
Die Krankenhausreform ist das Thema der Legislaturperiode des aktuellen Gesundheitsministers Prof. Dr. Karl Lauterbach. Wirtschaftlich angeschlagene Klinikstandorte und -träger, daraus resultierende Fusionen und Forderungen nach Überbrückungshilfen bestimmen das aktuelle Geschehen im deutschen Krankenhauswesen. Laut öffentlicher Debatte und zahlreicher Verlautbarungen des Gesundheitsministers seien dafür unter anderem die verhältnismäßig hohen sowie stark steigenden Gesundheitsausgaben und eine überteuerte Krankenhausversorgung verantwortlich.
Krankenhäuser sind weder Kostentreiber der Gesundheitsausgaben, noch ist das deutsche Krankenhaussystem besonders teuer.
Eine Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) auf Basis von Daten der OECD und Eurostat wirft jetzt ein neues Licht auf die Diskussion. Aus ihr geht hervor, dass im europäischen Vergleich deutsche Krankenhäuser eher niedrige Kosten verursachen. „Krankenhäuser sind weder Kostentreiber der Gesundheitsausgaben, noch ist das deutsche Krankenhaussystem besonders teuer. Das Gegenteil ist der Fall, auch wenn Bundesminister Lauterbach und andere diese Legende wider besseres Wissen weiterhin verbreiten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß.
Krankenhauskosten in Europa
Die Höhe der Gesundheits- und Krankenhausausgaben werden international prozentual am Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen. Mit jeweils drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts weisen Deutschland und die Niederlande den geringsten Anteil der Krankenhauskosten an der gesamten Wirtschaftsleistung der Volkswirtschaften auf. Allein in Norwegen liegt der Wert in der west- und nordeuropäischen Vergleichsgruppe mit 2,6 Prozent noch niedriger, was im sehr hohen BIP des Landes begründet liegt. In Österreich und Dänemark beispielsweise liegt der Anteil bei fast vier Prozent.
Und auch der Anteil an den gesamten Gesundheitsausgaben eines Landes liefert Aufschluss über die Kostenverteilung. In der Studie heißt es: „Während die Ausgaben für Krankenhäuser in den meisten westeuropäischen Nachbarländern seit jeher jeweils etwa ein Drittel, und in Dänemark sogar die Hälfte an den gesamten Gesundheitsausgaben ausmachen, sind es in Deutschland weniger als ein Viertel.“
Die Statistiken über die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zeigen, dass der Anteil der Krankenhauskosten an den Gesamtausgaben zwischen 2010 und 2022 sogar von 35,6 Prozent auf 32,6 Prozent gesunken ist. In Relation zu den Ausgaben für Krankenhausbehandlungen, sind die Ausgaben der GKV für Heil- und Hilfsmittel in diesem Zeitraum überproportional gestiegen.
Was kostet eine stationäre Patientenbehandlung in anderen europäischen Ländern?
Schweiz: 8385 Euro
Norwegen: 8297 Euro
Dänemark: 7297 Euro
Deutschland: 6146 Euro
Finnland: 4084 Euro
Gerald Gaß bewertet die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser dennoch als kritisch. Sie seien strukturell unterfinanziert. „Wir sind mittlerweile aber an einem Punkt angekommen, an dem das System beginnt zu kippen. Immer mehr Kliniken, Abteilungen und Stationen drohen aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen zu werden.“ Er fordert die Politik zu unverzüglichem Handeln auf, ansonsten würden Wartelistenmedizin und weite Wege für die Patientinnen und Patienten auch im Notfall drohen.





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