
Jetzt fahren sie durch Aschaffenburg – die ersten acht E-Dienstwagen, die das kommunale Klinikum Aschaffenburg-Alzenau seinen examinierten Pflegekräften kostenlos zur Verfügung stellt. Geschäftsführer Sebastian Lehotzki hat dafür 600 voll-elektrische Pkw beim Autohersteller Mazda bestellt – und die werden jetzt, wie im vergangenen September angekündigt, nach und nach an die neuen Fahrerinnen und Fahrer übergeben. Pro Woche werden jeweils 50 Neuwagen am Klinikum erwartet.
Die ersten acht Pflegekräfte, die jetzt einsteigen durften, wurden willkürlich aus verschiedenen Klinikbereichen ausgewählt – IT-gestützt, von Mazda, Lehotzki hat sich da bewusst rausgehalten. Für ihn sei es ein besonderer Tag gewesen, sagt er im Gespräch mit kma. Das Projekt beschäftigt ihn schon seit langem, jetzt schaut er in glückliche Gesichter seiner Pflegekräfte – und spätestens als er die Wagen abends in der Stadt wiedersah, habe er „sehr großen Stolz“ empfunden, sagt der Klinikchef.
41 neue Pflegekräfte, 22 stocken auf
Zwei Millionen Euro hat er für das Projekt kalkuliert. Damit finanziert das Klinikum nicht nur die zunächst auf zwei Jahre abgeschlossenen Leasingverträge, sondern auch Steuern, Versicherung, Wartung, Reparaturen sowie den Ladestrom. Den Pflegekräften sollen keine Kosten entstehen.
Lehotzkis Zwischenbilanz klingt schon jetzt gut: 41 neue Pflegekräfte habe sein Haus durch die Aktion bereits gewonnen. Zudem hätten 22 Beschäftigte ihre Arbeitszeit aufgestockt, denn die E-Dienstwagen erhält nur, wer mindestens eine 50-Prozent-Stelle hat. Auch sei die Fluktuation beim Pflegepersonal deutlich zurückgegangen. Aktuell kann Lehotzki noch 30 der 600 bestellten Autos anbieten, alle anderen sind vergeben. „Aber wir haben bei Mazda noch eine Option auf weitere Fahrzeuge“, betont der Klinikchef.
Zehn Millionen Euro für Arbeitnehmerüberlassung
Ein wichtiges Ziel ist es unter anderem, mit der ungewöhnlichen Aktion die Kosten für die Arbeitnehmerüberlassung „größtmöglich zu reduzieren“. Bislang zahlt Lehotzki dafür rund zehn Millionen Euro im Jahr – und mit jedem Euro, den er durch Pflegekräfte spart, die neu und fest nach Aschaffenburg kommen oder zufrieden bleiben, macht sich das E-Auto-Projekt bezahlt. „Im Vergleich zu anderen Maßnahmen wie beispielsweise Wechselprämien oder persönlichen Zulagen sind unsere Kosten aber sowieso deutlich niedriger“, betont Lehotzki.
Der Wettbewerb ist ohnehin scharf.
Den Vorwurf, mit den Autos verschärfe er den Wettbewerb um Pflegekräfte noch, mag er nicht gelten lassen. „Der Wettbewerb ist ohnehin scharf“, sagt er. Vielmehr sei es gelungen, die Pflegekräfte auf eine emotionale Weise zu erreichen und die Wertschätzung ihnen gegenüber zum Ausdruck zu bringen: „Dieses Gefühl zählt für sie mehr als eine reine Ersparnis in Euro“, ist Lehotzki überzeugt.
Dass das Ganze obendrein noch einen ökologischen Effekt hat, ist ihm besonders wichtig: „Mit 600 zusätzlichen Verbrennern hätten wir das nie gemacht.“ So sind die Aufschriften auf den E-Autos der Pflegekräfte gleich doppelt Programm: „Grüne Welle für die Pflege“, steht da neben dem Klinik-Logo und: „Jetzt bei uns einsteigen!“





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