichtet. Teile der Ärzteschaft seien mit der Arbeitslast überfordert gewesen, Behandlungskomplikationen verheimlicht und Todesfälle hätten vermieden werden können. Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen Ermittlungen auf. Im Dezember 2023 kam die Oberärztin zu Tode, eine Selbsttötung wird vermutet. Ihr Anwalt erklärte nach Angaben von Business Insider, dass sie hierdurch Aufmerksamkeit auf die Missstände am Haus lenken wollte.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Friedrichshafen und Oberbürgermeister der Stadt, Andreas Brand, zeigt sich betroffen über das Ableben der Oberärztin. „Wir können nachvollziehen, wie die Angehörigen, die Kolleginnen und Kollegen der Verstorbenen auf dieses Ereignis reagieren. Deshalb ist es uns wichtig, dass eine eingehende und allumfassende Aufklärung der Vorhalte erfolgt.“

Unser Ziel ist es, die tatsächlichen Abläufe akribisch aufzuklären, damit Empfehlungen für das weitere Vorgehen innerhalb des Klinikums ausgesprochen werden können.

Untersuchungsergebnisse Ende Q1 erwartet

Wie das Klinikum berichtet, werden im Zuge der Untersuchung das ärztliche Personal, Pflegerinnen und Pfleger sowie weitere Beschäftigte befragt. Ihnen stünde dabei frei, sich von Zeugenbeiständen begleiten zu lassen. Der Aufsichtsrat will Aufschluss über folgende Fragen erhalten:

  1. Welche Vorwürfe gegen Vorgesetzte und die Geschäftsführung wurden durch die Ärztin seit ihrer Ernennung zur Oberärztin der internistischen Intensivstation erhoben (vor allem Inhalt, Zeitpunkt, Form und Adressaten)? Wurden in Zusammenhang mit der internistischen Intensivstation und der kardiologischen Abteilung ähnlich gelagerte Vorwürfe schriftlich an die Geschäftsführung oder den Aufsichtsrat herangetragen?
  2. Waren die durch die Oberärztin erhobenen Vorwürfe zutreffend und zulässig?
  3. Welche Reaktionen auf die erhobenen Vorwürfe erfolgten durch Vorgesetzte und die Geschäftsführung und zu welchem Zeitpunkt erfolgten diese?
  4. Waren die durch Vorgesetzte und die Geschäftsführung erfolgten Reaktionen zulässig und wurden alle erforderlichen Maßnahmen getroffen?
  5. Haben Vorgesetzte oder die Geschäftsführung in Zusammenhang mit den untersuchten Vorgängen in sonstiger Weise Pflichtverletzungen begangen?

Ende Februar will die Kanzlei dem Aufsichtsrat die ersten Zwischenergebnisse präsentieren. Finale Ergebnisse sollen spätestens Ende März 2024 vorliegen. „Wir sind uns bewusst, dass diese Aufklärung Zeit und Geduld erfordert. Wir sind fest entschlossen, sie so gründlich wie möglich durchzuführen. Nur so können wir das Vertrauen in das Klinikum und die gute Arbeit der Mitarbeitenden zurückgewinnen.“, sagt Oberbürgermeister Brand.

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